Bjørn Berge / Blackwood
Blackwood Spielzeit: 43:59
Medium: CD
Label: Grappa Records, 2011
Stil: Blues Rock

Review vom 06.10.2011


Mike Kempf
»Mein Lieblingsinstrument ist die 12-saitige Gitarre. Meistens spiele ich die von Cole Clark in Australien hergestellten. Ich benutze eine Art offene C-Stimmung, C-G-C-E-G-C. Den Bass spiele ich mit dem Daumen auf den tiefen Saiten, die Melodien mit dem Zeige- und dem Mittelfinger.«. Ob der Norweger Bjørn Berge mit dieser Aussage in seinem musikalischen Spezialgebiet, dem Blues Rock, auch Berge versetzen kann?
Seine am 10. Oktober in Deutschland zu erwartende "Blackwood" wird mit "In & Out" gestartet. Wahnsinn! Das Teil dampft dermaßen mit rockdurchtränkten Noten aus einer Mischung von Delta Blues, Hard- und Blues Rock aus den Boxen, dass mein Herzschlag fast die Aorta sprengt! Der Song scheppert mit einem blitzschnellen Banjo und erstklassigem Akustikgitarrengeklampfe durch meine Gehörnerven, avanciert dadurch nicht nur zu einem Anspieltipp, sondern klingt insgesamt sehr hitverdächtig und lässt mich unmittelbar nach Beendigung des Stücks die Wiederhol-Taste drücken. Einziges Manko: Der Song endet leider schon nach gut dreieinhalb Minuten! Dass Berge schon nach dem zweiten Track "Once Again" mit seinem herben Gesang auffällt, kommt bei mir sehr gut an! Ein Blueser mit richtigen Eiern, der mit seinem Zwerchfell zahlreich beeindruckende Textpassagen vorträgt und sich anhand seiner markanten Stimme unweigerlich in mein Hirn hineinfräst. Ebenfalls richtig klasse, wie Saxofonist Karl Christian Grønhuag mit seinem soften Gebläse dem Stück seinen Stempel aufdrückt und dazu beiträgt, dass sich hier eine zweite Hörprobe herauskristallisiert.
Ob er auch mal bei Bonamassa hineingehört hat? Zumindest erinnert "Accused" an Joes Flinkeflitzerstück "Woke Up Dreaming": Beide Nummern glänzen mit filigraner Akustikgitarrenarbeit in Schallgeschwindigkeit! Doch Bjørn kann nicht nur schnell spielen, nein, er kann auch hervorragend 'sliden', wie z. B. bei "Going To Brownsville". Um die Abwechslung der Tonkonserve perfekt zu machen, folgt mit dem Titeltrack "Blackwood" ein rein instrumentaler Blues Rock, der zudem mit Percussionseinlagen der Extraklasse gespickt ist! Auch hier: Unbedingt mal reinhören!
Schon nach Halbzeit der CD verspüre ich, dass ich einen Volltreffer checke, der mir nur eins beschert: Volle Zufriedenheit! Und plötzlich finde ich sogar einen Vergleich, zumindest bei "Woodstock", zu seinem fast unverwechselbaren Stimmchen. Johnny Cash lässt grüßen! Mit "Sick 'N Tired" lässt der Künstler mit einer weiteren Slide-Nummer aufhorchen und irgendwie erscheint es mir auch logisch, dass sich das letzte Drittel der Tonkonserve mit gleichbleibender, hochwertiger Qualität fortsetzt! Trotz des Unplugged-Charakters der Platte, da er diesmal komplett auf E-Gitarren verzichtete, rockt Berge was das Zeug hält. Mit "Blues For One" untermauert er sein Gespür für die Präsentation von softem Blues, indem er eine feine, sensible Saite anschlägt und den Konsumenten mit einem schönem Schmusi-Bluesi verwöhnt. Wer dabei so langsam ins Land der Träume abdriftet, dem wird mit folgendem "Those Days" das Hirn gewaschen! Eine schnelle, schräge Nummer, die nicht gerade leicht bekömmlich daherfidelt. Ich finde das Stück klasse, denke aber, der Song wird nicht bei jedem Musikfreund wohlwollend registriert. So 'ne Art Top- oder Flop-Nummer! Egal, mit der Schlussoffensive "Darkness" setzt er noch einen Höhepunkt. Höhepunkt deshalb, weil ich selten solch einen düsteren, mystischen Blues gehört habe. Da kann selbst Berges Gesang beim Konsumenten leichte Depressionen hervorrufen. O.K., auch hier gibt es an der Qualität nichts zu bemängeln, doch es ist der einzige Song der bei mir leicht abfällt.
Fazit: Bjørn Berge, ein wahrer Gitarren- und Banjohexer mit außergewöhnlich markanten Stimmbändern hat mich schwer beeindruckt! Der Silberling spiegelt sich optimal abgemischt aus der HiFi-Anlage, wartet mit viel Abwechselung auf, lässt dadurch nie Langeweile aufkommen und unterstreicht ganz fett, welch großartiger Musiker sich hinter "Blackwood" versteckt! Auch wenn das Jahr noch lange nicht vorbei ist und vielleicht noch so mache Überraschung parat hat, findet das Scheibchen bei mir vorerst einen Platz in der Rubrik 'Platte des Jahres 2011'.
Line-up:
Bjørn Berge (vocals, 5 string banjo, 12 string guitars, percussion)
Karl Christian Grønhuag (saxophone - #2)
Kjetil Ulland (synth - #1, bass - #1, percussion - #1,5,7,10)
Tracklist
01:In & Out (3:24)
02:Once Again (3:39)
03:Accused (3:32)
04:Going To Brownsville (4:21)
05:Blackwood (4:16)
06:Woodstock (5:11)
07:Sick 'N Tired (3:30)
08:Same Old Fool (3:52)
09:Blues For One (4:05)
10:Those Days (3:32)
11:Darkness (4:31)
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