Bullet / Heading For The Top
Heading For The Top
Dass es in Schweden neben Elchen, hübschen Frauen und teurem Alkohol auch noch guten Heavy Metal gibt, wissen wir nicht erst seit gestern. Viele Leute denken dabei allerdings meistens erstmal an bekannte Formationen wie Hammerfall und Nocturnal Rites oder an die unzähligen Death Metal Bands. Dabei existiert dort schon seit Jahren auch noch eine gut funktionierende Underground-Szene, deren Musiker stilistisch ganz tief in den Achtzigern verwurzelt sind, und die nach Herzenslust ihren Idolen nacheifern. So hat die wohl bekannteste Truppe Wolf mittlerweile schon drei CDs veröffentlicht, auf denen sie ganz offensichtlich den alten Iron Maiden und Mercyful Fate huldigen und ihre Kollegen von Ram haben Ende letzten Jahres das in meinen Augen beste Judas Priest-Album seit "Defenders Of The Faith" herausgebracht.
Nun sind Bullet (nicht zu verwechseln mit der gleichnamigen alten deutschen Metal Band aus den Achtzigern) an der Reihe, ihre Helden hochleben zu lassen. Bullet wurden im Jahre 2001 von Sänger Hell Hofer und Gitarrist Hampus Klang gegründet, kurze Zeit später schlossen sich ihnen Drummer Gustav Hjortsjö und als zweiter Gitarrist Erik Alström an. Vervollständigt wurde das Line-Up letztendlich durch den Einstieg von Bassist Lenny Blade. 2002 spielte man das erste Demo "Heavy Metal Highway" ein, welchem 2003 die Mini-CD "Speeding In The Night" folgte. Mit diesen beiden Veröffentlichungen konnten Bullet schon erste Erfolge verbuchen. Nun erscheint auf dem schwedischen 'Black Lodge'-Label ihr Debüt-Album "Heading For The Top".
Wie ihre bereits erwähnten Kollegen Wolf und Ram geben sich auch Bullet nicht die geringste Mühe ihre Einflüsse zu verbergen, die in diesem Fall ganz klar bei AC/DC, Krokus und Accept zu finden sind. Zugegeben, diese Mischung mag im ersten Moment nicht sonderlich originell erscheinen, und ich höre auch schon einige Nörgler "Plagiat" schreien, aber ich sage in solchen Fällen immer: "besser gut geklaut als schlecht selbst gemacht". Na ja, geklaut wäre doch ein sehr böses Wort und auch ungerecht, sagen wir lieber stark inspiriert. Man mag sich zwar mehr als einmal an die drei genannten Formationen erinnert fühlen (besonders Frontmann Hell Hofers Stimme ähnelt der von AC/DCs Brian Johnson verblüffend), trotz allem drücken Bullet dem Songmaterial ihren eigenen Stempel auf.
Die fünf Schweden rocken so unbekümmert und spielfreudig drauflos, dass man ihnen das eine oder andere Zitat einfach nicht übel nehmen kann. Jeder der elf sehr simplen aber effektiven Songs geht durch den mörderischen Groove der Band gewaltig in die Beine, und die geilen Refrains zwingen den Hörer schon beim ersten Durchgang unweigerlich zum Mitsingen. Das soll ihnen erstmal eine andere Band nachmachen. Zudem wird kein gängiges Klischee ausgelassen, was das Coverfoto, auf dem die Musiker auf Motorrädern mit Lederklamotten, Nietenarmbändern und verspiegelten Sonnenbrillen posieren, beweist. Und Songtitel wie "Turn It Up Loud", "Leather Love" oder "Bang Your Head" zielen in die gleiche Richtung.
Bullet haben die Originalität bestimmt nicht mit dem Löffel gefressen und sie mögen auf eine gewisse Weise altbacken klingen, aber diese Scheibe macht einfach unglaublich Spaß und weckt sofort den Drang, mit ein paar Kumpels einige Kisten Pils zu vernichten und die Luftgitarren auszupacken. Und Spaß ist beim Rock 'n' Roll nun mal die Hauptsache, oder etwa nicht? Live geht bei den Jungs bestimmt auch tierisch die Post ab, ich hoffe sie verirren sich so bald wie möglich auch auf deutsche Bühnen. Ich werde mit Sicherheit dabei sein.


Spielzeit: 41:21 Min, Medium: CD, Black Lodge, 2006
1:Midnight Riders(Riding Free) 2:Turn It Up Loud 3:Heading For The Top 4:Rambling Man 5:Hard Luck Lady 6:Speeding In The Night 7:One Deal With The Devil 8:Rock Steady 9:Leather Love 10:Raise Hell 11:Bang Your Head
Stefan Gebauer, 27.04.2006