Hard Rocker aus Passion, so könnte man die auf zwischenzeitlich drei Mitglieder zusammengeschmolzenen Brand New Sin aus Syracuse bezeichnen, nachdem Axtschwinger Kris Wiechmann nach dem Ausscheiden des bisherigen Leadsängers Joe Altier den Platz am Mikro mit übernommen hat.
Und das Erstaunliche daran ist, dass für den neutralen Hörer der Stellenwechsel auch keine tief greifende Veränderung darstellt, denn der Gitarrist macht auch als Sänger eine glänzende Figur. Für diejenigen allerdings, die sich an die Stimme des Vorgängers gewöhnt hatten, ist es auch keine große Umstellung, denn schon nach kurzem Hörtest offenbart sich, dass die New Yorker mit dieser Wahl einen Volltreffer gelandet haben. Zu hören ist das auf ihrem aktuellen Destillat "Distilled", dem bereits vierten Longplayer, mit dem die NY-Cowboys ihren Qualitätslevel nochmals nach oben setzen.
Hart, staubig und trocken, so könnte man den Stil des Dreiers am besten umschreiben. Allerdings nicht im klassischen Sinne, sondern mehr in Richtung Moderne. Die Tracks, einschließlich der akustischen Inhalte, wurden mit hoher Betriebstemperatur eingespielt und offenbaren individuelle Klasse. Allein der Mut, als Intro eine Akustiknummer zu bringen, zeugt schon von starkem Selbstbewusstsein und Geschmackssicherheit. Dass sie damit richtig liegen, kann man den Jungs bereits nach dem ersten Hördurchgang bestätigen.
"Enjoy The Ride" ist wirklich nicht der banale Balladenschmalz, sondern eine von Staub und Sonne ausgebleichte Akustikhymne mit einer Stimmung, die nachträgliche Hitzewallungen hervorruft. Nach diesem starken Anfang gibt das Trio erst richtig Gas. "The Death Of One Thing Or Another" und "Breaking Bottles" offenbaren cooles und teilweise AC/DC-verdächtiges Riffing mit satten Hooklines. Ein Hauch von Phil Lynott kommt auf, wenn Wiechmann die Vokale mit täuschender Ähnlichkeit dehnt und die Akkorde in einem harten, modernen Klanggewand aus den Saiten geschraubt werden. Auf jeden Fall haben Brand New Sin ihre Hausaufgaben gemacht. Es gibt keinen einzigen Ausfall auf dieser fetten und zugleich knallenden Produktion. Die Gitarre schiebt sich nur dann in den Vordergrund, wenn es wirklich sein muss, die Bässe grooven und der Fellbearbeiter lässt den roten Faden nie fallen, sondern gibt den Songs die notwendige Schubkraft.
Manchmal meint man, eine ganz entfernte Ähnlichkeit zu Clutch zu hören, aber nur dann, wenn die Trockenheit sich wieder über die Soundgebilde senkt. "Down Myself" könnte vor über 40 Jahren von Buffalo Springfield geschrieben worden sein. Intensiv, wehmütig und musikalisch ein totaler Überflieger. Unwillkürlich muss man sich die Frage stellen, warum hat ein Mann mit dieser Stimme sich bisher nur auf die Gitarre konzentriert? Eigentlich ist es egal herauszufinden, welcher Titel denn nun am überzeugendsten klingt. Entweder rocken die Tracks bis zum Abwinken und tragen eine aggressive Dynamik in sich, die auch von marginalen Stoner Rock-Molekülen der Marke Fu Manchu nicht beeinflusst wird oder explodierende Tracks wie "The Pledge" sorgen durch die stetig riffende Harmoniefolge für unverkennbare Hard Rock-Perlen, die sich wie ein roter Faden durch dieses Album winden.
Erstaunlich, dass der Bekanntheitsgrad der US-Rocker in unseren Breiten immer noch im einstelligen prozentualen Bereich liegt. Dieses Album ist nichts anderes als eine Demonstration, wie hochwertiger Hard Rock heute klingen muss. Dank der genial umgesetzten Einflüsse, vereinen Brand New Sin das Beste aus dem Classic Rock-Lager mit den Attributen der 'New League Of Modern Hard Rock'. Stimmig und emotional, wie auch rockig und qualitativ überdurchschnittlich in den Arrangements - das ist der Hörgenuss eurer kommenden Lieblingsband!
9 von 10 RockTimes-Uhren
Line-up:
Chuck Kahl (bass )
Kevin Dean (brums)
Kris Wiechmann (guitar, vocals)
Tracklist |
01:Enjoy The Ride
02:The Death Of One Thing Or Another
03:Breaking Bottles
04:Summertime
05:Down Myself
06:Fly
07:Hideous
08:Two Middle Fingers
09:The Pledge
10:The Pig
11:Crossed Out And Changed
12:My Loved Ones
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