Bonfire / Double X
Double X
Ich gebe zu, dass auch ich 1987 auf das damalige Album "Fireworks" abgefahren bin. Ich erinnere mich noch heute an "Sweet Obsession" und den Stampfer "American Nights". Ich weiß auch noch, dass ich damals an einem lauen Sommerabend in Münster vor der verschlossenen Türe stand, weil das angekündigte Konzert ohne Vorwarnung ausgefallen war. Was schließlich der wahre Grund gewesen ist, weiß ich bis heute nicht. Das aber nur mal so am Rande.
Die Ingolstädter Bonfire gehören sicherlich noch immer zu einem heißen Eisen, wenn es um melodiösen Heavy- oder Hard Rock aus Deutschland geht. Sänger Claus Lessmann und seine Mitstreiter sind erfahren genug, als dass sie wissen, dass nach so vielen Jahren eine Rückkehr zu alten Stärken besser ist, als wenn man versucht, vollkommen neue musikalische Wege zu bestreiten.
So ein bisschen misstrauisch war ich ja, als ich die neue Scheibe "Double X" einlegte, zumal mich der Vorgänger "Free" ganz ehrlich nicht überzeugte. Dennoch hatte die Band meines Erachtens schon immer so viel Potenzial, dass ich erneut mit Neugier und guter Hoffnung an das neue Album herangehe.
"Ready 4 Reaction" gab es auf "Fireworks" und nun gibt es "Day 911", ein von kräftigen Bassdrums getriebener Song, der sofort richtig abgeht. Die Gitarren von Hans Ziller und Chris 'Yps' Limburg klingen sehr schön knackig und voll, und so rockt auch "But We Still Rock" kräftig und hat dazu einen echten Mitgröhl-Refrain.
Die Platte ist allerdings nicht durchgängig hart, man besinnt sich in "Cry For Help" auch noch auf die Melodie, die auf früheren Scheiben schon bewährtes Stilmittel war, um die Fans gut gelaunt hinter sich zu einen.
Warum man allerdings bei der Ballade "Blink Of An Eye" noch mal das alte Intro von "You Make Me Feel" aus dem Jahr 1986 einspielen musste (jedenfalls sind ganz enge Anleihen für mich nicht wegzudiskutieren), verstehe ich allerdings nicht so richtig, zumal der Song ja dann doch noch in der Abfolge seiner Akkorde eine vollkommen andere Richtung nimmt. Und den leicht härteren Flair als den, eines Smokie-Songs bei "Hard To Say" kann ich mir auch nicht so richtig erklären.
Aber ansonsten muss ich zugeben, dass diese Platte wirklich wieder dufte abrockt und ich freue mich, aus meiner bescheidenen Sicht nun wieder in der Lage zu sein, Bonfire im Lager des guten deutschen Heavy-Rocks eingliedern zu können.
Da Bonfire in diesem Jahr ihr 20. Bühnenjubiläum feiern, hoffe ich, dass die Band das Programm auch wieder live gut präsentiert und dann werde ich ganz sicher die Chance nutzen und dem Konzert einen Besuch abstatten.
Alte Fans der Band werden "Double X" sicherlich wieder voll akzeptieren, aber auch für andere Freunde des melodischen Hard Rocks ist die Platte kein rausgeschmissenes Geld. Für einen Überflieger ist die Zeit wahrscheinlich abgelaufen, aber wer will schon immer wieder nur Neues???
Line Up:
Vocals: Claus Lessmann
Guitars: Hans Ziller
Guitars: Chris "Yps" Limburg
Bassguitars: Uwe Köhler
Drums: Jürgen Wiehler


Spielzeit: 63:56, Medium: CD, LZ Records, 2006
1:Day 911 (4:52) 2:But We Still Rock (4:02) 3:Cry For Help (4:15) 4:Bet Your Bottom Dollar (4:26) 5:What's On Your Mind (4:12) 6:Blink Of An Eye (6:07) 7:Rap Is Crap! (3:51) 8:Notion Of Love (4:29) 9:Right Things Right (4:48) 10:Hard To Say (3:50) 11:Wings To Fly (4:41) 12:So What (4:38) 13:Bonustrack: Blink Of An Eye (Extended Version, 7:48)
Ralf 'Jogi' Ruhenstroth, 20.04.2006