Say Goodnight To The Bad Guys Tour live at The Best Buy Theater, New York City
31.10.2010 - Vorgeschichte
Tag 1 meines verrücktesten Trips aller Zeiten war in vollem Gange, als diese Zeilen geschrieben wurden. 34.000 Fuß über dem Meer, mitten über Kanada, trennten mich noch ca. 1000 Meilen von meinem Ziel: Big Apple, die Stadt die niemals schläft, New York City.
Warum ich genau dort hin fliege? Zum Shoppen? Nein. Sightseeing? Zum Zeitvertreib.
Aber der Hauptgrund ist ein ganz anderer.
Musik, Live-Musik. Gespielt von einer Band, die weltweit nur noch einen kleinen Pixel auf der breiten Musiklandkarte darstellt: The Black Crowes.
Die sechs Herren haben etwas weitaus Größeres geschaffen, als nur großartige Musik zu schreiben. Sie haben einen kleinen Mikrokosmos erschaffen. Fan ist hier nicht einfach nur Fan. Ein 'Amorican' zu sein ist eine Lebenseinstellung. Ausufernde Jams und ebenso ausufernde Diskussionen über Setlisten oder die Ansprachen von Herrn Christopher Robinson mögen für viele schon befremdlich genug sein. Und dann sind da ja auch noch diese langen ungewaschenen Haare und der Rasierer wurde wohl auch schon eine Weile nicht mehr angesetzt...
Aber genau deshalb und dafür lieben wir diese Band mit ihren kantigen Typen so sehr. Und reisen deshalb auch um die halbe Welt, um Chris und Rich Robinson, Steve Gorman, Sven Pipien, Luther Dickinson und Adam McDowell, kurz The Black Crowes zu sehen.
Doch nicht nur die Musik macht ein Konzert der 'Krähen' zu einem ganz besonderen Ereignis. Es ist vor allem auch das Zusammentreffen von Amoricans aus den verschiedensten Staaten, Ländern und Kontinenten, welche, verbunden durch die universelle Sprache der Musik, hier die besten Zeiten ihres Lebens miteinander teilen.
»...die wissen doch gar nicht was es heißt ein Fan zu sein. Verstehst du was es heißt irgendein bescheuertes, kleines Musikstück... oder eine Band so maßlos zu lieben, dass es weh tut...«
[Sapphire, Almost Famous]
Say Goodnight To The Bad Guys Tour live at The Best Buy Theater, New York City
31.10.2010 - Show 1
»Imagine all the people living life in peace...«
Kaum ein Satz könnte ein Konzert der Black Crowes besser beschreiben, als die Worte von John Lennon aus dessen Song "Imagine". Diese Zeilen mögen heute vielleicht kindlich naiv klingen, aber dennoch lassen sich diese utopischen Gedanken manchmal in der Realität finden.Und das gibt Mut, Hoffnung und vor allem auch Freude. Warum ich jetzt gerade mit diesen Worten beginne, liegt daran, dass der Ex- Beatle mich an diesem Sonntag den kompletten Tag über begleitet hat. Sei es die einmalige Atmosphäre in Strawberry Fields im Central Park, die Beatles-Musik im Plattenladen im Eastern Village, oder auch John Lennon als Halloween-Verkleidung.
Genau, es war der 31. Oktober, Halloween, die 5. Jahreszeit in den USA. Wo man auch hinsah, überall kunterbunte und verrückte Outfits. Und so sollten neben John Lennon, auch Slash, Ozzy Osbourne und später auch KISS beim Konzert anwesend sein.
"Come Together" hieß es dann vor und im Best Buy Theater. Man traf Bekannte aus den unterschiedlichsten Ländern, quatschte miteinander und schlug gemeinsam die Zeit tot. Um 20.30 Uhr New Yorker Ortszeit erloschen die Saal-Lichter und es hieß Bühne frei: »Ladies and Gentlemen,The Black Crowes!«
Eröffnet wurde das erste, akustische Set ganz klassisch mit dem Gassenhauer "Remedy", dem Publikum gefiel's. Nach "Under A Mountain" und einem wunderschönen "Sister Luck" folgte das erste Highlight des Abends: "Ballad In Urgency", die gefühlvolle Ballade vom "Amorica"-Album ging nach einem exzessiven Jam fließend über in das Aushängeschild der Band, "Wiser Time", das ebenfalls mit ausufernden Keyboard- und Gitarrensoli verziert wurde. Die Spieldauer der beiden Songs lag somit auch jenseits der 20 Minuten. Nach weiteren Band-Klassikern wie "Downtown Money Waster" und dem von Rich Robinson gesungenem "What Is Home", gab es aber auch kleine Schätze im ersten Set zu finden, wie etwa die selten gespielte Nummer "Polly".
