Es ist schon nicht ganz einfach, in dem Kreativitäts-Dschungel mancher Bands und Künstler den Durch- bzw. Überblick zu behalten, so auch bei Biss.
Kurz nach ihrer Gründung erschien im Jahr 2002 bereits ihr gleichnamiges Debüt-Album, welches hohe Akzeptanz bei Kritikern und Käuferschaft fand. Auch eine Tour mit Bonfire war in Sack und Tüten, als Sänger Fernando Garcia (ex-Victory) kurzfristig der Band den Rücken kehrte.
Axt-Schwinger Ralf "Doc" Heyne und Produzent Michael Voss (Casanova, Demon Drive, Silver, Mad Maxx) dachten aber nicht daran, aufzugeben.
Neue Gesichter tauchten auf: Barend Courbois (ex- Vengeance - Bass) und Jos Zoomer (ex- Vandenberg - Drums) bereicherten das Line-up. Der Neue am Mikro war kein Geringerer als Michael Bormann (ex- Jaded Heart) und in dieser Konstellation wurde "Joker In The Deck" veröffentlicht. Nur leider hielt auch diese Formation nicht lange durch.
'Neue Band - neues Album - neues Label - neues Glück' dachten vermutlich Voss und Heyne: auf die Felle drischt nun Carsten Witte, den Bass zupft gekonnt Lars Bilke und als Mikroschwinger par Excellanze konnten sie den Krokus-Sänger Marc Storace gewinnen.
Nun erwartet die eingeschworene Fangemeinde ihr mittlerweile drittes Album, abgemischt von Michael Voss in den 'Barfly Studios' in Münster, welches im Mai bei AOR Heaven erscheinen wird.
10 Songs bringen Biss uns zu Gehör, die sich durchweg im Hardrock-Bereich tummeln. Auch mit kleinen Effekten wurde gearbeitet. So zum Beispiel bei "Pyromania", das mit einem aufflammenden Streichholz und teuflischem Lachen beginnt; oder man beachte den Einsatz von Glocken, akustischen Gitarren-Arrangements und galoppierenden Pferden bei "Lady Of The Night". Selbst Streicherelemente wurden eingefügt.
Bereits mit dem druckvoll nach vorn gehenden Opener "Breathless" lassen es die Herren ordentlich krachen, zeigen damit also gleich die Richtung des Scheibchens.
Es wird powervoll gerockt, einige der Songs sind auch im Midtempobereich angesiedelt, haben aber trotzdem ihre Ecken und Kanten. Das Hauptaugenmerk ist immer auf fett groovende Gitarren, packende Soli, Background-Chöre, eingängige Melodien sowie eine solide Rhythmusarbeit gerichtet. Und das zieht sich wie ein roter Faden durch das gesamte Album.
Zusammengehalten wird alles von der hervorragenden Rockröhre des Marc Storace, die je nach Atmosphäre, entsprechend gekonnt variiert.
Songs besonders hervorzuheben ist im Grunde genommen unmöglich, denn der Rundling ist ein kompaktes Ganzes. Langeweile kommt wahrhaftig nicht auf, selbst bei "Lady Of The Night", der einzigen, wunderschönen Ballade übrigens, gefühlvoll und eindringlich interpretiert von Storace. Keine Angst - hier kriecht der Schmalz wirklich nicht unter der Zimmertür hervor. Es ist eine Ballade mit Biss - ups *g *.
Sonntagnachmittag: strahlend blauer Himmel und Sonnenschein, man hockt im Auto - der Weg ist das Ziel - und im Player liegt "Face - Off", eine Scheibe wie gemacht für solch einen Tag voller Spaß, denn ja - Spaß macht die Musik, die da aus den Boxen auf die Lauscherchen niederprasselt, tatsächlich.
Mit der Produktion hat man sich ebenfalls große Mühe gegeben.
Ich bin überzeugt, das Teil wird auf gute Resonanz bei Hardrock-Freunden stoßen.
Unbedingt anchecken - es lohnt sich wirklich!
Biss beißen mit 7,5 Punkten.
Spielzeit: 41:25, Medium: CD, AOR Heaven, 2005
1:Breathless 2:Pyromania 3: Rejected 4: D.S.O.D. 5:Raise The Hammer 6:Calling 7:Big Life 8:Fire In The Night 9:Lady Of The Night 10:Wiseman
Ilka Czernohorsky, 25.04.2005
|