Schön, es gibt etwas Neues von der spanischen Sängerin. Zuletzt besprachen wir diese Platte und schon offenbaren sich weitere Gestaltungen ihrer Musik. Hier hat nun ein wenig Jazz Einzug gehalten und zwar die Latino-Fusion-Ausrichtung.
Nicht nur auf "Siboney" fällt Buikas leicht rauchig gefärbte Stimme auf. Bei diesem Stück paart sich diese noch mit reichlich energischem Rhythmus, so energisch, dass die Musik mitunter fast abzuheben scheint. Schon gleich zum Beginn der Platte wird somit ein absoluter Höhepunkt abgeliefert, voller Feuer. Das ist wie Lava, die sich lasziv durch das derzeit trübe und kühle Herbstwetter pflügt - ganz große Klasse, auch das mit Bläsern bestückte Arrangement.
"No me quitte pas" - ach, als Bewunderer der Musik Jacques Brels bin ich stets voreingenommen. Selbst die für mich sehr imponierende Coverversion von Scott Walker betrachte ich im Verhältnis zum Original kritisch. Und so stelle ich fest, dass dieses Stück ein fast anderes geworden ist und im Stil des Flamenco Nuevo hat der Titel ein ganz neues Gesicht bekommen. Sicher, er erreicht nicht die besondere Kraft und die Tragik der ursprünglichen Version oder anderer Interpretationen, aber kann aufgrund der Besonderheit durchaus auf eigenen qualitativ hochwertigen Füßen stehen.
Andere Songs schleichen mit gedrosseltem kubanischem Feuer dahin, wie "Yo vengo a ofrecer mi corazón" oder könnten auch durchaus der Fusionbewegung der Siebziger entsprungen sein, wie zum Beispiel "La nave del olvido".
Mal singt Buika relativ ruhig, dann bricht sie auf mit entfesselt wirkendem Gesang auf dem Titelsong. Mit "Don't Explain" hat sie eine ganz schwere Bürde auf sich genommen. Dieser Song ist einer von Billie Holidays 'Flaggschiffen'. Keine Frage, sie singt es sehr gut, das Arrangement ist absolut ansprechend, vor allem hinsichtlich des Einsatzes der Perkussion und der akustischen Flamenco-Gitarren, aber auch hier ist fast ein neuer Song entstanden. Doch kann ich angesichts der Wucht des Originals nichts ähnlich Emotionales empfinden wie dort, diese Version lässt mich trotz der Befeuerung insofern relativ kalt.
Ganz anders ist da schon der achte Song, eingespielt mit Pat Metheny. Aber nicht seinetwegen, sondern grundsätzlich spüre ich hier eine gewisse Art von großer Dramatik, die sehr bewegend ist. Der Gitarrist steuert ein kurzes, romantisches Solo bei und bleibt weitestgehend im Hintergrund. "Los solos" - hier schunkelt es karibisch lasziv dahin, aber auch Afrika höre ich rufen. Sehr schön ist auch das vom Piano getragene "Como era" und mit dem letzten Song erscheint dann der für 'westliche Ohren' vielleicht zugänglichste Titel, allerdings recht stark in Richtung Fusion-Jazz orientiert. Nun ja, er stammt schließlich von der Jazzsängerin Abbey Lincoln. Buika gibt gesanglich noch eine dicke Prise Flamenco-Feeling dazu.
Erneut hat die Künstlerin eine ganz hervorragende Platte vorgelegt, an der es objektiv gesehen gar nichts zu bemängeln gibt. Mit einem ganz großartigen Klang zieht sich die Stimmung, die eine Mischung aus Lebensfreude, Rhythmik, Melancholie, Verträumtheit und Verzücken beinhaltet, über die ganze Laufzeit und das wird von hochklassigen Musikern dargeboten!
Line-up:
Buika (vocals)
Iván 'Melón' Lewis (piano, keyboards, percussion, arrangements and musical direction)
Ramón Perrina (percussion, background vocals, arrangements)
John Benitez (bass)
Alain Pérez (electric bass)
Juan José Suárez 'El Paquete' (flamenco guitar)
Carlos de Motril (flamenco guitar)
Pedrito Martinez (percussion, background vocals)
Israel Suárez 'El Piraña' (percussion)
Dafnis Prieto (drums)
Carlos Sarduy (trumpet)
Genara Cortés (background vocals)
Alicia Morales (background vocals)
Saray Muñoz (background vocals)
á
Tracklist |
01:Sueño con ella (versión 2013) [Buika] (6:51)
02:Siboney [Lecuona] (4:45)
03:Ne me quitte pas [Brel] (4:21)
04:Yo vengo a ofrecer mi corazón [Páez] (3:57)
05:La nave del olvido [Ramos] (6:03)
06:La noche más larga [Buika] (3:55)
07:Don't Explain [Holiday/Herzog Jr.] (4:01)
08:No lo sé (feat. Pat Metheny) [Buika] (3:40)
09:Santa Lucía [Narvaja] (4:28)
10:Los solos [Buika] (4:02)
11:Como era (versión 2013) [Buika] (5:19)
12:Throw It Away [Lincoln] (5:21)
|
|
Externe Links:
|