Richmond, Virginia - das riecht förmlich nach Southern Rock! Ist es aber nur teilweise, denn wie es meistens der Fall ist, liegt die Wahrheit irgendwo dazwischen. Eigentlich geht es mehr in die Richtung gitarrendominierter Powerrock mit Southern- und Country-Anleihen, wobei die letzteren nur als Fragmente zu erkennen sind.
Boss Kean's Ditch kommen also aus einem Teil der USA, wo es von unzähligen unbekannten Bands nur so wimmelt und deren Zahl beinahe vergleichbar mit den Kojoten ist, die einsam nach Essbarem suchend, durch die Landschaft streifen. Für die Cineasten unter uns sei erwähnt, dass die Namenswahl des Fünfers nicht auf reinem Zufall beruht, sondern auf einen Paul Newman-Film, der bei uns unter dem Titel "Der Unbeugsame" bekannt wurde und daher so etwas wie eine Vorbildfunktion für die jungen Rocker darstellt.
2007 erst ins Leben gerufen, wird mit "Mountain To Climb" das Erstwerk vorgestellt das, mangels Interesses der Labelbosse, im Eigenvertrieb veröffentlicht wurde. Eine Entscheidung, die nach dem ersten Höreindruck an den Auswahlkriterien mancher Companies zweifeln lässt. Gleich beim Opener "Diggin' The Ditch" geben die Jungs dem Gaul die Sporen und begeben sich auf einen Hard Rock-orientierten Ritt, der zwischen den Stilrichtungen Southern- und Hard Rock verläuft und noch dazu auf einem hohen handwerklichen Niveau. Die drei Gitarren verstehen es, um einen Akkord ein ganzes Riffgebirge aufzubauen und bleiben dabei so trocken, dass man den Sand aus den Speakers rieseln hört.
Übergangslos wird mit "Workin' Man's Pride" der nächste Killertrack mit packenden Riffs aufgebaut. Doug Gibsons Stimme erinnert mit ihrem typischen Südstaatenklang an Skynyrd, und passt zu dem rauen und ungeschliffenen Sound wie das Hufeisen auf den Amboss, dessen Ecken und Kanten noch puren Rock widerspiegeln. "Home" wirkt durch sein spezifisches Southern-Soundgefüge noch mehr in diese Ecke geschoben und könnte auch auf dem neuen Lynyrd Skynyrd-Album zu finden sein. Typische Trademarks passen stimmig ins Konzept, Gitarren und Bass formieren sich zu einem erstklassigen Hammersong, der eines der Highlights auf diesem Erstlingswerk darstellt.
Bei "She's Like The Sun" meint man doch tatsächlich, dass Bad Company, aber ohne das typische Paul Rodgers-Organ, am Songwriting beteiligt war. Blueslastig, aber mit knackigem Rock, überzeugt dieser Song gerade durch diese Ähnlichkeit und bleibt trotzdem eigenständig genug. "Things I Can't Be" gefällt durch gepflegte Gitarrensoli und die genau auf den Punkt zielende Röhre des Haupttonangebers Gibson, der aus diesem simplen, rockenden Stück eine starke Einlage formt. Der Finalist "Your Heart Still Mine" passt in seiner druckvollen Art hervorragend zu diesem soliden, gitarrenlastigen Album, das Dank seiner Eigenständigkeit genug Wiedererkennungswert besitzt, um auch jenseits des großen Teichs wahrgenommen zu werden.
Die Ironie des Schicksals ist, dass gerade wegen seiner Eigenproduktion dieses Werk von Glattbüglerei verschont blieb, was sich jetzt als vorteilhaft auswirkt. Reinhörer sind genug vorhanden, so dass dieses Album mühelos über das gehobene Mittelmaß der Produktionen herausragt, die man hierzulande als Southern Rock angeboten bekommt. Man kann davon ausgehen, dass die Truppe, wenn das Bandgefüge zusammenhält, auch in Zukunft noch richtig zündende Songs auf ihrem nächsten Longplayer aus dem Land der nie endenden Veröffentlichungen zu uns senden wird.
8 von 10 RockTimes-Uhren
Line-up:
Doug Gibson (guitar, vocals)
Ryan Nuttle (guitar)
Robbie 'The Kid' (guitar)
Tom Schoppe (bass)
Shane Kellis (drums)
Guest Musician:
C.B. Smith (guitar - #2)
Tracklist |
01:Diggin' The Ditch
02:Workin' Man's Pride
03:Never See My Face Again
04:Home
05:A Mountain To Climb
06:She's Like The Sun
07:Doin The Best I Can
08:Things I Can't Be
09:Your Heart Still Mine
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