Spielzeit: 70:53 (CD 1), 67:37 (CD 2) Medium: Doppel-CD Label: Island/UMG, 2014 Stil: Rock Review vom 11.07.2014 Jürgen B. Volkmar

Es liegt derzeit anscheinend im Trend, dass bekannte Interpreten ihre musikalische Vergangenheit aufarbeiten bzw. komplett überarbeitet neu veröffentlichen. Das ergibt insoweit Sinn, wenn dabei wirklich etwas Konkretes für den Hörer bzw. Seher herauskommt, sei es in qualitativer Hinsicht oder durch bisher unveröffentlichtes Material. Im Hause Bon Jovi hat man sich u. a. auf letzteres besonnen und daher einen echtes Mehrwerterlebnis für den Fan produziert.

Bon Jovi vorzustellen, wäre in etwa vergleichbar, wie Sand in die Ozeane zu kippen. Wenden wir uns doch da kurz der Chronologie ihrer Erfolge zu. Nunmehr 30 Jahre aktiv; und das ist auch der Hintergrund der neu aufgelegten Edition. Zwischenzeitlich vor über 37,5 Mio. Fans aufgetreten und mit einem Verkaufserfolg von über 130 Mio. Alben, hat sich die Band dazu entschieden, eine umfangreiche Katalogserie zu ihrem 30-jährigen Bandjubiläum bei Island/UMG aufzulegen. Mit der Veröffentlichung eines der erfolgreichsten Alben ihrer Karriere, "New Jersey", das als remasterte 1CD-Version, 2CD-Deluxe Version und 2CD/1DVD-Super Deluxe Version sowie den jeweiligen Downloadversionen erscheinen wird, startet diese Serie. Geplant sind weitere Jubiläumseditionen sowie neu zusammengestellte Sammlungen von Studio- und Liveaufnahmen, die im Laufe des Jahres erscheinen sollen.

Man hat sich daher entschlossen, mit "New Jersey" anzufangen, dem Album, das ursprünglich im September 1988 erschienen ist und sich dort vier Wochen in Folge auf #1 der US-Charts gehalten hat. Es ist bis dato das einzige Rockalbum, von dem ganze fünf Top-10-Singles ausgekoppelt werden konnten: "Bad Medicine", "Born To Be My Baby", "I'll Be There For You", "Living In Sin" und "Lay Your Hands On Me". Zusätzlich wurde es in den USA mehrfach mit Platin ausgezeichnet und hat weltweit über zehn Millionen Exemplare abgesetzt.

Geplant war eigentlich eine Doppel-LP, die unter dem Titel 'Sons Of Beaches' erscheinen sollte. Aber Mercury Records entschloss sich dann doch zu einer Einzel-LP mit zwölf Songs und die Band benannte diese in "New Jersey" um - eine Verneigung vor ihren heimatlichen Wurzeln. Mit Hilfe der Deluxe- und Super Deluxe-Exemplare kann der Bon Jovi-geneigte Hörer dies jetzt so hören, wie es damals geplant war. Wirklich interessant wird es aber erst dann, wenn die Songs zu hören sind, die es damals nicht auf das geplante Doppelalbum geschafft haben. Man kann sich daher gut vorstellen, dass die Stilrichtung eine ganz andere gewesen wäre, wenn ein Track wie "Full Moon High" darauf gewesen wäre. Von der Stimmung her mehr in die poppige Richtung tendierend, beinahe schon zu ruhig für die eingeschlagene Richtung und für den damaligen Zeitpunkt daher nicht artgerecht. Bei "Growin' Up The Hard Way" ist ebenfalls eine langsamere Gangart angesagt; die Hooklines sind sehr stark im Mainstream verhaftet. "Let's Make It Baby" geht in die bluesige Richtung und wurde 1995 neu aufgenommen.

Man kann wirklich nicht behaupten, dass es sich bei den Demos um absolut unbekanntes Liedgut handelt, denn man hat sich, auch aufgrund der Qualität, dazu entschlossen, manches später wieder neu aufzunehmen oder für andere Künstler zu verwenden. Bestes Beispiel hierfür ist Cher, die "Does Really Fall In Love Anymore" für ihr 1989er-Album "Heart Of Stone" verwendete. Nichtsdestotrotz kann man nachvollziehen, dass die Entscheidung, "New Jersey" ausschließlich in Rock aufzunehmen, im Hinblick auf die damalige Zeit und den nachfolgenden finanziellen Erfolg die richtige war.

Daher ist diese Auflage keine banale Rock-Historie, sondern erhält durch das qualitativ hochwertige Remastering noch mehr Authentizität und wird durch die Hinzufügung der Demo-Versionen zu einer echten Dokumentation. Ein schön bebildertes Booklet sorgt noch für zusätzliche Informationen über einen aufregenden Zeitabschnitt einer der erfolgreichsten Bands unseres Planeten. Eine Neuauflage, die nicht nur mit aufwändiger Verpackung glänzen kann, sondern es vermag, auch echten zusätzlichen dokumentarischen Wert zu vermitteln und daher als äußerst empfehlenswert gelten kann.