Blackmore's Night
30.07.2006, Königstein, Festung Königstein
Rocktimes Konzertbericht
Großes Konzert in mächtiger Festung
Festung Königstein»So etwas Mächtiges habe ich vorher noch nie gesehen« - meine Gedanken wurden von vielen anwesenden Fans immer wieder ausgesprochen: Die Festung Königstein ist in der Tat ein großartiges Bauwerk in beeindruckenden Dimensionen. Was von unserem 'Basislager' (Alte Schänke in der Nähe des Parkplatzes) eher wie eine normale Festung ausschaute, entpuppte sich beim Näherkommen als uneinnehmbar. Mächtige Mauern, in den Himmel ragende Felswände, weite Zugbrücken, Mauertunnel und steile Aufgänge mit haushohen Mauern waren auf dem Weg zum Konzertplateau im Inneren der Festung zu überwinden. Oben angekommen wirkte der Innenhof zwar sehr weitläufig - an den steilen Aufstieg erinnerte jedoch nichts mehr.
Die Bühne wirkt am Ende der Stuhlreihe fast klein und weit weg. Die Sonne versinkt hinter dem Gemäuer und die Vorgruppe Geyers betritt die Stage. Schnell füllen sich die Reihen - auf den Eintrittskarten ist 21 Uhr als Konzertbeginn angegeben - warum die Geyers früher loslegen bleibt wohl das Geheimnis der Veranstalter. Gewohnt lustig herb präsentiert die Band das Vorprogramm und lässt sich dabei u.a. musikalisch über die Gefühle im Maien aus.
Festung KönigsteinKurz nach 21 Uhr ist die Stage nach dem Umbau dann startklar für die Stars des Abends.
Blackmore's Night betreten nach dem Intro von CD ("Olde Mill Inn") die von lilafarbigem Licht beleuchtete Bühne. Wie am Vorabend beginnt das Konzert mit ruhigen Tönen von "Waiting Just For You". Ritchie scheint gut aufgelegt - mit einer Powergeste startet er in den nächsten Song: "Past Time With Good Company". Ein Blick über die Zuschauerreihen lässt mich ca.2.000 bis 2.500 Gäste schätzen und Candice Night dankt jedem Besucher ganz besonders für den Besuch, denn von jeder verkauften Eintrittskarte geht eine Spende an den WWF. Vor der nächsten Nummer stimmt Ritchie "Happy Birthday To You" an - Malcom, Drummer der Band, hat Geburtstag und auch das Publikum stimmt ein ...
Weiter geht es im Programm mit "Play Minstrel Play". Bob, der Mann am Bass, unterstreicht mit seinem Begleitgesang den BN-Klassiker eindrucksvoll. Ritchies Finger fliegen in spanischer Manier rasant über die Seiten - aber irgend etwas scheint ihn zu stören. Nach dem Track reklamiert er ein 'Feedback' auf der Bühne. Schnell entfernen die Ordner die Sichtschutzfolien von den Absperrgittern, die die Lautsprecheranlagen vor den Blicken der Zuschauer verstecken sollen. Danach gab es offensichtlich keine weiteren Probleme (welch ein Glück ;-) - denn nun geht das Konzert erst so richtig los.
"Faerie Queen - Faerie Dance" aus der aktuellen CD, spielt Ritchie auf zwei Instrumenten gleichzeitig - das Intro kommt von der 'Ständerklampfe' während der Song dann von der 'Gitarre am Mann' begleitet wird. Die Stimme von Candice kommt wunderbar klar rüber und das Flötenspiel von Tudor Rose erinnert an isländische Klänge - auch wenn ein derber Patzer im Flötenspiel nicht zu überhören war. Die Nummer entwickelt sich weiter und Ritchie nimmt den Kampf mit Bards Orgelspiel auf - hey, da schimmern alte Deep Purple-Tage durch.
Mit zwei bewährten Live-Sachen ("Unter A Violet Moon" und "Soldier Of Fortune") geht es klassisch in der Setliste weiter und Ritchie wähnt danach einen 'Geist im Schloss'. Wenn es diesen wirklich gab, hat er sich aber garantiert bei "Durch den Wald zum Bach Haus" verflüchtigt. Denn das obligatorische Violin-Solo wurde an diesem Abend sowohl von einem Clown-Heuler, aber auch durch einen Freudenschrei von Tudor Rose garniert. Das wiederum hat Bard dermaßen irritiert, dass er Ritchies Anweisung falsch interpretiert hat und sein Orgelsolo anstimmte - und abbrach. Das ist live!!!
