Bob Brozman / Blues Reflex
Blues Reflex
Einen Künstler wie Bob Brozman in eine bestimmte Schublade zu packen ist einfach nicht möglich. Dazu ist dieser Mann viel zu vielseitig. Er ist eben nicht nur Sänger und Gitarrist, sondern designt gleichfalls noch Instrumente, handelt mit ihnen und vergrößert dabei natürlich seine persönliche Sammlung. Große Beachtung fanden die Forschungsarbeiten des studierten Musikethnologen, der sich inzwischen auch Professor betiteln darf.
Musikalisch ist der 1954 in New York geborene Brozman nicht fest einzuordnen. Auf seinen diversen Ausflügen durch die ganze Welt übernahm er die verschiedensten Einflüsse der jeweiligen Musik. So entstanden Alben in den unterschiedlichsten Stilrichtungen. Bob Brozman ist eigentlich überall zuhause. Er beherrscht nicht nur Jazzelemente, gibt Cajun Musik zum Besten und ist ein Meister an der Hawaii Gitarre, sondern verfügt auch über außerordentliche Kenntnisse und Fähigkeiten in Sachen Blues.
Und diesem Thema widmet er sich auf seinem inzwischen dreißigsten (!) Album ganz ausführlich. Auf diesem rein akustischen Silberling, bei dem ihn Greg Graber auf drei Stücken am Schlagzeug begleitet, erweist Brozman einerseits denjenigen Blueskünstlern seine Anerkennung, die ihn an diese Musik herangebracht haben, andererseits trägt er den Blues mit den verschiedensten Einflüssen soweit an seine Grenzen, wie nie zuvor.
Dabei bedient er sich der verschiedensten Instrumente. Mehrere National und Bear Creek Hawaiin Guitars sorgen für unglaublich vielseitige Klänge. Dann wieder fühlt man sich durch traditionellen Delta Blues in frühere Zeiten zurückversetzt.
Neun der dreizehn Songs stammen aus der eigenen Feder von Bob Brozman. Dazu kommen zwei überarbeitete Traditionals und jeweils eine Nummer von Skip James sowie Charly Patton. Unterstützt durch eine ausgefeilte Percussion Technik kann sich jeder Bluesliebhaber ausmalen, wie diese Musik vor Jahrzehnten geklungen haben muss. Auch das Stimmvolumen passt perfekt zur Gitarrenarbeit und deckt die gesamte benötigte Bandbreite voll ab.
Obwohl Bob Brozman musikalisch an die alten Bluesveteranen erinnert, wirkt dieses Album aber keineswegs altmodisch und langweilig. Im Gegenteil; würde ein Robert Johnson heute noch leben, so hätte er seine Aufnahmen wohl genau so eingespielt. Bob Brozman gibt hier die Geschichte des Blues optimal an die Nachwelt weiter.


Spielzeit: 43,54 Minuten, Medium: CD, Ruf Records, 2005
1:Dead Cat On The Line (3,51) 2:Rattlesneke Blues (3,45) 3:One Steady Roll (3,47) 4:Death Come Creepin' (4,16) 5:Vieux Kanyár Blues (2,59) 6:Poor Me (4,44) 7:Cypress Grove Blues (4,14) 8:Little Tough Guy Blues (1,37) 9:New Guinea Blues (2,40)10:It's Mercy We Need (2,32) 11:Mean World Blues (3,30) 12:More Room At The Edge (4,14) 13:Workman's Song (2,32)
Jürgen Bauerochse, 17.12.2005