Blackstone Diezel / Trouble
Trouble Spielzeit: 28:46
Medium: EP
Label: Eigenproduktion, 2010
Stil: Hard Rock

Review vom 03.02.2010


Jürgen B. Volkmar
Wer an Retro denkt, hat normalerweise irgendwelche Skandigruppen aus dem hohen Norden im Sinn. Um so erstaunlicher ist es, wenn es sich um eine deutsche Formation handelt, die es wagt, sich auf die gefährliche Retro-Schiene zu begeben, ohne damit Gefahr zu laufen, als eine weitere namenlose und meistens auch unsägliche Cover-Band eingruppiert zu werden.
Blackstone Diezel aus Bayern haben mit ihrer EP "Trouble" den Versuch gemacht, sich mit eigenständigen Kompositionen in der noch jungen Szene einen Namen zu erspielen. Es spricht schon für sich, wenn die Siebziger mit all ihren Stilelementen und psychedelischen Klängen der Auslöser einer Rockvariante sind, deren Domänen hauptsächlich von den Schweden besetzt werden. Das ist auch der Grund, warum die Messlatte hier ziemlich hoch angelegt wird.
Da ergibt es auch Sinn, dass Blackstone Diezel ihren Prototyp zuerst in kleiner Stückzahl im Eigenvertrieb vermarkten und ihre Passion in Form einer EP ausleben. Querverweise in der Band-Bio der erst Anfang 2008 gegründeten Neo-Rocker auf Siebziger-Legenden gibt es genug. Als Pate stehen Grand Funk Railroad, Deep Purple, Blue Öyster Cult, Whitesnake u.v.a., also alles Genre-Götter, deren musikalische Hinterlassenschaften sich durchweg durch hohe Kompositionskunst und Eigenständigkeit bemerkbar machen.
Die Jungs aus Niederbayern geben kräftig Gas mit ihrem selbstgezimmerten Black Motor Rock und lassen mit ihren Eigenkompositionen die Töne und Shouts aus den Siebzigern hochleben. "Raw And Natural" schraubt sich gefahrlos durch die Gehörgänge, da an Eingängigkeit nicht gespart wurde. Die Gitarren sind mit der Bassfraktion gut verschraubt und bringen alternative Emotionen, die von deftig bis melodiös tendieren, sicher auf die Spur. Bei "Trouble", dem Titeltrack der EP, fühlt man sich beinahe an Blackstone Cherry erinnert, der US-Variante des bodenständigen, Blues getränkten Retro Hard Rocks.
An Druckverlust leidet der schwarze Motorblock der Diezelboys garantiert nicht. Denn "The End" und "Get Down" wurden satt produziert, wobei der erstere Track zuerst mit sanften Klängen die richtige 70er-Stimmung erzeugt, um dann in der zweiten Hälfte in gefühlvolle Gitarrensoli abzugleiten, die diesen Song zu einem echten Hinhörer machen.
Kontrastierend dazu liefert "Get Down" Groove-Material in Hülle und Fülle. Das definitive 70er-Feeling entsteht jedoch bei "My Friend Died In A Big Fat Car", einem Rhythmusbrett mit Doors-Einschlag und sattem Blueseinfluss, der das Schlagwort 'Retro' bereits ab dem ersten Ton definiert. Hier wurden Atmosphäre und melodische Passagen dank guter Songwriting-Ideen mit emotionalem Tiefgang umgesetzt, der damit den Spitzenplatz auf diesem Album besetzt. Mit "Blackstone Diezel", dem Namensgeber des Retro-Quartetts, endet der finale Abgesang in einem technisch gut umgesetzten, beinahe Radio-tauglichen Mid-Tempo-Kracher.
Talent ist vorhanden, das kann den Retro-Mechanikern keiner abstreiten. Mit etwas mehr Eigenständigkeit und weniger Einfluss ihrer Genre-Schablonen und der Befreiung vom selbst auferlegten Druck, so viele Einflüsse wie möglich zu verbraten, kann der nächste Silberling zu einer wahren Überraschung mutieren, denn die Zielgerade der Hüter des Siebziger-Rocks ist noch lange nicht in Sicht. Als Orientierungshilfe kann man hier nur die Genre-Götter Mustasch zitieren, die in dieser Stilrichtung nicht nur wegweisend sind, sondern sie auch in beispielloser Weise mit kreativem Eigenleben gefüllt haben.
Line-up:
Richard Geishauser (vocals, rhythm guitar)
Matthias Osswald (bass, vocals)
Daniel Kieslinger (drums)
Leslie Berr (lead guitar)
Tracklist
01:Raw And Natural
02:Trouble
03:The End
04:Get Down
05:My Friend Died In A Big Fat Car
06:Blackstone Diezel
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