Anschließend normalisiert sich alles wieder - die Sisters Of The Moon haben bei "World of Stone" einen starken Part - große Klasse was die Mädels hier am Mikro leisten! Das findet wohl auch Ritchie, denn nun wird gefeiert. Zu "Home Again" bewegen sich die Fans wie üblich auf und ab und stimmen zu "Drink, Drink" sowie dem "Wandersmann" freudig mit ein.
War nicht schon immer bei Konzerten von Mr. Blackmore ein Kontrastprogramm angesagt? So auch an diesem Abend. Nach dem 'Schunkelsong' wird nun das Publikum um absolute Ruhe gebeten. So war es denn auch bei "Minstrel Hall" absolut still und selbst die leisesten Töne des Genialen(!) Gitarrensolos waren zu vernehmen. Was Ritchie gegen Ende auf der Gitarre zauberte - einfach unbeschreiblich!!!
Na, was ist denn jetzt los? Zum "Streets Of London"-Intro erstrahlt die Bühne in gleißend weißem Licht - ups!? Ähm ja, nachdem offensichtlich der richtige Regler gefunden ist liegt die Stage nun in dunkelblauem Schimmer - schon besser. Am Ende des Liedes hat Candice das Publikum auf ihrer Seite, als sie "Streets Of Deutschland" singt.
Nach "Mond Tanz / Child in Time" ist es soweit: Bard darf nun sein Orgelsolo zu Ende spielen.
Man muss es einfach erlebt haben - die ersten Töne zu "Ariel" von der weißen Strat sind einfach umwerfend - das Publikum schaltet sofort auf Rainbow 'live on stage' um - frenetische Rufe und Pfiffe signalisieren pure Leidenschaft - dieser Sound ist einfach eine Klasse für sich. Tja, und was soll ich sagen, an diesem Abend ist nicht nur diese Nummer ein Highlight. Ritchie spielt ein langes und absolut starkes Solo auf der weißen Strat. EIN TRAUM!
Und wieder geht es im Kontrastprogramm weiter - von der Vergangenheit in die Gegenwart. "I Guess It Doesn't Matter Anymore", von der neuen Scheibe, ist auch Strat-geeignet. Aber hallo!!
Das 'normale Solo' war gestern, heute wird ein Extra-Solo eingebaut. Einen neuen Song mit einem sehr langen(!) Solo im Stil alter Tag erleben zu dürfen, ist schon ein ganz besonderes Erlebnis. Ritchie fordert Bob am Bass zu einem Duell auf - auf der Bühne geht die Post ab und Bob leitet nach einem Bass-Solo über zu "You Really Got Me". Weiter, so dachte ich.... und tatsächlich: Das Wunschkonzert geht mit "Loreley" in die dritte E-Gitarren-Sound Runde.
Es folgen die akustischen Stücke "I Still Remember" und "Renaissance Faire". Managerin C. Stevens macht, sichtlich erfreut über die gute Stimmung vor der Bühne, von den Fans einige Bilder mit einer Digicam. Tja, wir hätten gerne auch ein Erinnerungsfoto von dem Konzert - aber bei Der Security ist da nix zu machen - schade eigentlich!
Festung KönigsteinWenn die Drehleier erscheint, bedeutet das meist Bühne frei für "The Clock Ticks On". Heute Abend steigen am Ende gar die Geyers in den Song mit ein und sorgen für zusätzliche Power.
Mit dem fulminanten Auftritt ist dann die Setliste auf der Festung Königstein vollständig. Die Zugabe lässt nicht lange auf sich warten. Der Titelsong der neuen CD, "Village Lanterne", macht den Anfang. "Olde Mill Inn" in deutsch/englischem Mix lädt dann wieder zum Schunkeln ein. "Midwinters Night" und "Dandelion Wine" sind schließlich die endgültigen Finisher des heutigen Abends.
Auch wenn heute sicher nicht alles ganz glatt verlief - es war ein ganz besonderer Abend. Gerade die beiden langen und genialen RB-Soli in "Ariel" und "I Guess It Doesn't Matter Anymore" waren ein besonderer Genuss, vor allem für Rainbow- oder Deep Purple-Fans.
Blackmore's Night, Königstein, Festung Königstein, 30.07.2006
Michael Höllen, 29.08.2006