Was für eine Power von einer Drei-Mann-Kombo ausgehen kann, wissen wir bereits seit Cream, Taste oder natürlich der Jimi Hendrix Experience.
Natürlich sind diese Bands seit ca. 40 Jahren Geschichte, aber eine neue, junge fast-Familienband, macht sich auf den Weg, in die Fußstapfen der Helden von damals zu treten. Die Rede ist von den Briten The Brew, bestehend aus Vater Tim Smith (Bass, Gesang), Sohn Kurtis Smith (Schlagzeug), sowie Jason Barwick (Gitarre). Vor allem letzterer ist es, der mit seinen furiosen Gitarrensoli und Sprüngen die Luft zum Brennen bringen sollte.
Als die drei die Bühne des Museumskellers betraten, musste das 20-jährige Wunderkind an der Gitarre gleich feststellen, dass hier relativ wenig Platz für seine Bühnenshow ist, was ihn aber letztendlich doch nicht davon abhielt.
Gespannte Gesichter warteten auf die ersten Töne aus den Marshall Boxen und um kurz nach 21 Uhr wurde das Feuerwerk gezündet. Feuerwerk deshalb, da die drei Musiker vom ersten Ton an wie eine Rakete loslegten.
Die Fender Stratocaster von Jason Barwick spuckte wilde, fauchende Soli aus, während das Vater-Sohn Rhythmus-Gespann die Songs immer weiter vorantrieben.
Mehr als nur ein Hauch von Jimi Hendrix war sofort in der Luft. Der Gitarrensound, die Wah Wah-Orgien, das alles klang so verflucht nach Jimi oder Stevie Ray, dass man sich die Augen reiben musste. Denn auf der Bühne stand eben doch der blutjunge Jason Barwick aus England, der die Saiten bearbeitete.
Nach den ersten eigenen Nummern der aktuellen Platte The Joker, welche einem trotzdem irgendwie bekannt und vertraut vorkamen, sollten sie ihrem großem Idol das erste mal an diesem Abend Tribut zollen. Es folgte ein leidenschaftlich ausgedehnter Jam von Hendrix' Wunderballade "Little Wing". Traumhaft leichte, leise und laute, schnelle und langsame Gitarrensoli wurden geboten, bis Jason die Gitarre schließlich hinter den Kopf riss und das große Finale so zelebrierte.
Von einer Verschnaufpause noch keine Spur. Wieder folgten eigene Songs vom aktuellen und auch von der kommenden Platte, gesungen sowohl von Kurtis, als auch von Papa Tim Smith am Bass, während sein Sohn die Felle am Schlagzeug windelweich klopfte.
Kreischende Wah Wah Sounds hallten in den Wänden des Keller, mehr einer Raubkatze als einer Gitarre ähnelnd.
Irgendwann gönnten sich die Drei doch mal eine kurze Erfrischungspause, aber danach ging es gleich mit vollem Tempo weiter. Dynamischer und druckvoller kann ein Power-Trio nicht klingen. Ein wirbelnder Schlagzeuger, ein Bassist der jede Lücke mit harten Läufen füllt und der neue Jimi Hendrix oder Stevie Ray Vaughan an der Gitarre. Mehr als beeindruckend.
Als Jason die Stratocaster weglegte und zur Gibson Les Paul griff, war es Zeit, eine andere Band, ebenfalls spektakulär, zu zitieren. Dieses mal ging es um niemand Geringeren als Led Zeppelin! Nach vielen harten Riffs, die dem Publikum entgegen geschmettert wurden, griffen die flinken Zauberfinger, wie einst Jimmy Page zum Geigenbogen.
Und als wäre mit den gespenstisch jammernden und quietschenden Tönen des Geigenbogens nicht schon genug psychedelische Atmosphäre erzeugt, gab es für erfahrene Pink Floyd-Hörer hier sogar deutliche Andeutungen an Songs wie "A Saucerful Of Secrets" und "Set The Controls For The Heart Of The Sun"! Doch noch wurden die Rockgiganten scheinbar nicht genug geehrt. Kaum war der Geigenbogen weg, kam der große Augenblick vom Drummer Kurtis. Und so bekam das staunende und begeisterte Publikum nichts weniger, als das das wohl bekannteste Schlagzeugsolo aller Zeiten: "Moby Dick"! In wahnwitziger Geschwindigkeit drosch der 21-Jjährige mit Sticks und Händen auf sein Schlagzeug ein.
Wem die Kinnlade jetzt nicht schon bis zum Boden des Museumskellers hing, dem wurde bei der Zugabe endgültig der Rest gegeben.
Es wurde gescherzt und gelacht auf der Bühne, als Jason plötzlich in das Gitarrenthema von "Machine Gun", ein weiterer Hendrix-Klassiker, einstieg. Die Band folgte ihrem jungen Helden einige Zeit, doch das sollte nur den Weg ebnen für den eigentlichen Song: "Voodoo Child (Slight Return)" vom Jahrhundert-Album "Electric Ladyland". Wie besessen brannten die Drei hier ein Feuerwerk ab, wie es sonst nur Jimi oder Stevie abgebrannt hatten. Die Saiten der Stratocaster wurden bestimmt 10 Minuten lang malträtiert, als die letzten fauchenden Wah Wah-Schreie langsam verstummten und dafür die Schreie des Publikums ertönten, welches interessanterweise im Altersdurchschnitt wohl fast doppelt so alt wie die Band selber war.
Am Schluss bleibt zu sagen, dass es eine der feurigsten Shows 2009 war. Dynamik, Spielfreude und Bühnenperformance, alles war da. Wobei es vor allem Jason Barwick war, der sozusagen als 'Wiedergeburt' von Jimi Hendrix oder Stevie Ray Vaughan für mehr Action sorgte, als 95% aller Gitarristen heutzutage.
Wer die Jungs und den Papa bis jetzt noch nicht gesehen oder gehört hat, sollte das schleunigst tun. Lange werden sie wohl nicht mehr in solch kleinen Locations aufzufinden sein.
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