Auf das heute anstehende Konzert musste ich lange warten. Zwar war die Blues Band bereits mehrere Male in der 'Isernhagener Bluesgarage', doch jedes Mal kam mir irgend etwas dazwischen, und ich konnte mir die Gigs immer wieder abschminken. Doch für heute sah es gut aus. So ließ sich auf der Anreise eine gewisse Spannung nicht verbergen. Natürlich hatten wir uns mit etlichen CD's auf das Konzert vorbereitet, wussten aber trotzdem nicht so richtig wie sich die Band live on stage präsentieren würde. Und das da etwas Großes auf uns zukommen würde, das war uns allein schon durch das Line Up der Blues Band ziemlich klar.

Sämtliche Musiker waren schon lange vor Gründung der Gruppe in Jahr 1979 aktiv im Rockbusiness. So sang Paul Jones jahrelang erfolgreich für Manfred Mann, hatte auch als Solist einige kleinere Hits und feierte als Schauspieler im Film 'Privilege' ein glänzendes Debüt. Außerdem entwickelte er sich zu einem Harmonikaspieler aller erster Güte.

Gitarrist Dave Kelly war 1969 Mitglied der John Dummer Blues Band und unterhielt in den 70iger Jahren seine eigene Band, für die er auch den Bassisten Gary Fletcher entdeckte, der in der Blues Band für die tiefen Töne verantwortlich ist. Tom McGuiness war ebenfalls für Manfred Mann tätig und nahm später mit dem ehemaligen Schlagzeuger der Blues Band, Hugie Flint (wurde 1982 von Rob Townshend, ex-Family, ersetzt) einige leicht verdauliche Popsongs auf, bevor er sich wieder auf die traditionelle Blues Musik konzentrierte.

Als die Blues Band um 22.00 Uhr pünktlich die Bühne der gut gefüllten Bluesgarage enterte, ging von Anfang an richtig die Post ab. Das zweiteilige Set bot ein äußerst abwechslungsreiches Programm, das zwischen Boogie und Slow Blues, Country Blues und Akkustic Songs hin und her pendelte. Außerdem gab der ständig wechselnde Leadgesang von Jones, Fletcher, Kelly und McGuiness dem Konzert eine ganz spezielle Note.

Musikalisch stand die komplette Band auf einem unglaublich hohen Niveau. Der mit einem ganzen Koffer voll Harmonikas bewaffnete Paul Jones blies sich schier die Lunge aus dem Hals, wechselte immer wieder auch während der Songs seine Instrumente und fand zwischendurch auch noch Zeit, seine kraftvolle Stimme einzusetzen. Tom McGuiness bediente seinen Sechssaiter unauffällig aber virtuos und gab einige hörenswerte Soli zum Besten, bei denen sich mein Nackenhaar sträubte.

Am vielseitigsten agierte Dave Kelly. Egal ob elektrisch oder akustisch, Kelly beherrscht einfach alles. Mit einem enormen Bluesfeeling spielte er sich durch das Programm und ließ alte Bluesklassiker wieder aufleben. Für mich besonders beeindruckend seine Soloversion des Blind Lemon Jefferson-Songs "One Kind Favour". Ein weiteres Highlight gab es mit "Nobody's Fault But Mine", bekannt geworden durch die Bearbeitung von Led Zeppelin auf ihrem Album "Presence". Das Zusammenspiel von Kellys Akkustic Slide Guitar und der Mundharmonika von Paul Jones jagte mir eine Gänsehaut nach der anderen über den Rücken.

Aber auch die härtere Schiene wurde perfekt bewältigt. "Stepping Out" hatte im Mittelteil derart starke Double Lead Guitars, so dass man sich an Wisbone Ash erinnert fühlte. Ferner erinnerte die Blues Band mit der sehr melancholischen Ballade "Thank You Brother Ray" an den kürzlich verstorbenen Ray Charles. Stark auch der Curtis Mayfield-Klassiker "People Get Ready", der zwar nicht ganz an die Powerversion von Vanilla Fudge heranreichte, aber trotzdem seine ganz eigene Aura entwickelte.

Nach 135 Minuten endete eines der besten Blueskonzerte, dass ich je erlebt habe und ließ ein total begeistertes Publikum zurück. Die sehr fachkundigen Leute vor der Bühne hatten schon vorher jedes Solo mit frenetischen Beifall gefeiert und so die fünf Musiker zu weiteren Höchstleistungen angetrieben. Die Blues Band sprühte nur so vor Spielfreude. Diese Konzert hätte für mich noch wesentlich länger gehen können. Hier wurde ein wahres Feuerwerk abgebrannt, das absolut nichts zu wünschen übrig ließ. Beim nächsten Gig werde ich auf jeden Fall wieder mit dabei sein, .. vorausgesetzt es kommt mir nicht wieder etwas dazwischen!