Broken Twin / May
May Spielzeit: 42:24
Medium: CD
Label: ANTI-, 2014
Stil: Independent

Review vom 09.05.2014


Wolfgang Giese
Das Label ANTI- stellt eine Platte der dänischen Musikerin Majke Voss Romme vor. Allerdings 'firmiert' die Fünfundzwangjährige unter dem Namen Broken Twin. Die Debütplatte heißt "May" und könnte gar einen Hinweis auf diesen gerade begonnenen Frühlingsmonat darstellen. Frühling - das bedeutet Erwachen, Neubeginn, Veränderung. Doch bereits nach den ersten verhallten Pianoklängen stellt sich eher etwas ganz anderes ein: zuallererst Melancholie, dargeboten von einer zarten, mit einem leichten Vibrato ausgestatteten Stimme.
Melancholie und Frühling, geht das also zusammen? Betrachte ich die Musik näher, eröffnen sich auf der Basis des praktizierten Minimalismus, inmitten eines gelegentlichen Meeres von Traurigkeit, schöne Melodien. Die Songs fahren fast durchgehend in ruhigem Fahrwasser und ich werde den Eindruck nicht los, dass die Stimmung vorwiegend den Ausdruck von Verzweiflung und Einsamkeit ausmacht. Klagend, manchmal gar depressiv, aber dennoch Aufmerksamkeit erhaschend, ohne dass man gleich selbst in Depressionen abgleiten muss, offenbart sich mir auch eine gewisse Schönheit und Klarheit im Dargebotenen. Das ist durchaus nachvollziehbar, steckt doch letztlich in jedem/jeder von uns auch eine dunkle, düstere und unbekannte Seite, abseits jeder Fröhlichkeit.
Und so empfinde ich diese oft schweren Klänge gar nicht emotional herabziehend, sondern lediglich als Spiegelbild und Identifikation mit gelegentlichen Gemütszuständen - dann ist es schön zu hören, dass man nicht allein damit dasteht. Das ist eben so wie mit dem Blues. Demnach kann man durchaus gebannt dieser Atmosphäre verfallen und einmal darauf eingelassen, entwickeln sich immer mehr Nuancen dieser einerseits einfach strukturierten, aber andererseits melodiereichen Musik. Gelegentlich sind es Streicher, gestrichen und gezupft (Konserve?), die neben Gitarren und Schlagzeug für Abwechslung sorgen. So stehen mir Angaben zu möglichen weiteren Musikern leider nicht zur Verfügung.
Letztlich wird die Musik dieser Platte polarisieren können, doch ich meine, hier bleibt auch genügend Platz dazwischen, denn man wird nicht unbedingt ausgesperrt - zugänglich genug ist die Stimmung in ihrer großen Klarheit. Im Übrigen werden wir mit dem letzten Titel schließlich belehrt: "No Darkness"! Abwechslung wäre hinsichtlich des stimmlichen Vortrags dem Gesamtergebnis noch zuträglicher, denn hinsichtlich des Gesangs tritt nach einigen Stücken doch eine gewisse Eintönigkeit auf.
Line-up:
Majke Voss Romme (vocals, keyboards)
Tracklist
01:The Aching (3:55)
02:Glimpse Of A Time (3:31)
03:Roam (4:29)
04:Sun Has Gone (3:26)
05:River Raining (3:23)
06:Soon After This (4:27)
07:Out Of Air (4:05)
08:In Dreams (5:08)
09:If Pilots Go To Heaven (3:57)
10:No Darkness (5:59)
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