Bootlegs / W.C. Monster/Bootlegs
W.C. Monster/Bootlegs Spielzeit: 51:15 (W.C. Monster), 57:44 (Bootlegs)
Medium: CD
Label: Minotauro Records, 2014 (1989/1990)
Stil: Thrash-/Speed Metal


Review vom 23.07.2014


Jens Groh
Heavy Metal aus Island ist ja heutzutage nichts wirklich Neues und Aufregendes mehr. Bands, die den Exotenbonus haben wollen, müssen in diesem Jahrzehnt schon aus ganz anderen Regionen unseres Erdballs stammen, möglichst ein noch nie da gewesenes Image an den Tag legen und wenn es geht, den abartigsten Stilen des Metals frönen.
Ende der Achtziger des letzten Jahrhunderts sah das aber noch ganz anders aus. Heavy Metal, speziell sein rüpeliger Ableger, der Thrash, waren in Hochburgen wie der Bay-Area oder im Ruhrpott zuhause und nicht, wie in diesem Fall, in Reykjavik auf Island. Und ganz ehrlich, mir war diese Formation auch nicht bekannt. Tja, das ist leider das Pech, dass es zu der Zeit noch kein WWW gab. Wenn man damals nicht hunderte Kontakte zu anderen Tape-Tradern hatte, konnte einem schon mal so manche Perle durch die Lappen gehen.
Aber die Zeit heilt ja bekanntlich alle Wunden bzw. alle Lücken in irgendwelchen CD-Regalen. So auch hier.
Gut, ob die Metal-Welt jetzt in ihre Bestandteile zerbrochen wäre, wenn es nicht diese Re-Release der Speed/Thrasher Bootlegs (übrigens ein selten dämlicher Bandname) nicht gegeben hätte, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Fakt ist aber, dass einem ein krudes Zeitdokument entwischt wäre.
Die Jungs aus dem eisigen Norden waren zu ihrer aktiven Phase (1986-92) definitiv Fans der damals mehr als aktiven Thrash-Szene und besonders des New Yorker Ablegers. Sprich, man hört immer wieder Bands wie Nuclear Assault oder Anthrax heraus.
Besonders letztere bzw. deren Spaßcombo S.O.D. haben wohl mächtig Eindruck hinterlassen... muss wohl so sein, nicht umsonst hören gleich zwei (!) Songtitel auf diesen Namen.
Bootlegs Allerdings verlässt man sich nicht ausschließlich auf den Einfluss der 'Sturmtruppen des Todes', sondern geht oft melodiöser zur Sache. Es wird also nicht nur wild drauf los gepoltert, sondern es kommen auch tolle Melodien zum Einsatz; hier kommen die Speed-Einflüsse zur Geltung. Aber - und nun kommt das große aber - wirklich erstaunlich ist es wirklich nicht, dass nur wenige diese Combo auf dem Schirm hatten, zu selten wird Eigenes eingebracht. Gut, die Songs, die in Landessprache intoniert werden, sind für damalige Verhältnisse etwas Besonderes. Heutzutage, wo wirklich jeder Depp in seinem, vielleicht noch ortstypischen Dialekt singt, ist das nichts, was einem den Schlüpper feucht werden lässt. Es bleibt oft eben 'nur' Speed/Thrash, wie er oftmals in irgendwelchen Jugendclubs zuhause ist... und bleibt. Nicht falsch verstehen, oftmals sind es genau diese kleinen Bands, die einem das Hirn zermatschen, aber auf einer großen Bühne kann man sich die Nordländer einfach nicht vorstellen - dafür sind zu wenig Aha-Momente da. Leider galt das auch schon damals Ende der Hochzeit des (Fun)Thrashs und heute erst recht.
Egal, kommen wir zu den beiden CDs. Beide kommen im schnieken Pappschuber daher, sind liebevoll mit alten und neuen Bildern (ja, die Band ist immer mal wieder bis heute aktiv) aufgemacht und besitzen beide als Bonus auch einige Livetracks aus dem Jahr 2006. Soundmäßig sind diese keineswegs Bootlegs, sondern kommen in gutem - wenn auch nicht super - Klang aus den Boxen gehämmert. Auch die regulären Scheiben haben einen erstaunlich guten Sound, den ich so nicht erwartet hatte.
Mir persönlich gefällt das Debüt "W.C. Monster" einen kleinen Ticken besser als der Nachfolger, weil hier noch mehr der Charme und das unbekümmerte der 80er rüberkommt. Aber auch Album Nummer zwei, schlicht "Bootlegs" betitelt, macht Laune. Immer vorausgesetzt, dass man nicht wirklich etwas Neues/Altes erwartet.
So bleibt als Fazit: Wer alles aus den Achtzigern sein Eigen nennen muss, was eben typisch Underground war und ist, kommt an diesen beiden Scheiben nicht vorbei. Metalheads, die nur nach vorne schauen, werden auch diese Releases links liegen lassen.
Line-up W.C. Monster:
Elli (bass)
Stjúni (drums)
Nonni (lead guitars, vocals)
Hannes (guitars)

Line-up Bootlegs:
Elli (bass)
Stjúni (drums)
Nonni (lead guitars)
Junior (vocals)
G.H.H. (guitars)
Tracklist
W.C. Monster:
01:At The End...
02:Void
03:1 Out Of 3
04:Stairway To Hell
05:ÞÚ
06:W.C. Monster
07:Wake Up
08:What Ever You Like
09:SOD
10:Trash Attack

Bonus Tracks Live 2006
11:Void
12:Wake Up
13:Shall I Die
14:ÞÚ
15:W.C. Monster
Bootlegs:
01:Forleikur
02:Óljóslega Stjórnlaus
03:Blá Saklaus
04:Augun
05:Vögguvísa
06:Eymd
07:Mesti & Besti
08:Tippikal
09:Við Dauðans Dyr
10:Gamli Nói
11:SOD 2
12:Sein
13:Jólarokk
14:Fuck Off
15:W.C. Monster

Bonus Tracks Live 2006
16:At The End
17:Gamli Nói
18:Street Lover
19:Augun
20:Fuck Off
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