'Ameisen in meiner Küche' habe ich noch nicht gehabt, dafür kämpfe ich gerade wieder mit diesen Spinnen-Tieren, die sich anscheinend in meiner Kellerwohnung sehr wohl fühlen. Mal sehen, ob sich die Krabbeltierchen immer noch so wohl bei mir fühlen, wenn ich sie mit exzellentem finnischen Blues-Rock beschalle.

Wenn ich ehrlich bin, dann fällt mir der Einstieg in dieses CD-Review schwer, da sich das, was ich höre, nicht so einfach in Worte fassen lässt. Die hoch-lobenden Pressestimmen, die der CD beilagen, helfen mir auch nicht weiter. Aber ich kann mich den Meinungen aus Österreich, Polen, Australien, England, Amerika, Japan etc. nur anschließen: Eine starke, gelungene Blues-Rock-Platte!

Also los - dann wollen wir mal den Ameisen und alle anderen Insekten das Fürchten lehren! Die CD ist eingelegt, Lautstärkeregler auf mittlere Position, und play:

Kurzes Rauschen und dann knallt auch schon der erste Track "Ain't No Good" aus den Lautsprechern. Die Nummer ist recht einfach gestaltet und könnte eigentlich ohne Weiteres auch von jeder anderen Band gespielt sein, wenn da nicht diese Stimme von 'Mr. Black River' Jukka Juholn und diese dreckige Harp wäre. Ich kann nicht sagen, was mich mehr in diesen Bann zieht. Aber kommen wir direkt zum Titelstück: "Ants In My Kitchen".

Bei dem Track fängt für mich die Platte erst richtig an. Gnadenlos lebhaft, dreckig, rockig und immer geradeaus 'bluesrockt' der Track so an mir vorbei, als wäre Jim Morrison von den Toten auferstanden um seine Wiedergeburt bei mir im Wohnzimmer zu zelebieren.
Stimmlich und emotional kann man eindeutig Parallelen zu Jim erkennen, wobei aber zu sagen wäre, dass es weder ein Cover ist - auf der CD sind ausschließlich Eigenkompositionen - noch der Versuch Morrison nachzuahmen. Black River Bluesman hat dann doch wieder seinen eigenen Stil.

Waren bei den ersten beiden Songs noch Harp und Drums im Einsatz, ist bei "Day After Day" nur noch verzerrte Gitarre und die eindringliche Stimme von Jukka präsent.

Gänsehaut! Ich will mir gar nicht vorstellen, wie die Band live klingt. Es muss ein Erlebnis der besonderen Art sein. Von diesem dreckigen Blues geht es zu "Jump And Run", der mich an R'n'B der 60er Jahre erinnert.

Die verschiedenen Arten und Interpretationsweisen der Songs, die sich bis jetzt im CD-Spieler drehten sind irgendwie faszinierend. Sie ergeben auch im Zusammenhang einen Sinn. Sie 'wirken zusammen' und ergänzen sich gegenseitig. Selbst "The Long Red Dirt Road", den jemand aus England mit: "Motörhead meets country blues - I'm speechless!!" kommentiert hat, fällt nicht aus der Rolle, sondern passt perfekt zwischen "I Got The Message" und "By The End Of The Day".

"Tiger Leaping Gorge" fällt dann auch schon wieder aus dem Rahmen und stellt sich im Moment der Wiedergabe mit 'anderem' Klang klar in den Vordergrund. Es sind die Kleinigkeiten. Ich mag es mal so nennen: Klang die CD bis jetzt wie eine Garagen-Aufnahme, dann spürt man nun, dass sie das Fenster zum Hof aufgemacht haben, bevor sie den Song aufgenommen haben. Wenn das beabsichtig ist, dann ein großes Lob an die Band und Respekt vor dieser Leistung!

Die CD hat eine Spielzeit von knapp 43 Minuten und wurde live im 'Blues Tower', mit folgender Besetzung, aufgenommen (damit auch mal die grandiose Cockroach Combo erwähnt wird):

Jukka 'BRBMan' Juhola: Gitarre / Gesang
Juha 'Kisko Kid': Harp
Harry Nordman: Bass
Risto 'Rytmi' Tammilehto: Schlagzeug

Auf der Bandpage kann man in die Songs von Black River Bluesman reinhören. Ein Besuch lohnt sich - mich haben die Jungs überzeugt. Klasse Band, klasse Album! Und unbedingt Augen und Ohren aufhalten - die Band kommt sicherlich bald wieder für ein paar Gigs nach Deutschland.

Bis es soweit ist, lass ich die CD noch mal von vorne rotieren und gehe wieder Spinnen jagen.