Heute ist mir ein absolutes Filetstück in die Hände gefallen, und um es bereits vorweg zu nehmen, kann ich sagen, dass es sofort in meine persönlichen Top Ten dieses Kalenderjahres katapultiert ist und dort im oberen Drittel kursiert. Das ist mir bereits nach dem ersten Durchlauf klar geworden. Das Debüt "Run" der Amerikaner The Black Cadillacs ist einfach nur der totale Hörgenuss. Diesen Genuss, so muss ich empfehlen, sollte jeder in Ruhe erleben und sich nicht durch etwas Nebensächliches ablenken lassen. Also bitte die Kopfhörer auf die Ohren, das Licht ausgeschaltet, eine bequeme Liegeposition eingenommen und schon kann es losgehen.
The Black Cadillacs klingt im ersten Moment etwas abgedroschen und die Schublade, in der man Bands mit ähnlichem Namen für gewöhnlich einordnet, steht bereits weit offen. Aber wer, wie ich, den gleichen Fehler macht, wird sich spätestens beim zweiten Song bei seinem eigenen Spiegelbild entschuldigen. Denn dann kommt auch schon die Erkenntnis, dass die Scheibe der absolute Hammer ist. Bevor ich ins Detail gehe, möchte ich noch erklären, dass ich während der elf Songs ständig versucht habe, Gemeinsamkeiten zu anderen Bands zu finden oder mir Einflüsse vor Augen zu führen, aber es gelingt mir nicht. Beim Studieren der beigefügten Informationen der Plattenfirma wird darauf hingewiesen, dass sich The Black Cadillacs von Namen wie Rolling Stones, The Who und Pink Floyd haben inspirieren lassen. Sicher, in winzig kleinen Phasen mancher Titel könnte schon die ein oder andere Verbindung bestehen, aber diese sind so unmerklich klein, dass man davon ausgehen kann, es hier mit einer Band zu tun zu haben, die wirklich sehr gute eigene Ideen hat. An der Anzahl der Bandmitglieder und deren Funktion ist auch erkennbar, dass die Truppe Wert auf Vielfalt, Präzision und Qualität legt.
Die Band lässt es in ihrem Opener "Classic Fool" gemächlich angehen. Ruhige Gitarrenklänge und eine ausdrucksstarke Stimme sorgen dafür, dass man erst einmal in eine abwartende Haltung geht. Nach der Hälfte des Songs kommt dann Bewegung in die Fuhre. Das Tempo zieht an, die Instrumente wechseln von akustisch auf elektrisch und der Drummer drückt alles mächtig nach vorne. In bin bereits nach zwei Minuten schwer beeindruckt und harre der weiteren Dinge, die noch auf mich zukommen werden. "Run Run", der Titelsong des Albums, macht seinem Namen alle Ehre. Schöner kräftiger Gitarrenrock mit ausreichend guter Schnelligkeit. Die Jungs an den Gitarren zeigen schon einmal, was sie drauf haben. Das war die Phase des Einstimmens und Abrockens. Was in den kommenden fünfundzwanzig Minuten in die Ohren dringt, ist einfach göttlich. Ein ruhiges Piano-Intro leitet zwei gigantische Balladen ein, die über elf Minuten laufen und bei denen sich die Soli der Gitarristen die Klinke in die Hand geben. Mir fehlen die Worte, was sehr selten vorkommt. Geistig habe ich mich mit "Would You Be So Kind" und "I Know It's Hard" bereits auf den Höhepunkt eingestellt, aber es ist nur fast so weit.
Der nächste Block ist ein Trio, bei dem die Stücke ineinander übergehen und somit der Eindruck eines einzelnen Werkes entsteht. "Choke", beginnt als druckvoller Blues mit erneut wahnsinnigen Gitarren und einem tollen Schlagzeug, um dann reibungslos in Prog Rock bei "How You're Feelin'" zu wandeln und dann mit "100 Guns" erneut in einer fabulösen Ballade zu enden. Erneut dreizehn Minuten purer Genuss. Eine der bislang besten Passagen, die ich in den letzten Jahren auf einer CD, dazu noch von einer Newcomerband, gehört habe. Ich ziehe meinen Hut und freue mich auf die nächsten Songs der Black Cadillacs.
Es kehrt etwas mehr Geradlinigkeit ein. Schnörkelloser, guter alter Rock mit viel Harmonika in "Find Your Own Way" zum Entspannen. Aber auch dieses, anfangs etwas verhaltene Stück, entwickelt sich zum brachialen Gitarren-Epos. Die Band scheint nicht genug zu bekommen und liefert hier locker Material ab, das mindestens für zwei gute CDs reichen würde. Erneut wird eine Ballade nachgeschoben, die an die vorangegangenen anknüpft. "Goodbye Fate" strotzt wieder vor super Gitarrenriffs, gepaart mit einer berauschenden Stimme des Sängers Will Horton. Kurz vor Ende geht es noch einmal schnell und heftig zur Sache. Etwas gewöhnungsbedürftig, nach all der grandiosen Musik, klingt "Shade". Dennoch erneut top Gitarren und Drums, bevor zum Ausklang wie eingangs ein extrem ruhiges Stück gespielt wird, das nur in den Breaks stark nach vorne geht.
Ich bin sehr zufrieden und kann die CD nur händeringend empfehlen. Bereits seit 2012 auf dem Markt, könnte es sein, dass die Verfügbarkeit Lücken aufweist. Der Promotiontext offenbart mir noch, dass die Band bei ihren Konzerten mit Gastmusikern nur so gespickt wird, um den brachialen Sound auf die Bühne zu bringen. Ich gebe zu, ich kann es nicht abwarten, sie mal in Deutschland zu erleben und hoffe auch, dass es nicht zu lange dauert, bis ihre nächste CD erscheint. Leider sind Informationen auf deren Webseite sehr mager, bzw. nicht vorhanden. Wie schade!
Line-up:
Will Horton (vocals, acustic guitar, harmonica)
Matthew Hyrka (guitar)
John Phillips (guitar)
Philip Anderson (bass)
Adam Bonomo (drums)
Kevin Hyfantis (piano, organ)
Jason Thompson (saxophone)
Joe Jordan (trumpet)
Nik Hatmaker (trombone)
Tracklist |
01:Classic Fool
02:Run Run
03:Would You Be So Kind
04:I Know It's Hard
05:Choke
06:Now You're Feelin'
07:100 Guns
08:Find Your Own Way
09:Goodbye Fate
10:Shade
11:Go On, Go Off
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