The Blues Against Youth / Trapped In The Country
Trapped In The Country Spielzeit: 41:55
Medium: CD
Label: Off Label Records, 2013
Stil: Blues, Folk, Rock

Review vom 01.06.2013


Wolfgang Giese
Im Kern ist er eine One-Man-Band, der Italiener Gianni Serusi. Auf dieser Debüt-CD in voller Länge wird er von einigen Gästen unterstützt. Im Blues hat diese Formation als 'One Man Band' Tradition. Solche Musiker wie der 'King Of The One Man Bands', Joe Hill Louis, oder auch der sehr gute Dr.Ross bis hin zum Musiker des britischen Blues Boom, Duster Bennett, waren auf sich allein gestellt - auch moderne Exponate wie Scott H. Biram. Hier nun ein aktueller Versuch mit einem runden Paket.
Beginnen wir mit dem soeben genannten Louis, der mich durch seine Vitalität und durch das immense Bluesfeeling, das aus den Boxen quillt, anspricht. Das hatte schon eine besondere Klasse. Dr. Ross litt unter dem "Boogie Disease" und rockte und rollte bisweilen heftig - ebenfalls einsame Klasse. Bennett hatte keine großartige Stimme und sein Sound war meistens weniger rau, aber vorwiegend sehr emotional geprägt - auch eine feste Bank für mich. Und dann der wilde Biram! So richtig dreckig und kaputt klang seine Musik, mitunter alter Delta Blues auf modern getrimmt - für mich ein Mann mit einer Sonderstellung innerhalb des Genres.
Was nun trifft auf den neuen Kandidaten für diese Liga, The Blues Against Youth, zu? Nun, einiges davon, aber nicht alles. Mitunter scheppern die Gitarren ähnlich wie bei den Vorgenannten, doch irgendwie mit etwas weniger Feeling. Der Gesang klingt ebenfalls auf alt gemacht, als sei die Stimme durch einen alten Mundharmonikaverstärker gejagt worden. Nur klebt Gianni Serusi nicht so eng am Blues, sondern lässt zum Beispiel auch Folk zu - und der Blues klingt eher nach Country Blues. Woran er - zumindest die farbigen Kollegen betreffend - nicht heranreicht, ist dieses ganz besondere Feeling im Gesangsvortrag. Im Gegensatz zu den bleichgesichtigen Kollegen ist Serusis Stimme einerseits etwas blasser und andererseits weniger dreckig. Ihn in die Zweite Liga stecken zu wollen, wäre bösartig, aber das mich packende Niveau der zuvor Genannten erreicht er auf musikalischer Ebene aus meiner subjektiven Sicht nicht.
Dafür - und das ist wohl anders - schaut er inmitten der spartanischen Klanglandschaft schon einmal über den Tellerrand und zwar bei jenen Titeln, die zusätzliche Musiker einbinden. Vier Stücke sind es hier, und so hebt sich "Honey Don't" aus der Masse heraus und ganz besonders "Gone With The Grill", das ein wenig düstere Atmosphäre verbreitet und durch die Trompete sehr an Ausdruck gewinnt. Anders ist auch der Solotitel "I Dreamt Of My Dog Last Night", das Gianni Serusi ebenfalls ohne Gesang auf der Akustikgitarre vorträgt. Eine gewisse beschauliche Ruhe inmitten des oft eher unruhigen Umfeldes, denn schon mit dem nachfolgenden Song wird die Gitarre bis zum Anschlag aufgedreht. Ja, die Boxen sind nicht defekt, wenngleich es auch ein wenig so klingt. Mit "Out Of 2012", ein fast schon in schunkelnder Abschied mit einem Gast an der Pedal Steel, werden wir aus "Trapped In The Country" geleitet.
Bis bald, Gianni aka The Blues Against Youth. Ich würde Dich gerne wiederhören, weil ich gespannt bin, in welche Richtung es zukünftig gehen wird.
Line-up:
Gianni 'TBAY' Serusi (singing, whistling, playing simultaneously guitar, bassdrum, hi-hat, kazoo and the invisible iron snare 2.0)

Additional humanity:
Andrea Cruciani (harp - #11)
Davide Richichi (trumpet - #8)
Guglielmo Nodari (lap steel - #12)
Joost Dijkema (banjo - #6)
Michiel Hoving (chicken solo - #6)
Tracklist
01:On The Hill (2:38)
02:Soul Mercenary Blues (4:24)
03:A Dirtier Job (3:57)
04:It's Been A Long Time, Mama (3:43)
05:The Man Who Feels Trapped Blues (2:35)
06:Honey Don't (3:17)
07:Dust Cloud (3:14)
08:Gone With The Grill (4:27)
09:I Dreamt Of My Dog Last Night (2:21)
10:Three Headed Demon (4:16)
11:Light Bearer Song (4:07)
12:Out Of 2012 (3:01)
(all songs and lyrics written by Gianni TBAY
except #6 by David Allan Coe)
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