Box / Erosion
Erosion Spielzeit: 48:36
Medium: CD
Label: Unit Records, 2013
Stil: Jazz Fusion/Crossover

Review vom 19.06.2013


Wolfgang Giese
Ich wusste doch, diesen Namen kenne ich - Fabian M. Müller! Seine Platte Monolog habe ich bereits vorgestellt.
Aber auch in der Formation FM Trio ist er aktiv.
Doch vorliegend etwas ganz anderes, denn hier beherrscht auch Elektronik das Geschehen!
Als Jazz kann man die Musik nicht unbedingt einstufen. Nun gut, angesichts von Elementen davon, passt Fusion schon. Grummelnde elektronische Klänge mit unregelmäßig vorgetragenem Rhythmus, der zu stolpern scheint… darüber bahnt sich die Trompete ihren Weg. Mathias Eick und seine Musik fällt mir ein. Nachdem der erste Titel eigentlich so relativ unbedeutend dahinfloss (es fehlte mir einfach eine Art Struktur), scheint sich beim Folgesong etwas zu ändern. Black Cracker ist es, der Sprechblasen in den nun straight abgehenden und mit leichtem Groove versehenen Rhythmus einbringt. Und auch hier die Trompete eher als Melodie, denn als Soloinstrument.
Fünf weitere Stücke werden vokal unterstützt. Zur Diskussion mag gestellt werden, ob es nun gesprochene Lyrik ist, Rap oder einfach Klangfetzen. Dub Poetry mag wohl der Fachausdruck dafür sein. Alles passt aber irgendwie nicht, es scheint eben eine andere Form von Fusion zu sein, die hier versucht wird. Für Rapversuche ist mir persönlich der Background einfach nicht 'black' genug, die Vokalbeiträge stehen für mich auch eher leicht neben der Musik, es fehlt mir eine Einheit. Allein Claire Huguenin erfüllt die Aufgabe, wenn sie auf Französisch ihre gesprochenen Worte hauchend einfügt, wieder von einem schleppenden Rhythmus und Klängen von E-Piano und Trompete unterstützt.
Beim neunten Song passt es dann auch besser, weil sich hier alle Elemente gut in das konfuse und mysteriöse Arrangement zusammenfügen.
Abwechslung bietet darüber hinaus nun ein endlich zielstrebig abgehendes Stück - "Masked Parade", das in der Basis feiner Jazz Rock ist und auch locker und leicht groovt. Der Wortbeitrag fügt sich, wenn ich ihn auch erst einmal als ungewöhnlichen Gegenpart empfinde, gut ein, denn durch den flexiblen Vortrag von Sky 189 gewinnt der Song eine gewisse Magie.
"Gymnastic Ball", genau das Geräusch eines solchen Balles beim Spiel mit ihm, scheint in das Stück als Sample mit eingefügt worden sein und stellt die humorvolle Seite der Platte vor. Insgesamt kann ich der Musik einen satten und fetten Sound bescheinigen, der meistens mit erdigem Groove punkten kann. Insgesamt ist festzustellen, dass hohe musikalische Qualität geboten wird, auch Ideenreichtum in den Arrangements ist vorhanden.
Was ich jedoch ein wenig vermisse, ist, dass überwiegend 'Fläche' geboten wird, die wenigen solistischen Ausflüge fallen insofern dem Gesamtkonzept 'zum Opfer'.

Auch die im letzten Titel eingesetzte Trompete schafft Klangraum, lässt persönliche Filme entstehen und die Atmosphäre mit diesem verzerrten Piano erinnert mich ein wenig an die Platte "Emergency" der Tony Williams Lifetime, ein regelrecht ausfließender Abschluss einer Platte mit sehr ungewöhnlicher Musik.
Letztlich entspringt die Betrachtung natürlich meiner subjektiven Sichtweise, die für den Rest der Hörerschaft nicht gelten muss, so dass ich niemandem abraten möchte, beide Ohren zu riskieren, denn dieser Sound ist durchaus etwas Besonderes in der Musiklandschaft.
Die eigenwilligen Rhythmen mit kurzen Unterbrechungen zwischendurch, die verträumt klingende Trompete, der satte Bass, die Eigenwilligkeit mit dem Hauch von Ambient, das alles könnte bereits einen Kaufbefehl für Wohlgesonnene darstellen.
Line-up:
Niklaus Hürny (trumpet, electronics)
Fabian M. Mueller (Fender Rhodes, Micro Korg)
Kaspar von Grünigen (bass, electronics)
Alexandre Maurer (drums)

Guests/Live Support
Sky 189 (voice - #4, 6, 10)
Black Cracker (voice -#2, 9)
Claire Huguenin (voice - #5)
Tracklist
01:The Message
02:After The Storm
03:Cupola
04:Tempest
05:Clignote En Panique
06:Masked Parade
07:NYX
08:Gymnastic Ball
09:Call Me Erosion
10:Mind Erosion
11:Soracum
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