Bionic Angel / Digital Violence
Digital Violence Spielzeit: 63:11
Medium: CD
Label: Schwarzdorn Productions, 2008
Stil: Gothic Rock


Review vom 24.07.2008


Jürgen B. Volkmar
Nachdem Bionic Angel bereits auf mehreren Compilations wie z.B. "Lieder und Gesänge", "All Freaks" und "GOTH It What You Make" ihr Unwesen getrieben haben, lauern sie nun mit ihrem Debütalbum "Digital Violence" in der Dunkelheit, um demnächst in das Licht der Öffentlichkeit zu treten.
Als bionischer Engel, der den Sphären zwischen Himmel und Hölle entstiegen ist, wandern sie ebenfalls stilistisch zwischen den Welten.
Auf ihrem Weg als apokalyptischer Bote verarbeiten sie ein Gebräu aus Doom, Dark Metal und Gothic-Klängen, unter Hinzufügung von Elektro- und Pop-Elementen. Von der Bühnenshow her sind sie jedoch mehr im Art Rock dieser spezifischen Stilrichtungen angesiedelt. Aufgrund gewisser extremer Darstellungen und provokanter Texte sind sie in der Vergangenheit immer wieder an den Pranger politischer und religiöser Gruppierungen gestellt worden.
Ursprünglich 2000 im deutsch-amerikanischen Line-up gegründet, ist die Besetzung seit 2002 stabil geblieben. Mit Growls und Howls werden die teilweise poppigen Tracks von Lead-Screamer Juggernaut brachial verfremdet. Keyboards und Sägezahngitarre peitschen die durchweg eingängigen Hooks in treibenden Rhythmen voran. Manchmal Rammstein-artig im Intro, um dann wieder in gefällige Klänge zu verfallen, kommen Groover wie "Living A Lie" und "End Of Days" mit brachialem Dark-Spirit aus den schwarzen Untiefen geschossen, um dann in klassische Gothic-Töne wohlwollend abzusinken.
Ab und zu hat man den Eindruck, dass die NDW mit all ihren Facetten immer noch durch das bionische Labyrinth der Engel geistert. Todesbote und Sänger Juggernaut, der auch als schwarzer Engel das Cover ziert, zelebriert alle Register seiner tonalen Stilkiste. Er grunzt und grummelt, grölt und wispert, um dann mit glasklarem Gesang in beinahe himmlische Refrains einzutauchen.
Synthies und Elektronik werden geschickt eingesetzt, jedoch liegt die Orientierung mehr auf der Gitarrenseite, die ihre Riffs in dem düster-metallischen Klangbild konsequent umsetzt. Sogar deutsche Texte, die in "Du Mein Gott" und "Du (Nur Du)" ab und zu gesprochen und dann mit musikalischen Querverweisen auf Horrorwerke eingesetzt werden, sind auf dieser düsteren Produktion zu hören.
Manchmal werden die teilweise zweistimmigen Gesänge und elektronischen Spielereien zu massiv eingebracht. Kontrastierend dazu dann wieder Death-lastige Klänge mit bedrohlichen Chorussen in "Stars & Dust" und "Burn Down The Witches", bei denen die Gitarrenläufe tief und doppelfett aufmarschieren.
Richtig tief in der NDW-Historik mit Nena-Schlagseite, versinkt man bei "Live To Die", das Fragmente von "Irgendwie, Irgendwo, Irgendwann" beinhaltet. Gesanglich wird hier aber eher bedrohlich aggressiv mit zeitgemäßen Gitarren gearbeitet, wobei das Grundthema immer wieder eingängig und hymnisch schwebend im Tongerüst hängen bleibt.
Die poppige Orientierung wird auch bei "Bitch Like You" durchgehalten, das in einem Bad aus Pop-Bombast und düsteren, riffenden Gitarren dem Ganzen den richtigen Drive gibt. Beinahe im Gegensatz dazu, schreit sich der Sänger bei "Killing Myself Today" die Seele aus dem Leib. Bedrängende Elektronik verpasst dieser düsteren Collage einen hinreißenden und unheilvollen Touch.
"Clone Your Soul" und "Revolution X" schaffen die richtige finale Atmosphäre durch ihre beinahe zerhackte Dynamik, die durch die Hass getränkten Botschaften des Frontmannes noch zusätzliche, industrialisierte Schattierungen bekommt.
Bionic Angel überzeugen mit ihren teilweise poppig durchtränkten, metallischen Brettern, die, trotz ihrer Widersprüchlichkeit in der Stilkontinuität, gerade das schaffen, was ein innovatives und Stromstöße verteilendes Album ausmacht. Die Gothic-, Death- und die Todesmetallfraktion wird genau das schätzen, denn die Individualität dieses Werkes ist derart expressiv und so hundertprozentig düster virulent, dass jeder erfasst wird, der in diese Scheibe auch nur ansatzweise hineingehört hat.
9 von 10 RockTimes-Uhren
Line-up:
The Angry Princess (performance & body art)
The Juggernaut (vocals & guitars)
The Torn Prince (drums & sampling)
The Torso (guitars)
The Hammer (keys, synth & vocals)
The First Born Son (bass)
Tracklist
01:Living A Lie
02:End Of Days
03:Du Mein Gott
04:Stars & Dust
05:Burn Down The Witches
06:Du (Nur Du)
07:Another Day
08:Live To Die
09:Transit To Hell
10:Pink
11:Bitch Like You
12:Killing Myself Today
13:Clone Your Soul
14:Revolution X
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