Wie schrieb Matthias Herr, selbsternannter Metal-Papst aus Berlin, Anfang der Neunziger in seinem Metal-Lexikon so schön: Die Stimme von Eric Wagner sei nur etwas für Masochisten.
Hmmm, Eric Wagner singt sich immer noch mit seiner - zugegeben - recht eigenwilligen Stimme durch die (Doom) Metal-Weltgeschichte. Von besagtem Herrn Herr hört man jedoch nichts mehr.
Tja, Berlin und der Metal hatten ja schon immer eine sehr merkwürdige Beziehung, die nie so richtig funktionierte. Aber das ist eine andere Geschichte...
Jedenfalls ist Eric Wagner zurück. Und wie!
Ehrlich gesagt hatte ich nicht allzu viel von diesem Projekt (ich sage bewusst nicht Band, weil es irgendwie nach Muckern, die einen großen Frontmann stellen, aussieht) erwartet.
Aber erstens kommt es anders und zweitens als man denkt, oder so.
Ich würde sogar soweit gehen und behaupten, dass Blackfinger (nebenbei bemerkt, ein saudoofer Bandname) fast schon mehr nach Trouble klingen als Trouble zurzeit selbst. Klar, sind die typischen Gitarren, die Trouble ausmachten, nicht mit an Bord. Aber alleine die Stimme, die einen sofort gefangen nimmt, macht viel wett. Denn Wagners Stimme ist eine, die man unter tausenden heraus hört. Und ja, entweder liebt oder hasst man das etwas quäkende, weinerliche Timbre.
Ich für meinen Teil war immer ein großer Fan des Kettenrauchers aus Chicago. Und eigentlich sollte niemand enttäuscht werden, der die Trouble-Phase der Endachtziger/Anfangneunziger mochte.
Stellenweise klingt "Blackfinger" wie Trouble zu "Manic Frustration", allerdings mit einem leichten Grunge-Anteil im Gesamtsound. Meine persönlichen Faves sind allerdings die ruhigen zerbrechlichen Stücke wie "As Long As I'm With You" und "Keep Falling Down". Beides sind wahrhaftige Gänsehautmomente. Alleine der Schluss von "As Long As I'm With You" mit seinem Violinen-Part ist ganz großes Kino und fast schon Kaufgrund genug.
Aber auch die rockigen, wilderen Songs lassen keinen Ausfall erkennen, man wird immer Trademarks finden, die einem schon bei Erics Stammband gut gefallen haben. Schon alleine die Tatsache, dass der gute Mr. Wagner fast immer dieselben Textfragmente bzw. Worte für seine Lyrik wählt, macht die ganze Sache irgendwie vertraut.
Insgesamt bietet die komplette Scheibe tolle Unterhaltung. Man kann zu "Blackfinger" abrocken, genauso gut, wie sich die Scheibe dazu eignet, mit der oder dem Holden am Kamin ein Glas Wein zu trinken.
Ich finde, das ist schon mal ne ordentliche Leistung für ein Debüt eines alten Doom-Recken und Szene-Urgesteins.
Also hoch mit den faulen Ärschen, ab in den Plattenladen und diese tolle Scheibe abgegriffen!!!
Nur noch mal so am Rande: Die Band vertickt auf ihrer Homepage von Uhren über Damenhandtaschen bis hin zum Duschvorhang alles, was sich nicht wehrt und auf das man das Bandlogo pappen kann. Ehrlich, ihr seid doch nicht die Kuss-Band. Geht's noch???
Line-up:
Eric Wagner (vocals)
Rico Bianchi (guitars)
Doug Hakes (guitars)
Ben Smith (bass)
Larry Piatz (drums)
Tracklist |
01:I Am Jon
02:Yellowwood
03:Why God?
04:On Tuesday Morning
05:As Long As I'm Whith You
06:Here Comes The Rain
07:Keep Falling Down
08:My Many Colored Days
09:For One More Day
10:All The Leaves Are Brown
11:Til Death Do Us Part |
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