Spielzeit: 58:27 (CD 1), 60:28 (CD 2) Medium: Do-CD Label: Yellow Label/SPV, 2013 (1962-1969) Stil: Country Pop Review vom 17.04.2013 Wolfgang Giese

Der Countrysänger Bobby Bare wurde am 7. April 1935 in Ohio geboren. Die vorliegende Kompilation deckt jene Jahre ab, als er beim Label RCA unter Vertrag stand. Insofern fehlt natürlich "All American Boy", der große Hit, der bereits 1959 auf einem anderen Label und nicht unter seinem Namen, veröffentlicht wurde und in die Popcharts gar bis auf Platz drei gelangte. Damals galt Bare sicher noch nicht als Outlaw, der sich später viel mit der Parole "Drunk & Crazy" beschäftigte (auch ein Titel eines seiner Alben). Seine frühen Songs sind noch ganz nah an der seinerzeit üblichen Unterhaltungsmusik. Erst "Miller's Cave" aus dem Jahr 1964 lässt erkennen, dass es sich um 'richtige' Countrymusik handelt. Es ist eben dieser typische, damals populäre Country Pop, der sogenannte Nashville Style.

"One Day At A Time" von 1965, geschrieben von Willie Nelson, gibt die weitere Richtung noch klarer vor. Aber immer wieder, wie bei der Eigenkomposition "Memories", schwappen die Gefühle mit diesem üppigen Streicherarrangement über. So ist es meist die besondere Stimme von Bare, die gewisse Ecken und Kanten hervorbringt. Aber so war das damals - auch frühe Titel von Nelson sind in diesem Stil aufgenommen worden. Mit der ebenfalls in diesem Genre rührigen Skeeter Davis gibt es auch zwei Duette. "A Dear John Letter" ist dabei so richtig herzzerreißend. Das auch von
Gram Parsons aufgenommene "The Streets Of Baltimore" gibt es hier ebenfalls. Von Parsons klingt das viel mehr nach Country, viel authentischer irgendwie, dennoch legt Bare eine schöne Version vor, inklusive Chorarrangement.

Mit dem zehnten Titel auf dem zweiten Longplayer nähern wir uns dann so langsam dem späteren Sound des Künstlers und das war, so um das Jahr 1967 herum, von vielen anderen Bands dieser Stilrichtung zu hören. Man muss sie allerdings mögen, diese oft benutzten Streicherarrangements, die mitunter schon etwas satt auftragen, aber auch die Dramatik erhöhen. Mit "My Frame Of Mind" ist dann ein so richtig typischer Countrysong mit der herrlich wimmernden Pedal Steel und der markanten Pianobegleitung zu hören. Das ist ganz im Stil des Sounds aus Bakersfield - so liebe ich Bobbys Musik sehr. Mit dem zweiten zusammen mit Skeeter Davis gesungenen Titel verabschiedet uns der Countrystar aus einer schönen Werkschau des frühen Schaffens.
Dadurch, dass alle Titel recht kurz sind, bekommt man natürlich jede Menge an Unterhaltung geboten, wenngleich die CDs nicht randvoll sind und man gern noch hätte draufpacken können!

Ach ja, erst später, als er sich unter anderem auch Songs von Shel Silverstein ("Bobby Bare Sings Lullabys, Legends and Lies") vornahm, wurde er seinem Ruf als Outlaw mit diesen so typisch trockenen und ironischen Songs dann doch gerecht.