Eine Metal-Dampframme unter Volldampf
Der Metal-Messias ist zurück. Blaze Bayley, ehemaliger Frontmann des Heavy Metal-Schlachtschiffs Iron Maiden, hatte am Freitag im h 2o in Reichenbach, bei seinem einzigen Konzert in Deutschland und gleichzeitiger Premiere mit neuem Line-up, einen fulminanten Auftritt vor erstaunlich geringer Zuschauerkulisse.
Lag es am traumhaften Sommerwetter oder an der fast nicht vorhandenen Werbung, dass nur Wenige den Weg nach Reichenbach fanden? Die Anwesenden wurden jedoch nicht enttäuscht.
In Begleitung der beiden Heavy Metal-Bands Mainpain aus Italien sowie seinen Landsleuten Area 54 aus dem Vereinigten Königreich, bot Blaze Bayley das komplette Metal-Programm.
Der Brite, der einst bei Iron Maiden als Ersatz für Bruce Dickinson eingewechselt wurde, zwischenzeitlich aber wieder auf Solopfaden wandelt, hat sich zu einem beeindruckenden Metal-Performer gewandelt. Früher noch im Schatten des übermächtigen, ehemaligen Maiden-Frontmanns, ist es ihm jetzt gelungen, seine Persönlichkeit voll zu entfalten. Der zähe Brite hat allen bewiesen, dass es auch ein Leben nach Maiden gibt.
Dass er dazu noch ein großes Metal-Herz für Schüler und alle Leute unter achtzehn mit schmalem Geldbeutel hat, bewies er mit seiner zur Nachahmung animierenden Aktion: Sie konnten ihr Ticket für 10 Euro an der Abendkasse abholen.
Allen Lebenskrisen zum Trotz versteht es der mit einer voluminösen Stimme und charismatischem Auftreten gesegnete Sänger, sein Publikum in den Bann zu ziehen.
In sehr guter Sound-Qualität wird das Metal-Gewitter losgelassen. Die Songs kommen knackig und fett aus den Verstärkern. Im Stakkato-Rhythmus werden Titel wie "Steel" und "Kill & Destroy" in bester britischer Prägung aus den Instrumenten geprügelt. Die Gitarrenriffs krachen und die Bässe wummern. Der Drummer erinnert an das Tier aus der Muppetshow, fast nicht sichtbar hinter seinen Fellen, aber unüberhörbar in seiner Dominanz.
Manch düstere Phase im Leben des Frontmanns wird musikalisch spektakulär umgesetzt. Zwischen jedem Titel werden die Hintergründe der Songtexte dargelegt. Für langen Applaus hat der Meister keine Zeit. Der selbst ernannte Metal-Bastard ist rastlos. Unermüdlich geht es weiter im metallischen Kontext. Mit weit ausholenden Bewegungen hetzt der Rock-Matador von einer Seite der Bühne auf die andere. "Ten Seconds", und das in der Live-Version unübertroffene "Silicone Messiah" offenbaren einen Shouter der ersten Garnitur. Von der tiefsten bis zur höchsten Tonlage beherrscht der Mann spielend die komplette Bandbreite. Rau und kehlig kommen die Refrains und vereinen sich zu einem Groove, bei dem der Metal-Hammer den Rhythmus angibt.
Oliver Palotai und Luca Princiotta, beide neu in dieser Formation, feuern ihre Gitarrensalven in bester Metal-Manier ab. Die Hooks und Licks brettern erbarmungslos in die Menge. Eine Hommage negativer Art an seine Ex-Frau, der er alles Üble dieser Welt an den Hals wünscht, sorgt für Lachsalven im Publikum. Unübersehbar mit Spaß an der Sache werden solistische Glanzleistungen präsentiert.
Eine breite Riff-Wand entfaltet unüberhörbar ihre Wirkung. In dunkles, grünliches Licht getaucht, zündet Bayley weitere Kracher aus seiner Karriere und wird dafür abgefeiert. Präzise Double Bass-Attacken machen den groovigen Sound zum Hörerlebnis. Leider war eine Zugabe wegen einer Handverletzung des Bassisten nicht mehr realisierbar. Überzeugend und mit dem Heavy Metal-Virus im Blut lieferte Blaze Bayley eine mitreißende Headbanger-Show für die Metal-Gemeinde ab.
Mit diesem Songmaterial im Gepäck konnte die Truppe beruhigt in den bereits wartenden Jet steigen, der sie nach vier Stunden wieder nach London zurück brachte.
Bilder vom Konzert
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