Beendet wurde das akustische Set mit einer feurigen Version von "My Morning Song", inklusive dem neu eingeführten Gospel-Part.
Insgesamt waren die ersten 90 Minuten etwas zu sehr Hits-lastig, was aber verständlich ist, da die Krähen mit "Croweology" gerade ein Best Of-Album veröffentlicht haben. Außerdem sollten ja noch weitere 90 Minuten folgen.
Und ab diesem Zeitpunkt war jetzt auch endgültig Halloween auf der Bühne: In der kurzen Pause betraten auf einmal die Roadies die Stage, ausgerüstet mit Instrumenten und - Achtung: KISS-Masken! Damit noch nicht genug, denn plötzlich ertönte das Riff von "Detroit Rock City" und die Band spielte, sehr zur Freude des Publikums, das komplette Intro des Songs.
Nach diesem kurzen, aber spaßigen Halloween-Gag betraten Chris, Rich und Co. unter tosendem Applaus, aber leider auch mit einem fliegendem Bierbecher, die Bühne.
Der elektrische Opener sollte "Evil Eye" sein und als wäre der nicht schon Halloween-typisch genug, wechselte es mitten im Song plötzlich zu Pink Floyds Frühnummer "Lucifer Sam"! Was für ein Auftakt! Energiegeladen ging es auch gleich weiter mit einer hart rockend und groovenden Version von "Tied Up & Swallowed", wieder mit exzellenten Soli von Luther Dickinson. Auch das darauf folgende "Nonfiction", mit anschließendem psychedelischen Grusel-Jam fing den Halloween-Spirit perfekt ein. Beim folgenden "Thorn In My Pride" durfte Chris an die Mundharmonika und Steve Gorman bekam sein Schlagzeugsolo, welches wie immer vom Publikum gefeiert wurde. Nach weiteren neuen und älteren Nummern folgte zum Schluss der Doppelschlag von "A Conspiracy", welches direkt in ein furioses "No Speak No Slave" überging und wieder mit exzellentem Riffing und Soli ausgestattet wurde.
Da natürlich noch nicht Schluss sein konnte, wurde spekuliert, was die Zugaben bringen würden. Und wer sich noch an den Anfang des Textes erinnern kann, der wird die Pointe jetzt erkennen und hätte sich vermutlich ähnlich stark gefreut wie ich: Die Band betrat die Bühne und Rich startete das Riff der Beatles-Nummer "Yer Blues"! Da ist John Lennon! Natürlich ist es Chris Robinson, aber wer die Beatles-Bilder aus dem Jahre 1969 kennt, wird nicht nur eine kleine Parallele sehen. Gesanglich und spielerisch war dieser von Lennon geschriebene Song vom "White Album" sicherlich der krönende Abschluss, dem das danach folgende, kurz-rockende, "Thick N' Thin" nicht mithalten konnte. Dennoch kommt auch dieser Song vom Erstling "Shake Your Moneymaker" beim Publikum sehr gut an und Band und Fans verabschieden sich anschließend gegenseitig voneinander.
Insgesamt war es ein starker Auftakt, bei dem vor allem das zweite, elektrische Set überragend gespielt war. Man durfte also gespannt sein, was die weiteren Nächte in New York noch so zu bieten haben. Fantastische Menschen und atemberaubende Musik auf jeden Fall.
Und wer weiß, vielleicht hat der gute John Lennon ja noch einmal seine Hände mit im Spiel...
Setlist:
-acoustic set -
Remedy
Under A Mountain
Sister Luck
Ballad In Urgency ->
Wiser Time
Downtown Money Waster
What Is Home
Polly
Jealous Again
She Talks To Angels
My Morning Song
- electric set -
Evil Eye ->
Lucifer Sam (Pink Floyd Cover) ->
Evil Eye ->
Tied Up & Swallowed
Nonfiction -> Jam
Thorn In My Pride
Been A Long Time (Waiting On Love)
There's Gold In Them Hills
Kicking My Heart Around
A Conspiracy ->
No Speak No Slave
- encore -
Yer Blues (The Beatles Cover)
Thick N' Thin
Externe Links:
|