Blackmore's Night / Autumn Sky
Autumn Sky Spielzeit: 61:32
Medium: CD
Label: Sony Music, 2010
Stil: Renaissance-Folk Rock

Review vom 19.09.2010


Wolfgang Giese
So denn der Anspruch war, eine vorwiegend mittelalterliche Musik zu produzieren, war das meines Erachtens mit dem ersten Album von 1998, "Shadow Of The Moon", gelungen. Gar das unvermeidliche "Greensleeves" trug dazu mit Sicherheit wesentlich bei. Doch hat sich seither einiges verändert. Immer mehr kam es zu einer schleichenden Annäherung an popgenährte Musik,
Ritchie Blackmore ließ auch seine Stratocaster mal wieder aufheulen. Doch Musik der Renaissance, das wurde neben Candice seine große Liebe.
Dennoch: 'Rocker', die ihm möglicherweise diesen Schritt nie verziehen haben und selbst Freunde mittelalterlich geprägter Klänge, dürften so oder so auf der Strecke geblieben sein.
Hatte sich die Band zwischenzeitlich nun also einem anderen Zielpublikum zugewandt? Nur welchem?
Vielleicht hatte die Band mit dem 2001er Album "Fires At Midnight" auch bereits ihren Höhepunkt erreicht (?). Viele Titel sind wieder Eigenkompositionen, wobei Ritchie die Musik und Candice die Texte beisteuerte. Doch wurde der mittelalterliche Bogen nun überspannt?
Knights Stimme ist nicht besonders kräftig, sondern zeichnet sich eher durch Klarheit und Schönklang aus. Als klassische Folksängerin habe ich sie nie gesehen, und so kommt ihr vielleicht zupass, dass die eingeschlagene Spur immer mehr in Richtung Pop führte. Höre ich das Eröffnungsstück der neuen Platte, bin ich ziemlich enttäuscht, vernehme ich doch irgendwelche Muster, die zusammengeschustert wurden, um einen gefälligen Song zu basteln. So passt es dann auch, dass ausgeblendet wird und man mich mit der stillen Hoffnung zurücklässt, es möge nicht in diesem Stil, der mich übrigens stark an Mike Oldfields kommerzielle Phase, als er mit Sängerinnen zusammen arbeitete, weitergehen.
Nun denn, mit akustischen Klängen (ist es eine Laute?) scheint diese Hoffnung erst einmal Berechtigung zu finden, und wenn dann noch dumpfe Trommeln und allerlei mittelalterliches Instrumentarium zum Tanze einlädt, dann 'sey' dem Ritchie der aus meiner Sicht anfängliche Faux Pas verziehen. So, wie auf "Vagabond", kennt man die Band ja eigentlich auch, allerley Geleyer und gar feiner Gesang der Maid, der in tiefe Wälder zu Zeiten Robin Hoods zu entführen scheint. Ist es eine Schalmei, ist es eine Flöte, die ein kleines Solo spielt zu des Hörers Gefallen? Nun, wir sind in der Zeitmaschine, die mit dem dritten Stück wieder einen großen Sprung in die Jetztzeit antritt. Da klatscht dann schon wieder modernes Schlagwerk und der Gitarrist mag zum wilden Solo anheben, so dass das auch dem Hard-Rocker gefallen möge. Da spielt der Ritchie, wie man es von ihm gewohnt ist, brillant, was sonst? Nur ausbreiten kann er sich nicht dabei.
Es wechseln sich zarte und verhüllte Klänge à la Enya ab mit authentisch alt klingender Muzicke, und gar ein Cover der Kinks muss herhalten ("Celluloid Heroes"). Der Titel bleibt weitestgehend in der Jetztzeit und bietet eine eher folk-rockige Version des Stückes; klingt nett, ohne Frage. Zupackender Mittelalter-Pop-Rock und orientalische Klänge gesellen sich dazu und das Spektrum dieser Platte ist damit abgedeckt.
Insofern kann man sagen: Für viele etwas dabei, aber ich glaube, Freunde der verschiedenen Genres sollten kompromissbereit sein, oder aber hier ist mittlerweile eine ganz eigenständige Fangemeinde genau dieser Musik entstanden, von der man, ob man es mag oder nicht, mit Fug und Recht behaupten kann, dass sie eine eigene Schublade im großen Schrank der Stile darstellt.
Zu bemängeln aus meiner Sicht ist lediglich, dass die Frische der ersten Produktion nicht mehr vorhanden ist und dass sich das Konzept leicht abgenutzt hat, wobei es natürlich schwierig ist, neue Aspekte einzubringen. Warten wir ab, wie lange es noch gut geht. Zu erwähnen ist wohl noch, dass die stolzen Eltern diese Platte ihrem neuen Kinde widmeten, der Tochter Autumn Esmeralda. Kenner mögen entscheiden, ob das den aktuellen Sound beeinflusst hat.
Line-up:
Ritchie Blackmore (guitars, Renaissance drum, nyckelharpa, hurdy gurdy, mandola, mandolin)
Candice Night (vocals, harmonies, penny whistle, gemshorn, rauchepfife, shawms, bombards, chanters, recorders)
Bard David Of Larchmont (keyboards, backing vocals)
Gypsy Rose (violin, harmony vocals)
Earl Grey Of Chimay (bass, rhythm guitar)
Squire Malcolm Of Lumley (percussion, drums)
Albert Danneman (Renaissance woodwinds, vocals)
Tracklist
01:Highland [Nordqvist/Grönvall] (5:46)
02:Vagabond (Make A Princess Of Me) [Blackmore/Night] (5:18)
03:Journeyman [Vandraren] (5:35)
04:Believe In Me [Blackmore/Night] (4:20)
05:Sake Of The Song [Blackmore/Night] (2:46)
06:Song And Dance [Blackmore] (1.58)
07:Celluloid Heroes [Ray Davies] (5:23)
08:Keeper Of The Flame [Blackmore/Night] (4:36)
09:Night At Eggersberg [Blackmore] (2:10)
10:Strawberry Girl [Blackmore/Night] (3:59)
11:All The Fun Of The Fayre [Blackmore/Night] (3:50)
12:Darkness [trad., arr. Blackmore, additional music/lyrics: Blackmore/Night] (3:21)
13:Dance Of The Darkness [trad., arr. Blackmore] (3:32)
14:Health To The Company [trad., arr.and additional music: Blackmore] (4:13)
15:Barbara Allen [trad., arr. and additional music: Blackmore] (3:39)
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