Boogie Stuff - Southern Bavaria's Heavy Duty Blues Rockers - hinter diesem Namen verbergen sich Fred Forrester (Drums) und Horst Tolks (Guitar, Vocals) aus Bayern sowie Andy Brötzner (Bass) aus Österreich. Southern Rock aus Österreich? Na, da stell ich doch die Lauscher mal auf.
Das Trio hat mit "Have Mercy" sein mittlerweile drittes Album im Eigenvertrieb vorgelegt. Mit einer guten Stunde Spielzeit ist die CD recht voll gepackt: Gut so!
Es knallt auch gleich ordentlich los mit "Muddy Water". Cooles Zeugs, Southern rockig, schön verzerrte Gitarren - das mögen meine Ohren. Horst Tolks Gesang erinnert mich ein wenig an die Stimme Peter Borels von den Dead End Cowboys.
Mit "Shake" geht es boogiemäßig weiter, klasse Eingangsmelodie, klasse Riffs, in diesen Song sollten Wah-Wah-Freunde auch jeden Fall reinhören!
"Long Way To Memphis" hat sich gleich beim ersten Durchhören der Platte zu meinem persönlichen Fave gemausert, knackiger Southern-Rock mit einer tollen Background-Sängerin. Das ist einer dieser Songs, die man morgens hört und die einen dann den ganzen Tag begleiten - da gibt's wahrlich Schlimmere!
Dann wird ein wenig Druck rausgenommen. Mit "Homesick" gibt es ein Atlanta Rythm Section Cover, und ja, ich krieg auch schon Heimweh, selbst hier auf meiner Couch! Es folgt "Bad Boy" mit einem sehr angenehmen Groove und tollen Keyboards.
Tja, aber dann. Hm. Also. Äh. Jungs, "Don't Believe A Word" ist keine Ballade, nein, wirklich nicht. Ganz ehrlich. Das grenzt schon fast an Blasphemie.
Auch "Funky Town" kann ich nicht wirklich etwas abgewinnen. Was ist los, habt ihr schon eure ganze Munition verschossen?
"Desert Night" hat dagegen Hit-Charakter und klasse Riffs. Dann gibt's wieder ein Cover, diesmal "Just Got Paid" in einer mehr oder weniger eingängigen Interpretation.
"Jungle Of Chicks" ist wieder ein eigener Song, diesmal ein schleppender Groove.
Nun folgen drei Live-Aufnahmen, jeweils gesungen von Jimmy Carl Black, Mitglied von Frank Zappa's Mothers Of Invention. Diese Songs machen wirklich Lust, Boogie Stuff mal live zu erleben - da geht sicher eine tolle Party ab! Allerdings gefällt mir persönlich Horst Tolks Gesang besser.
Mit "Hello Baby" swingt die offizielle Platte ihrem Ende entgegen, allerdings wird im Booklet noch auf den Hidden Track "Racing Boogie" hingewiesen. Genau das ist dieses Stück dann auch, ein (instrumentaler) Boogie, der zusätzlich mit einem Sound unterlegt wurde, auf den zumindest meine Ohren mächtig abfahren: ein Formel-1-Bolide heizt durch den Song und gibt ihm einen besonderen Speed. Ist das ein McLaren? Versöhnt mich jedenfalls ein wenig mit den Tiefen der Scheibe.
Denn das ist genau mein Problem mit "Have Mercy!" - Die Platte hat ziemliche Höhen und leider auch einige Tiefen. Sie ist nicht homogen, sondern erinnert eher an eine Patchwork-Decke: Hier mal ein Touch von diesem, dort mal ein Hauch von jenem - wirkt auf mich ein wenig konzeptlos.
Dabei ist das Album durchweg knackig und sauber produziert. Die eigenen Songs zeigen absolut, dass die Band Potential hat. Also, in meinem Player wird die Scheibe noch so einige Runden drehen, allerdings werde ich mir wohl ein Programm zusammenstellen, das überwiegend die eigenen Stücke des Trios beinhaltet. Denn die sind absolut top!
Jetzt hoffe ich nur, Boogie Stuff verlässt auch mal irgendwann den Süden der Republik und kommt zu dem ein oder anderen Konzert mal ein wenig mehr in Richtung Westen - das Spirit of 66 könnte durchaus passen!
Spielzeit: 62:00, Medium: CD, Sky Records, 2004
1:Muddy Water 2:Shake 3:Long Way to Memphis 4:Homesick 5:Bad Boy 6:Don't Believe A Word 7:Funky Town 8:Desert Night 9:Just Got Paid 10:Jungle Of Chicks 11:Indian Of The Group 12:Who did You Love 13:Black Limousine 14:Hello Baby 15:Racing Boogie
Ella Wirtz, 29.01.2005
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