Huuh...wie war der Name nochmal? The Brimstone Solar Radiation Band?? Nie gehört...oje, kann ich mich daran morgen früh zum Kaffe und zur Frühstückszigarette noch erinnern?
Das Cover sieht nach Spät-60'ern, Früh-70'ern aus. Aus Norwegen kommen die? Hmm, aus Norwegen waren auf meiner musikalischen Landkarte bisher nur A-ha und Black-, Düster- und Todesmetaller aufgetaucht, die (ausgenommen A-ha) über dunkle, tiefe und geheimnisvolle Wälder, seltsame Rituale und Satanismus zu berichten hatten.

Ein Blick auf die Bandbesetzung bzw. Instrumentierung spricht dann aber eine ganz andere Sprache. Neben der (Rock-) Grundausstattung mit zwei Gitarren, Bass, Schlagzeug und Keyboards versprechen auch die weiteren Arbeitsgeräte wie Sitar, Buzuki, Banjo, Hammond B-3, Mandoline oder Lap Steel diese Angelegenheit in eine ganz andere Richtung gehen zu lassen.

Und in der Tat, kurz nachdem der Laserstrahl meines CD-Players seine Arbeit aufgenommen hat, fühle ich mich umgehend in eine Zeitmaschine Richtung 70'er Jahre katapultiert, die früh in diesem Jahrzehnt angenehm und sanft landet. Wow, was für ein Trip.

Fühlt man sich stilistisch an frühe Pink Floyd, Krautrock (vorwiegend Jane, Kin Ping Meh und Eloy) und auch ein bisschen Hawkwind erinnert, so hat diese Band wegen des starken Songwritings, expliziten, durchdachten und ausgearbeiteten Arrangements durchaus ihre Daseinsberechtigung. Der Sound der CD ist einwandfrei, die Musiker beherrschen ohne Zweifel ihre Instrumente und die Band produziert einen warmen und organischen Sound, der schon nach den ersten Impressionen nach 'Mehr' schreit.

Spätestens beim zweiten Song wird klar: Die Lichter müssen AUS, die Kerzen und Räucherstäbchen AN. Wir haben es hier mit einem dieser Alben zu tun, bei denen man einfach nur dasitzt, zuhört, mitfließt, davonfliegt, in seiner Seele oder Erinnerungen kramt und wenn es plötzlich still wird, erst einige Minuten später wieder 'landet' und 'SCHRECK---REALITÄT' bemerkt, dass die CD wohl abgelaufen ist.
Und dies, liebe Leser, wohlgemerkt (sogar) auch ohne vorher irgendwelche Hilfsmittel konsumiert zu haben.

Es ist ein Erlebnis, wie sphärische Krautrock-Klänge mit schwebenden Hammond-Sounds und melodischen Gitarren mal einem Banjo- oder Violinsolo das Rampenlicht überlassen, um dann geballt zurückzukommen, nur um etwas später wieder einer Sitar zu weichen.
Selbst Country und gar irische Einflüsse sind auszumachen. Und als ob das nicht schon genug wäre, kommt mit R.Edwards, der außer den Vocals auch Gitarren, Buzuki und Sitar bedient, noch ein starker 'raspeliger' Sänger hinzu, der sich nicht in den Vordergrund zu schieben versucht, sondern sich nahtlos in die Songs integriert und gekonnt Hooklines zu setzen versteht.

Es handelt sich bei "Solstice" um das zweite Album einer Band, die zwar nicht unbedingt dem Mainstream entspricht, aber aufgrund ihrer Musik zumindest in Skandinavien bereits ein starkes Following gefunden hat, das sich sicherlich noch um Einiges vergrößern wird. Einen einzelnen Song dieses Albums herauszuheben ist gar nicht so einfach, da die gesamte CD eine homogene Einheit bildet und sich jeder Song auf demselben hohen Qualitätslevel befindet. Anders ausgedrückt, man findet hier keinen einzigen Füller oder gar Ausfall. Dazu kommt, dass das Album, je öfter man es hört, immer besser zu werden scheint.

Immer noch euphorisch muss ich plötzlich daran denken, welche Figur die Gruppe wohl auf der Bühne macht? Glaubt man dem Beilagezettel der Record-Company, so hinterlässt die Band jeden Konzertbesucher glücklich und jeden Tänzer ausgelaugt, aber mit einem Lächeln im Gesicht. Ich hege dagegen keinerlei Zweifel und würde die Formation lieber gestern als heute mal live anchecken.

Ach ja, und an den Namen The Brimstone Solar Radiation Band werde ich mich nicht nur morgen zum Frühstück erinnern, sondern ihn ab sofort sogar im Schlaf vor mich hinflüstern können!!

Starkes Teil, absolut würdig für 9 fette RockTimes Uhren!!!