Helft mir mal ein wenig: Waren Breed77 nicht die, die spanische Klänge mit modernem Metal verbanden und bei denen man das auch bislang immer gut raushören konnte? Nun ja, da ist irgendwie nicht so richtig viel von übriggeblieben. Irgendwie klingt die ursprünglich aus Gibraltar stammende Band auf ihrem nunmehr sechsten Longplayer mittlerweile etwas anders. Da ist zwar immer noch viel von den fetten Riffs aus den Gitarren und der wütend anmutenden Stimme des durchaus markanten Frontmannes Paul Isola, aber diese ganz speziellen Akzente sind weg.
"The Evil Inside" klingt für mich in Teilen höchst aggressiv und auf der anderen Seite extrem dunkel (wobei diese beiden Attribute einander nicht ausschließen müssen). Der Fronter lässt sich von den beiden Gitarristen Felice und Caparros unablässig durch die Tracks treiben, mal reibeisenmäßig, mal eindringlich in höheren Tonlagen. Allen Songs gibt er aber die bereits erwähnte Aggressivität, und das muss nicht unbedingt im Up-tempo passieren. Meist bewegen wir uns in mittleren Geschwindigkeitsbereichen, wenn auch die Gitarrenläufe manchmal etwas anderes suggerieren.
Drummer Joyzi knüppelt kräftig dazwischen und auch der Basser Cavilla macht eine dazu passende, gute Arbeit. Die bereits erwähnten Gitarren können wir ab und zu bei sehr schönen kernigen Soloausflügen ertappen (z. B. "Bring On The Rain"), wie man sie von traditionellem Metal her kennt und liebt. Die eigentliche Spezialität des Flamenco-Gitarristen Pedro Caparros kommt nur höchst selten durch. Mir erschließt sie sich erstmalig bei "Low" - und das ist immerhin schon die Hälfte der Scheibe. Ein weitere offensichtliche Passage durchdringt das Ohr beim Rausschmeißer "Motionless", der auch ansonsten in weiten Teilen punkten kann. Selbst einen Hauch orientalischer Klänge vermag der Gitarrist an den Mann zu bringen.
Spätestens hier wird übrigens auch offensichtlich, dass der Ruhm der Band auf "The Evil Inside" nicht von ausgesprochenener Variabilität herrührt. Nimmt man mal eine Grundrhythmik und eine gewisse Linie an, so klingt das Ganze doch sehr, sehr gleichförmig. Klar, wir haben natürlich auch vereinzelte Ausbrecher, die im subjektiven Hörempfinden besser haften bleiben. Dazu zählt für mich besonders das bereits angesprochene "Low", das endlich den (erwarteten) Einschlag spanischer Töne bringt. "Bring On The Rain" hat auch etwas und der Titelsong sticht ebenso ein wenig hervor.
Einerseits etwas nervig, andererseits für Eingängigkeit sorgend ist bei vielen Tracks das dutzendfache Wiederholen der Titelzeile. Das gibt es zwar bei vielen Genres immer wieder, kombiniert mit dem Breed77'schen Riffing beschleichen den Rezensenten an einigen Stellen schaurige Gefühle, wie wir sie vom gottlob totgesagten Grunge her kennen.
Was ich damit sagen will? Nun, "The Evil Inside" ist im Grunde natürlich keine schlechte Scheibe. Die Musiker verstehen ihr Handwerk zweifelsohne und die Kompositionen sind in sich absolut stimmig. Mich hat das trotzdem, besonders wegen der mangelnden Variabilität und des Fehlens der traditionellen Einflüsse, ein wenig enttäuscht. Irgendwie hatte ich mir beim Fingerheben etwas mehr versprochen. ABER, die Linie der Band muss man natürlich akzeptieren und ihre Hinwendung zu dunkleren, böseren und auch anklagenderen Gefilden reflektiert nun mal die Entwicklung der Musiker. Vielleicht kommt die Kehrtwende auch daher, dass es mittlerweile an jeder zweiten Ecke Metalbands gibt, die irgendwelche traditionellen volkstümlichen Einflüsse zur Schau stellen. Eines möchte ich bei den sich mir ansatzweise erschließenden, leichten Andeutungen allerdings noch anmerken: Bitte orientiert Euch nicht in Richtung Seattle!
Line-up:
Paul Isola (vocals)
Danny Felice (guitar)
Pedro Caparros (guitar)
Stuart Cavilla (bass)
Andre Joyzi (drums)
Tracklist |
01:Drown
02:Broken Pieces
03:Fear
04:Looking For Myself
05:Bring On The Rain
06:Low
07:The Evil Inside
08:Higher
09:2Face
10:Burn
11:Motionless
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