Body Count / Murder 4 Hire
Murder 4 Hire
Eigentlich war Hip Hop sein Betätigungsfeld, auf dem sich Mr. Ice-T, alias Tracy Morrow, geboren in Newark, New Jersey, USA, jahrelang austobte, bis er die Idee hatte, mit einigen alten Schulkameraden (Ernie-C - Gitarre, D-Roc - Gitarre, Mooseman - Bass und Beatmaster V - Drums) etwas völlig Neues zu kreieren: einen Mix aus Hip Hop und Heavy Metal, der unter der Bezeichnung Crossover seinen Einzug in die Musikwelt fand und den später Bands wie Rage Against The Machine, Dog Eat Dog oder in Deutschland solche Gruppen wie Such A Surge, H-Blockx oder Thumb ausgiebig praktizierten.
In ihren Texten geht die Band knallhart zur Sache. So gab es auch schon mal mächtigen Ärger wegen des Songs "Cop Killer" (vom Debüt), da hier zur Gewalt gegen Polizeibeamte aufgerufen wurde. Grund dafür war die Misshandlung des schwarzen US-Bürgers Rodney King durch weiße Polizisten im selben Jahr der Veröffentlichung des Albums (1992). Das führte sogar bis zur Trennung von ihrem damaligen Label.
Auch mit der neuen Scheibe "Murder 4 Hire" in fast neuer Besetzung (man hat einige Todesfälle zu beklagen) mit Ernie C. ('Rest'-Gründungsmitglied und Lead-Gitarrist), OT (Drums), Bendrix (Rhythmusgitarre) und Vincent Price (Bass) lässt sich Shouter Ice-T keinen Maulkorb verpassen, wettert - gekonnt gewohnt, gegen Recht und Gesetz, prangert die Straßen-Kriminalität an, klagt gegen soziale Ungerechtigkeiten und setzt sich aber auch mit der Welt nach dem 11. September auseinander.
Niemand wird ausgelassen, ob nun Politiker oder religiöse Fanatiker, alle bekommen ordentlich ihr Fett weg.
Die letzte Veröffentlichung liegt ja nun bereits 9 Jahre zurück und seitdem hat sich auch stilmäßig einiges getan.
Natürlich wurde nicht alles grundlegend geändert, der berühmte 'rote Faden' ist nach wie vor vorhanden: gerappte, teils wütende Vocals und treibende Riffs dominieren, aber man reitet nicht mehr nur im Full Speed durch die 12 Songs.
Nun ja, und auch mit Kraftausdrücken geht Ice-T in gewohnter Manier sehr großzügig um, die scheinen wohl für ihn zum täglichen Sprachgebrauch dazu zu gehören.
Auf "Murder 4 Hire" wird auch schon mal der Gashebel zurückgefahren ("Mr C's Theme", ein feines Instrumentalstück und mein Anspieltipp) und es kommen mehr metallische Elemente zum Einsatz. Ab und zu brilliert sogar ein feines Gitarrensolo. Dazu gibt die Rhythmusfraktion ordentlich Gas: kraftvoll wummern die Drums und der Bass brummt bedrohlich, wie zum Beispiel bei dem aggressiven "You Don't Know Me (Pain)" oder auch bei "Down In The Bayou" (hier findet sogar eine Harp Verwendung).
Damit bekommen die Stücke eine recht düstere Note verpasst, während es bei "The Passion Of Christ" wieder etwas speedig zur Sache geht.
Ein weiterer Anspieltipp ist das sich ebenfalls in metallischen Gefilden tummelnde "D Rocs (RIP)", welches natürlich dem verstorbenen D-Roc gewidmet ist.
Alles in allem wirkt das Album gereift, um nicht zu sagen erwachsen und sehr abwechslungsreich, die Stücke sind sogar teilweise recht eingängig, lediglich die Produktion lässt etwas zu wünschen übrig.
Bleibt abzuwarten, wie die Body Count-Fangemeinde das neue Werk ihrer Helden aufnehmen wird.


Spielzeit: 45:16, Medium: CD, Escapi, 2006, Crossover
1:Invincible Gangsta (4:01) 2:The End Game (4:15) 3:You Don't Know Me (Pain) (4:14) 4:The Passion Of Christ (3:13) 5:In My Head (4:06) 6:D Rocs (RIP) (2:34) 7:Murder 4 Hire (3:28) 8:Down In The Bayou (3:36) 9:Dirty Bombs (3:47) 10:Lies (4:26) 11:Relationships (4:32) 12:Mr C's Theme (3:05)
Ilka Czernohorsky, 26.07.2006