Brilliant Coldness / Poisoned Reality
Poisoned Reality Spielzeit: 57:42
Medium: CD
Label: Apollon Records, 2009 (Eternity Records, 2006)
Stil: Death Metal

Review vom 12.01.2010


Jens Groh
Technischer Death Metal aus der Ukraine, klingt irgendwie exotisch und fremd? Ganz im Gegenteil, wenn man solche Musik mag, wird man sich sofort heimisch und wohl wie in Mammis Schoß fühlen.
Mit ihrer zweiten offiziellen Veröffentlichung hauen die Ostmänner in eine ähnliche Kerbe wie es die Franzmänner von Goijra zu tun pflegen. Also extremer Death Metal mit der nötigen Portion Finesse an den Instrumenten, ein Fest für alle, die ihren Death ganz gern frickelig haben.
Garniert wird die ganze Chose mit einem Gesang, der sogar den ollen 'Schorschgrinder' von den Cannibal Corpse ab und an mal das Fürchten lehren würde.
In ihren neun recht langen Songs zeigen die Männer aus der Ukraine, dass es in ihrer Region nicht nur Schreckliches wie Tschernobyl gibt, sondern auch schrecklich guten Death Metal, der sich keine Sekunde vor Bands aus dem Westen verstecken muss.
Klar, völlig Neues bringt der Vierer nicht, aber die Vehemenz und die unnachgiebige Spielfreude, die hier an den Tag gelegt wird, sind schon sehr beeindruckend.
Besonders die Produktion ist dermaßen brutal und sehr differenziert - man kann zu jeder Zeit alle Instrumente klar erkennen, dass einem Hören und Sehen vergeht … man wird förmlich zerquetscht. Also nix mit schlechter Kolchose Einheitsproduktion, sondern brutal und chirurgisch gibt es hier auf die Zwölf. Dafür schon mal beide Daumen hoch.
Songmäßig, klar, bleibt beim ersten Hördurchlauf nicht allzu viel hängen, dazu ist "Poisoned Reality" auch zu kompakt und vertrackt. Das Silbereisen will sich langsam entdeckt wissen und bietet auch etliche Gelegenheiten dazu.
Sei es in den schleifenden Parts, wie in "Programm Is Annihilated", mit einem sehr geilen Basspart in der Mitte, oder wie bei "Paradox Of Madness", das mit ganz kurzem Keyboard-Intro beginnt, nur um dann in die geistesgestörten Fahrwasser von Goijras "From Mars To Sirius" vorzudringen, herrlich.
Auch Track Nummer drei bedient die gleiche Klientel, die ihren Death Metal intelligent, aber dennoch bitterböse mögen, vortrefflich.
Überhaupt wird den Songs viel Luft zum Atmen gegeben, sprich Frontgurgler Mor lässt sich und seiner Zuhörerschaft die Zeit und lässt einfach 'nur' die Instrumente sprechen. Aber genau das sind die ganz großen Momente, die "Poisoned Reality" ausmachen, wenn in schwindelerregenden Skalen gezockt wird. Und - jeder der vier Mucker verrichtet hier Schwerstarbeit, sei es im Geblaste, im Midtempo oder bei den immer wiederkehrenden schleifenden Metzgerparts.
Wer also nicht länger warten kann bis aus Frankreich neues Futter für die gestörten Hirnwindungen eintrifft, der sollte sich mal gen Osten wenden und diese geile Band anchecken. Enttäuscht wird sicherlich niemand, der sich schon zum Frühstück "The Missing Link" (Goijra) und zum Schlafen gehen "Evisceration Plague" (Cannibal Corpse) reinzieht, versprochen!
Line-up:
Mor (bass, vocals)
Napalmer (drums)
Angel (guitar)
Dimas (guitar)
Tracklist
01:Kingdom Of The Dead
02:Post-Mortem Reality
03:Lords Of The World
04:Return To Unbeingness
05:In Power Of Horror
06:Cobweb Of Self-Destruction
07:Programm Is Annihilated
08:Paradox Of Madness
09:Cannibal Rules
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