Black Label Society / Mafia
Mafia
Mille Grazie an die Adresse von Zakk Wylde. Mit seinem Black Label Society- Club entlarvt er gnadenlos die Mär von unbedingt notwendigen, mehrjährigen Orientierungsphasen zwischen den Outputs einer Band, die von so manchen seiner Kollegen immer wieder und immer öfter vehement herunterphantasiert wird. Mit absoluter Präzision legt er regelmäßig seit anno 2000 jedes Kalenderjahr ein neues Album nach. Alle Achtung!
2005 steht Zakk Wyldes Schaffenskraft im Zeichen der "Mafia". Das ist zugegebenermaßen ein unerwarteter Name für ein Black Label Society- Album. Die von Mr. Wylde hochgehaltene Attitüde seiner Band ging eher in Richtung des organisierten Clubwesens langhaariger und bekutteter Motorradfahrer. Jetzt kümmert er sich titelthematisch um organisierte Kriminalität. Die Zyniker unter den Musikfans werden sich jetzt fragen, ob der Wandel wirklich so prägnant ist.
Nun ja, Zakk Wylde ist Profi durch und durch. Die raue Bikergeschichte ist wohl ebenso aufgesetzt wie sein Ruf als ultimative Biervernichtungsmaschine sowie alles anderem auch, womit er sich aus Imagegründen umgibt. Meiner Meinung nach gibt es den wahren Zakk Wylde nur äußert selten zu bestaunen. Eine dieser Gelegenheiten kann der Musikfan im Rahmen der Black Label Society- DVD erleben, wenn Zakk, natürlich absolut unrockerhaft glattrasiert, zusammen mit seinem Töchterchen ein Liedchen zum Besten gibt.
Mit "Mafia" verfolgt Zakk Wylde den mit The Blessed Hellride eingeschlagenen Kurs konsequent weiter. Die Songs sind hart und in Black Label Society Tradition brutal arrangiert. Aber Zakk besinnt sich wie bei "The Blessed Hellride" auf seine wirklich charismatische Sangesstimme und nicht auf das doch immertiefe und kehlkopferodierende Rumgereibe, wie in so manchem früheren Song. Und wieder meint der Musikfan bei der einen oder anderen Stelle den guten alten Ozzy heraus zu hören. Da gibt es aber noch eine andere Sache, die Zakk Wylde auszeichnet. Sein Gitarrenspiel ist so charakteristisch und sein Sound so unverwechselbar, dass er daran zu identifizieren ist. So was können nicht mehr sonderlich viele Musiker von sich behaupten.
15 Stücke hat Black Label Society diesmal im Angebot. Zakk Capone fährt das volle Brett. "Mafia" ist eine reine Heavy Rock-Scheibe geworden, wobei natürlich auch wieder Ruhigeres und Sentimentales dabei ist. Einige behaupten ja, gerade diese Nummern seien Zakks Stärke.
Die Anspieltipps, nicht nur der Cosa Nostra:
Der Opener trägt den Namen "Fire It Up" und wird ihm mehr als würdig. Beginnt er mit ungewohnter Synthesizer Rhythmik und der Talk- Box, so zimmert die Gitarre die Hütte ziemlich bald ordentlich zurecht. Das kompromisslose Stakkato feuert wirklich drauf los. Die Band stampft im Lower- Tempo voran und doch verlässt eine Salve nach der anderen die entsicherten Instrumente. Für Genießer geschaffen ist wie immer die Soloarbeit des Sechs-Saiten Hexers.
"Is This The River" hätte auch "Book Of Shadows" oder "Hang Over Music" bereichern können. Der Hörer sollte Zakks mehrstimmigen Harmonievocals lauschen und sich von dem kleinen aber feinen Gitarrensolo begeistern lassen.
Unmittelbar danach faded wieder ein brutalo Sound unwiderstehlich auf. "You Must Be Blind" bringt den Musikfan schnell von der bei "Is This The River" vorherrschenden Mondscheinstimmung herunter. "You Must Be Blind" ist Alltag der übelsten Sorte: hart, gemein, monoton aber grundehrlich, grau und voller optimistischer Hoffnungslosigkeit.
Fast ein Hit wegen der fast gefälligen Gesangslinie könnte fast der "Death March" werden. Diese Melodie in harmloserem Gewand würde auch zu "Sport und Musik" passen. Wären da nicht diese Killer-Gitarre und der bedrohliche Sound des Mini Moog.
Zakk Wyldes kleine Antwort auf Eddie Van Halens "Eruption" heißt "Dr. Octavia". Das gitarrentechnisches Kleinod erringt sich in gerade mal 50 Sekunden seinen Respekt. Mehr braucht es nicht.
Für das Coverartwork zeichnet Zakk selbst verantwortlich. Warum sollte man es schön reden? Es ist so bescheuert wie man es von Black Label Society Alben leider gewohnt ist. Aber die Innengestaltung des Booklets ist witzig. Aufgemacht als Zeitungsseite sind die Songtexte und die Credits abgedruckt. Alles ist lesbar und übersichtlich gestaltet. Der Song "Too Tough To Die" ist übrigens mit einem Photo von Keith Richards illustriert. Das Blatt firmiert unter "BLS Mafia Times" Endlich hat einer wieder mal eine Ahnung davon, wie man eine vernünftige Zeitung betitelt.
"Mafia" erreicht nicht ganz das Niveau des mit dieser Scheibe zu vergleichenden "The Blessed Hellride". Sie ist halt eine typische Black Label Society Veröffentlichung mit all den Stärken aber auch mit all den Schwächen der Band. Denn Abnutzungserscheinungen treten doch ein bisschen auf. Trotzdem werde ich diese CD des Öfteren als Geburtstagsgeschenk überreichen. Die Gesellschaft ist mit Alben von BLS Band noch nicht allzu sehr durchseucht, aber wenn man "den Gitarristen von Ozzy" ins Spiel bringt, werden Zakks Outputs weitaus interessierter gehört und schneiden dann auch immer ziemlich gut ab.
Diesmal gibt es 6 mafiöse RockTimes Uhren.


Spielzeit: 54:06, Medium: CD, Rykodisc, 2005
1:Fire It Up,2:What's In You,3:Suicide Messiah,4:Forever Down,5:Is This River,6:You Must Be Blind,7:Death March,8:Dr. Octavia,9:Say What You Will,10:Too Tough To Die,11:Electric Hellfire,12:Spread Your Wings,13:Been A Long Time,14:Dirt On The Grave
Ella Wirtz, 08.06.2005