Funky schlägt die Gitarre aus den Boxen, der Bass rollt und dreistimmige Vocals laden zum mitfunken ein. Geil, so eine Musik nach über 20 Jahren mal wieder zu hören.
In den 70ern hatte Funk einen Stellenwert, der dem des Rock kaum nachstand. Wenn man tanzen wollte, gab es neben den seichten Discosongs Rhythmusmonster, geboren von Bands wie der Average White Band, den Commodores, Ohio Players oder Brass Construction, um nur einige zu nennen.
Boogiehawg, gegründet 1996, setzt dort wieder an, mit einem Stil aus siebziger Funk und Soul, R&B und Jazz.
Im letzten Jahr spielten sie über 100 Shows und an der Ostküste füllen sie in DC, Virginia und Maryland jede Location, wo immer sie auftreten.
Etwas verwundert bin ich jedoch, dass sie neben anderen National Acts auch schon mit den Allman Brothers die Bühne geteilt haben. Da ist mir die Unterschiedlichkeit der Stile dann doch etwas zu groß, andererseits hört gute Musik nicht am berühmten Tellerrand auf.
Wie auch immer, Track zwei beginnt mit einem schönen Wah-Wah und Trompete, ehe dann Bass und Gitarre auf Funk umschalten. Etwas ruhiger ist dieser Song, aber es zeigt die Perfektionalität die auch gerade die Vocalisten an den Tag legen.
“Something so strange”, der Titelsong, ist ruhig mit einem rollenden Bass, wie er nur dem Funk eigen ist.
Mehrstimmige Vocals (hier singt jeder ausser dem Saxophonspieler) sorgen für gemütliche Stimmung. Könnte ein KC Song sein. ”Shake, shake shake it down to the ground”, lautet der Refrain - yeah baby shake it.
“Just another day” schaltet einen Gang runter und hat jazzige Anleihen. Das kann man aber oft bei Bands mit Hornsections beobachten. Es liegt in der Natur der Sache, dass sobald gegügend Blasinstrumente im Lineup sind, schnell die Verbindung zum Jazz entsteht.
Der nächste Titel ist wieder reiner Funk wie aus dem Lehrbuch. Die Jungs sind allesamt Weiße, ich kann es aber kaum glauben. Dieses Gefühl für Rhythmus, die Färbung der Stimmen:
schließt man die Augen, sieht und hört man eine schwarze Funkband. Es ist einfach unglaublich was da an Stimmung rüberkommt. Und die Boys sind jung. Wenn ich mir das Bandphoto anschaue schätze ich das Durchschnittsalter auf Mitte 20.
Fünf Songs stehen als Inhaltsangabe im Booklet. Aber es sind drei Songs mehr. Warum diese nicht explizit aufgeführt sind, entzieht sich meiner Kenntnis. Aber auch diese Titel strotzen nur so vor Spielfreude und alle Klischees des Genres werden bedient. Der letzte Track ist live und zeigt, dass es bei den Shows keinen Stimmungsmangel gibt.
Holt die Afro Perücken raus, zieht die bunten Hemden an, legt die langen Goldkettchen um und macht Platz vor der Anlage. Funktänzer brauchen Platz.
Das Booklet lässt offen, was mit Colin Watson, dem Saxophonspieler, passiert ist.
Anscheinend ist es der Band jedoch ein Anliegen und so möchte ich auch hier darauf hinweisen: ”This CD is dedicated to the memory of Colin Watson.”
Spielzeit: 39:17, Medium: CD, Eigenproduktion, 1999
1:Higher 2:Show Me 3:Something So Strange 4:Just Another Day 5:Freedom 6:Big Bad Wolf 7:Ocean View
8:Monotony
Ulli Heiser, 02.12.2000
|