Black Book Lodge / Entering Another Measure
Entering Another Measure Spielzeit: 41:50
Medium: CD
Label: Mighty Music/Target Records, 2015
Stil: Stoner Rock u. a.

Review vom 25.07.2015


Andrea Groh
Das ist ja mal ein tolles Bild, denke ich beeindruckt, als ich einen Stapel neu eingetroffener CDs auspacke - und Black Book Lodge haben damit erreicht, dass ich ganz neugierig ihre CD "Entering Another Measure" als erstes anmache.
Schlauerweise stört kein Schriftzug oder Titel das faszinierende Motiv eines Flures, bei dem ich spontan anfange zu überlegen, wo dieser wohl hin führt und was sich hinter der Tür am Ende des Ganges verbirgt. Die 'Loge des schwarzen Buches' - der Bandname facht die Fantasie weiter an…
Doch kommen wir zu den Fakten: Die Dänen gibt es seit 2011, 2014 erschien ihr Debüt "Tundra", das einige positive Reaktionen erhielt, mir jedoch zugegebenermaßen unbekannt war.
Meine erste Begegnung ist also die "Entering Another Measure", deren Äußeres ich sehr stilvoll finde. Übrigens: Die Rückseite steht dem Cover nicht viel nach, zeigt ein geheimnisvolles Treppenhaus. Das Booklet ist passenderweise in Türkis mit goldener Schrift gehalten, auch wenn das nicht ganz so lesefreundlich ist.
Rätselraten: Welche Musik könnte sich hinter einem solchen Cover verbergen? Während "Tundra" noch mehr stoner-staubig geklungen hat, kommen hier alternative und sogar progressive Elemente durch. Man könnte das vielleicht so umschreiben: Das Debüt spielte noch in der Wüste, zum Nachfolger hat man sich in ein Hotel eingecheckt und betrachtet die Dünenlandschaft durch das Fenster.
Black Book Lodge haben dem Wüstenrock nicht ganz abgeschworen, er kommt immer noch oft genug durch, doch sie haben - laut eigener Aussage - ihre Kompositionen verfeinert und an ihrem Sound gefeilt. Oft sind die Details nur subtil zu spüren, sie sind ein wenig verwischt wie Spuren im Sand. Vielleicht ein wenig zu undeutlich manchmal, sodass sie beim flüchtigen Eindruck nicht auffallen. Vielleicht wollte man auch die Fans nicht zu sehr verschrecken.
Es gibt zarte Melodien und schöne Harmonien, genauso wie kantige Rhythmen und Energieausbrüche, doch alles dezent unter einer Staubschicht verborgen - was sicher so gewollt ist, jedoch "Entering Another Measure" ein wenig zwischen die Stühle setzt. Für Stoner-Rocker mag es nicht groovig und riffig genug sein, während für andere die Einzelheiten nicht genug herausgearbeitet sein mögen. Wieder andere mögen sich über ein genreübergreifendes Werk freuen, das sich nicht einengen lässt und dem es gelingt, verschiedene Elemente zu einer Einheit zu verbinden. Vielleicht ist die ein Zeichen moderner Rockmusik: weg von immer mehr Schubladen, hin zu einem musikalischen Sein, das sich keine Grenzen auferlegt.
Was die Hörer vom Ergebnis halten, ist eine andere Sache - manche Fans werden enttäuscht sein, andere werden hinzukommen. Vermutlich Geschmackssache. Wobei ich feststellen muss, dass ich die ersten fünf Songs nicht wirklich spannend finde, durchaus auch hörenswert mit einigen guten Momenten und alles andere als schlecht, aber sie beeindrucken mich weit weniger als das Cover.
Anders "Alizarin": schwebend, träumend, zauberhaft, faszinierend - anfangs ruhig, sich dann steigernd, an Intensität gewinnend - mit seiner wundervollen Eleganz zieht mich der letzte Track in seinen Bann - ich drücke die Repeat-Taste - und noch einmal… alleine dafür lohnt sich "Entering Another Measure" (für mich).
Hm, vielleicht bekommen wir hier ein Gefühl vermittelt von dem, was sich am anderen Ende des Flurs befindet… und die fünf Schritte davor waren notwendig zum Erreichen… ziemlich interessanter Gedanke…
Line-up:
Ronny Jønsson (vocals, guitar)
Trygve Borelli (bass)
Steven Ardilsø (guitar)
Jakob Gundel (drums)
Tracklist
01:The Martyr (9:41)
02:Ad Interim (5:18)
03:Entering Another Measure (5:58)
04:27 Years (6:11)
05:New Provenance (8:51)
06:Alizarin (5:49)
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