Die letzte nachhaltige Erinnerung an die 'Schwarzen Füße' liegt bei mir über zwanzig Jahre zurück: In einer Halle in Köln-Mühlheim stand Mr. Medlocke quasi über mir/uns und schnitt unentwegt Grimassen, streckte die Zunge raus und heizte uns so richtig gut ein. Es war ein Doppelkonzert im Rahmen der Southern Patrol, das sie mit Doc Holliday gegeben hatten. Blackfoot war zu der Zeit im Grunde schon einmal auseinandergebrochen, aber Medlocke hatte die Truppe mit anderen Musikern noch einmal zusammengeholt, bevor er dann endgültig zu Lynyrd Skynyrd wechselte.
Nun stand ich wieder in der ersten Reihe und Charlie Hargrett brannte über mir/uns ein Feuerwerk ab und brachte den Rock Temple zum Beben. Zusammen mit dem in seinem für ihn typischen Indianer-Outfit gekleideten Greg T. Walker am Bass, Kurt Pietro an den Drums und Mike Estes an Gitarre und Mikro, rockte die Südstaaten-Legende das gut gefüllte Haus - und Hargrett hatte gefühlte 10 Liter Wasser in Form von Schweißtropfen verloren.
Es war eine Show, die sicherlich bei kaum einem der Besucher noch richtig große Wünsche offen ließ, denn die Liste der Songs bot einen irren Querschnitt durch das Schaffen der Band. Nicht ein einziger weichgespülter Song aus den "Naja-ist-aber-von-Blackfoot-Jahren" wurde uns präsentiert.
Direkt zur Eröffnung des Konzerts, nachdem sich die Band eine Vielzahl kleiner Bierflaschen auf das Schlagzeugpodest gestellt hatte, wurden wir standesgemäß mit "Good Morning" begrüßt und ohne Punkt und Komma ging es über "Wishing Well" und dem von mir sehr gern gehörten "Morning Dew" zu "I Got A Line On You", "Baby Blue" und "Great Spirit". Hargrett und Estes lieferten sich kleine Duelle, während Walkers Bass unablässig hämmerte, perfekt untermalt von Pietros Einsatz an den Fellen - und ich glaube, nicht nur ein Mal flog Bruch in Form von zertrümmerten Drumsticks durch die Luft.
Erst zum "Fox Chase" gab es eine Mini-Pause, als die altbekannte Stimme von Shorty Medlocke zum Intro vom Band anhob. Minimalistisch waren auch die Ansagen zwischen den Stücken, wenn überhaupt, meist von Estes vorgetragen. Aber sie waren ja auch nicht zum Reden sondern zum Spielen gekommen - und das Publikum wusste eh nach dem zweiten Ton, was für einen Song es als nächstes zu hören bekommen würde. Jede Silbe, jeder Break, einfach alles wurde perfekt, wie von einem Mann mitgesungen.
Nach "Left Turn On A Red Light" gab es ein sich stetig steigerndes Repertoire, begonnen mit "Dry County", dann ein sehr schön gespieltes "Rollin' And Tumblin'", gefolgt von "Fly Away", bevor man dann zu DEN beiden Blackfoot-Hymnen ansetzte. Der Saal hatte die ganze Zeit schon darauf gewartet und konnte noch einmal richtig kräftig bei "Train, Train" mitsingen, um dann ein fulminantes Ende im "Highway Song" zu erleben. Als Zugabe bekamen wir nach einigen Minuten des lauten Rufens und Applaudierens noch eine harte Version von "Crossroads" geboten - Ende, aus, Lichter an, das war's.
Mehr hätte man nicht erwarten können, aber gleichzeitig nach einer so langen Pause auch nicht weniger erhoffen wollen. Es war ein schön irrer Ausflug in die Zeiten der 'alten' Blackfoot, wenn auch ohne Keyboards und ohne 'Thunderfoot' Spires, der bekanntermaßen leider seit sechs Jahren mit anderen Kollegen in den Ewigen Jagdgründen trommelt. Und Medlocke, nun ja, gefehlt hat er mir nicht so richtig, zumindest musikalisch nicht.
Wer die alten Southern Rocker noch einmal in harter Runde erleben möchte, der sollte die Gelegenheit beim Schopfe ergreifen und sie sich auf der laufenden Tour noch schnell greifen - es hat sich für mich auf jeden Fall gelohnt, dem Rock Temple einen Besuch abzustatten.
Setlist |
Good Morning
Wishing Well
Morning Dew
I Got A Line On You
Baby Blue
Great Spirit
Fox Chase
Left Turn On A Red Light
Dry County
Rollin' And Tumblin'
Fly Away
Train, Train
Highway Song
Crossroads
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