Brimstone und Norwegen? War da nicht mal was?? Sollte dabei so mancher an die Brimstone Solar Radiation Band denken, liegt er völlig richtig: Brimstone stellt den harten Kern dieser Truppe - rund um die Masterminds R. Edwards und Øyvind Grønner formiert - dar. Gut, die Haare als wichtiges Utensil für eine (ehemalige) Kraut'n'Space-Band sind ab - einzig an Bassist Truls 'Biff' Eriksen scheint der Zahn der Zeit dahingehend nicht genagt zu haben.
Gereifter klingt auch die Musik des Quartetts aus Bergen - deutlich progressiver ist ihr Rock geworden. Ich werde ja nicht müde, die Stagnation in diesem Genre anzuprangern. Hier haben wir (endlich!!) mal einen Vertreter, der die Grenzen aufbricht und die Baisse dieser Stilrichtung mit frischem Wind anfacht. Da fegt schon mal eine erfrischend poppige Gesangslinie ("Flapping Lips") die angestaubte Szenerie durch, jazzrockig inspirierte Passagen werden munter mit Klassik (Spinett- und Violinenklänge) und norwegischer Folklore (Akkordeon, sicherlich nicht-synthetischer Art) angereichert. Die Hammond faucht, das Mellotron wimmert an allen Ecken und Enden - langweilig wird es auf "Mannsverk" nicht mal für eine Sekunde...
Im krassen Gegensatz dazu steht der ziemlich 'verhuschte' Garagensound der Produktion, der nun wirklich ein Graus für progressiv ausgerichtete Ohren darstellen könnte. Der Gesang wirkt zeitweise ziemlich indifferent, der Sound zumeist schwammig - dem Bass fehlt das Kernige, das Schlagwerk klingt pappig wie die guten alten Ariel-Trommeln von Tante Klementine. Verdammt schade, denn die acht hervorragenden Kompositionen hätten eine etwas geschliffenere Ausarbeitung verdient gehabt. Möglicherweise ist dies allerdings ein Teil des Konzeptes von "Mannsverk"; vielleicht finden sich erklärende Worte dazu im Booklet, das der (äußerst spartanischen) Promoausgabe nicht beigefügt war.
In härteren Rockgefilden haben solche bewusst unperfekt gehaltenen Produktionen ja durchaus ihren ganz eigenen Reiz - hier im progressiv-schöngeistigen wirkt das eher etwas befremdlich und verstörend.
Und so bin ich - wie in "A Norwegian Requiem" oder "This Is The Universe" - von flirrenden, jazzrockig angehauchten Soundwolken, krautigen "Voodoo"-Perlen und zart getupften Balladen (stark: "The Giant Fire") magisch angezogen, aber von dem Proberaum-Habitus etwas irritiert. Der Kristallisationspunkt ist hierbei das floydsche Epos "Sjø & Land", aus dessen kreativem Potenzial Brimstone einfach mehr gemacht haben müsste.
Positiv sind dagegen die reichlich vorhandenen analogen Einflüsse aus dem uralten Equipment, das ganz offensichtlich für die Aufnahmen zu "Mannsverk" zum Einsatz kam. Dass R. Edwards besser Gitarre spielen als singen kann, ist dagegen nur eine relativ unbedeutende Randnotiz.
Karisma Records steht für Progressive Rock aus Norwegen - mal mit mehr, mal mit etwas weniger überzeugenden Ergebnissen. Brimstone präsentiert sich in diesem Spektrum genau mittig verortet.
Etwas mehr Schliff in der Produktion - hier vielleicht sogar externen Sachverstand hinzugezogen - und diese Band hat das Potenzial für eine großartige Zukunft. Die Kompositionen von "Mannsverk" zeugen jedenfalls davon.
Line-up:
R. Edwards (guitars, vocals)
Øyvind Grønner (organ, piano, mellotron, synthesizer, vocals)
Truls 'Biff' Eriksen (bass)
Thomas Grønner (drums)
Tracklist |
01:A Norwegian Requiem (5:03)
02:Rubberlegged Man (5:12)
03:Voodoo (4:50)
04:Flapping Lips At Ankle Height (4:27)
05:The Fixed Wheel (6:33)
06:The Giant Fire (5:45)
07:Sjø & Land (5:39)
08:This Is The Universe (5:58)
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