Dass aus unserem Nachbarland, der Schweiz, nicht nur Rumpelgrunz und dergleichen kommt, sondern auch der ein oder andere melodischere Act, zeigen The Burden Remains mit ihrem Debüt "Downfall Of Man" auf recht eindrucksvolle Weise.
Die vier Eidgenossen versuchen auf ihrem ersten Longplayer nicht unbedingt in die für viele Thrasher so heilige Bay-Area zu schielen, sondern orientieren sich eher an Bands aus ihrem Heimatland (
Gurd oder
Poltergeist) bzw. beim Heavy Metal aus Germanien (neuere
Risk). Gut, Thrash ist ja keine Erfindung der Amis und daher muss ja nicht alles zwangsläufig nach
Metallica und
Exodus klingen.
Gleich eins vorneweg: Der Silberling tönt formidabel aus den Boxen, hier klingt die Produktion angenehm wuchtig, nicht zu überproduziert oder nach Pro Tools-Mist, sondern schön erdig, auch wenn Typen wie
Julien Fehlmann (
The Ocean) und
Svante Försbäck (hat auch schon mit
Rammstein,
Soulfly und Konsorten gearbeitet) die Finger an den Reglern hatten.
Und die Mucke??? Ja, die kann auch Einiges. Wie schon erwähnt, bedient sich der Metal der Alpenländer aus verschiedenen Töpfen, mischt das Ganze aber zu einem ganz eigenen Gebräu ab. Unter den ganzen Thrash wurde so manches etwas modernere Riff geschmuggelt, das das eine oder andere Mal nach
Meshuggah bzw.
Nevermore schmeckt.
Aber dennoch klingt der erste Silberling der jungen Metaller nicht nach Abklatsch sondern nach etwas Eigenem. Besonders wenn die Vier mit vielschichtigen Gesängen, die von Thrash-Shouts bis Death-Gebrüll pendeln und mit klarem Gesang (jener lässt einen an
Hansi Kürsch denken, nur ein bis zwei Oktaven tiefer) garniert sind, muss man schon den Hut ziehen. Allerdings hat sich zu so manchem Hit wie "Strike Down Salvation", dessen Refrain locker von den seligen
Risk stammen könnte, oder dem über acht Minuten langen "Out Of The Fire/Into The Flames", das fast alleine schon ein Kaufgrund ist, auch manch langweiliger Part mit auf die Langrille geschlichen. Aber hey, es ist die erste Scheibe, und da kann noch nicht alles Gold sein, was glänzt. Dafür gibt es geniale Parts, die so manches Mal an ältere
Blind Guardian erinnern, herrlich! Allerdings mit dickeren Eiern! Nächstes Mal bitte mehr solche Parts.
Spieltechnisch gibt's jedenfalls nichts zu meckern, und bei einer Spielzeit von fünfzig Minuten sind genug geile Parts/Songs vorhanden. Besonders die Gitarrensoli sind sehr stark, und man mag fast gar nicht glauben, dass hier Jungspunde am Werk sind!
Wer jetzt nicht mit Scheuklappen durch die Botanik rennt und auch mal den einen oder anderen moderneren Part akzeptiert, beziehungsweise Metal nach 89 nicht ausblendet oder Risk, Nevermore und Blind Guardian zu seinen Faves zählt, wird mit "Downfall Of Man" seine helle Freude haben.
Bei mir hat es zwar etwas gedauert, bis die Scheibe gezündet hat, dann aber richtig! Schönes Ding!