Der Ducsaal in Freudenburg wird wohl zukünftig ziemlich oft Besuch von uns bekommen; zum einen weil Peter Hahn ein erstklassiges Programm auf die Beine stellt und zweitens diese Location über das passende Ambiente für schöne Clubabende verfügt.
Irgendwo zwischen Mettlach und Trier liegt Freudenburg. Ein relativ kleiner Ort, der aber immer wieder, auch von internationalen Bands, gerne besucht wird. Nicht minder international sind die Besucher. Dank der grenznahen Lage treffen sich hier Musikbegeisterte auch aus Luxemburg, Holland und Belgien.
Man betritt zuerst eine kleine, urige Kneipe, die mit frisch gezapftem Pils und ausgesuchter Konservenmusik für das erste Wohlgefühl sorgt. Treppe runter und man steht im Konzertbereich. Gegenüber der Bühne befindet sich eine gemütliche Bar. Eingerahmt ist die Stage von einer Empore und auch seitlich befinden sich einige "tiefergelegte" Sitzplätze.
Stehtische und Barhocker im Audiencebereich sorgen für eine angenehme Zeit. Wird dieses Mobiliar entfernt, dann fasst der Ducsaal 270 Besucher.
Ganz so viele waren es bei der BMC-Band nicht. Proppevoll wirkte es aber trotzdem, da die anwesenden 90 Konzertbesucher die Räume zwischen den Stehtischen perfekt ausgefüllt hatten. Und 270 Fans hätten kaum mehr mitgehen können als diese Neunzig. Ist aber kein Wunder, denn Barry McCabe entfachte ein Feuerwerk und riss uns alle von Anfang an mit.
Ein einsamer Musiker betrat mit seiner Uilleann Pipe die Bühne und trotz deutschem Bier fühlte man sich plötzlich auf die grüne Insel versetzt.
Francis McIlduff stimmte keltische Klänge an, zu denen die anderen Musiker nach und nach aus dem Off kamen. Alle bis auf Barry. Er machte es spannend. Harry Knight, der neben Percussion auch Saxofon spielt hatte noch ein anderes Instrument dabei: eine riesige Pauke und die begann er mit wuchtigen Schlägen zu bearbeiten und liess etwaig abgestandenes Bier sofort wieder aufschäumen. Eric Wells begann seinen Bass zu zupfen und auch Willie Murphy lies die Sticks wirbeln.
Die Backstagetür ging auf und Barry McCabe betrat mit seinem typischen Stirnband die Szene. Slideröhrchen auf den Finger und endlich erklangen die ersten Gitarrenriffs und -slides.
Hören und erleben durften wir fast alles aus der ersten CD "The Peace Within"
Rock'n Roll, Blues, Boogie - egal was auch immer. Druckvoller und perfekter geht es nimmer. Und nicht nur Barrys Optik erinnert sehr stark an Rory Gallagher. Ich erwähnte ja schon, dass das Publikum total aus dem Häuschen war. Es stand eigentlich keiner ruhig und in den ersten Reihen tanzten einige und flippten regelrecht aus. Barry verstand es aber auch, alle zum mitmachen zu animieren. Das Publikum durfte mitsingen, getrennt nach Männlein und Weiblein. Auch benutzte er Publikumsfinger, die zusammen mit seinen Fingern die Saiten zum klingen brachten. Er selbst ließ seine linke Hand dann mal etwas verschnaufen und spielte mit Mund, Zunge und Zähnen. Absolut sicher und genial.
Peter Greens "Oh Well" wurde natürlich ebenso gespielt wie die wunderschöne Bluesnummer Full moon on main street von James/Lindsey.
Es ist übrigens nicht zu glauben, wie diese Mischung aus traditionellem Rock und Bluesmusik in Verbindung mit Uilleann Pipe oder Low Whistle ankommt.
Und Harry an der Pipe hat es wirklich drauf. Stellenweise lieferte er sich mit der Gibson regelrechte Duelle und entlockte dem Dudelsack fast die gleichen Töne und Riffs, die Barry mit der Les Paul vorgab. Ob nun mit Verzerrer oder Wah Wah: Harry machte es nach. Der Ducsaal kochte. Hätte ich jetzt fast vergessen: Barry begrüßte die Zuhörer sinngemäß auch damit, dass er sich freut in Deutschland zu spielen während anderswo der Krieg tobt. In einem Land also, welches nicht mitmacht. Und später gab es eine sehr nette Geste. Er nahm die Gitarre in den Arm, Hals nach oben. So sieht ein Soldat mit aufgerichteter MP aus. Im Stechschritt marschierte er vom Bühnenende ans Micro und meinte: "Thats the only war I'm going to".
Unnötig zu erwähnen, dass er sofort Beifall erntete.
Set 2 begann akustisch mit "The Emigrant" (dedicated to Rory Gallagher), gefolgt von (ebenfalls akustisch) "Nobodys Girl".
Harry behämmerte entweder die Pauke oder blies ins Saxofon und wenn er beide mal stehen liess, hatte er immer ein Percussion-Teil in den Händen. Ebenfalls ständig in Bewegung war Eric. Selten haben wir einen Basser gesehen, der dermaßen lauf- und bewegungsfreudig ist.
Natürlich gab es am Ende eine Zugabe. Ach was sage ich: dreimal kam die Band - lautstark aufgefordert - auf die Bühne zurück. Und da jeder den Text zu kennen schien, sang auch alles mit als der durch Grand Funk Railroad bekannte Hammer "Some Kind Of Wonderful" erklang.
Perfekt der BMC-Band angepasst, dann die etwas rockigere Version von "Stand By Me" ( King). Plötzlich, noch während des Tracks dann der Wechsel zu "(What) A Wonderful World". Nicht die Louis Armstrong-Version, sondern Sam Cookes "Don't know much about history…". Dieser fliegende Wechsel war spontan und kam für die Band überraschend, denn alle fingen an Barry anzugrinsen.
Selbstverständlich kam Barry noch zum signieren und small talken an den Merchandise-Stand und wir traten danach die eineinhalbstündige Heimfahrt mit der neuerworbenen Live-CD der BMC-Band im Player an. Gegen halb vier dann in die Federn gefallen.
Bilder vom Konzert
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