Spielzeit: 29:35 Medium: Download (EP) Label: Eigenproduktion, 2015 Stil: Progressive Rock Review vom 03.03.2015 Steve Braun

Mit progressiven Konzeptalben aus unserer Nachbarrepublik Österreich haben wir schon mehr als einmal positive Überraschungen erlebt. Doch diese Musiker haben aufgrund der begrenzten medialen Aufmerksamkeit in ihrer Heimat Schwierigkeiten, die gebührende Beachtung zu finden. Unter anderem zu dieser Problematik äußerte sich einst Gerald Peter in einem bemerkenswerten Gespräch... Von daher sind wir schon ein klein wenig stolz, dass wir Burning Shrine als erstes der größeren Magazine vorstellen können.

Bei Burning Shrine handelt es sich um ein Ein-Mann-Projekt des Multiinstrumentalisten Erich Zisterer aus dem Zillertal. Welche Heiligtümer hier - wie der Projektname suggeriert - in Flammen aufgehen, das möge der geneigte Leser anhand der musikalischen Substanz am besten selbst herausfinden...
Mit "I Can't Even Hear Your Voice These Days" legt Eric eine zweite EP vor, die man derzeit (nur) als Download bei den gängigen Portalen beziehen kann.

Es handelt sich hierbei - wie schon angedeutet - um ein Konzeptwerk. Dass der Tiroler einen Hang zum Dunklen hat, kann man schon beim Anblick der vorherigen EP, "The World Turns Grey" betitelt, vermuten. Auch das Cover von "I Can't Even Hear Your Voice These Days" ist Edgar Allan Poe-haft düster ausgefallen. Den Österreichern sagt man ohnehin den Hang zum etwas morbiden Blick auf das Leben nach... [An dieser Stelle möchte ich zu einer Gedenkminute für den großartigen Liedermacher Ludwig Hirsch einladen!]

Der Blick auf die Trackliste offenbart zügig: Das Konzept zirkuliert um eine Liebesbeziehung - um eine ohne Happyend. Abseits der Texte wird dies schon durch die Instrumentierungen und Arrangements deutlich - obendrein durchzieht ein 'zartbitteres' Moment die Stücke allesamt. Der packende Alternative Rock im "Spring"-Zyklus vermittelt stürmische Aufbruchstimmung, aber auch zweifelnde Unsicherheit. Akustische Gitarren und vielschichtige Gesänge in "Summer" offenbaren Vertrautheit, Nähe und Harmonie, die in "Fall" eine stark melancholische Färbung einnehmen. In "Winter" schimmert zwischen aller Depression und Verzweiflung auch so etwas wie ein 'kontrollierter' Abschied durch, der allerdings in einer, einem schwarzen ('schwarzmetallischen') Loch gleichenden gähnenden Leere mündet... "Void: Void - Void"...

Die Kompositionen sind allesamt von hoher Qualität - kleine, in sich schlüssige Kurzgeschichten. Dabei wird ein Großteil der Palette des musikalischen Spektrums genutzt. Wenn ich also als Stilbezeichung 'Progressive Rock' im Review-Kopf angebe, meine ich weniger dieses bestimmte Genre, sondern eher die 'progressive' Herangehensweise an den musikalischen Stoff des Konzeptes, den munteren Stilmix.
So mäandert "June - Sympathy" zwischen schrammeligem Westcoast-Feeling und knackigem Alternative Rock, während "Haven't You Seen - Friendship" eine fast schon zuckrig-poppige BJH-Attitüde offenbart, bevor auch dieses Stück im Alternative Rock der härteren Gangart mündet. Die vier Songs von "Summer" und "Fall" tragen starke Singer/Songwriter-Bezüge, nur in "Fall" treiben bzw. entgleiten diese jedoch in epische, stark verzerrte Weiten. "Cracked - Regrets" und "I Close My Eyes - Wish" sind dagegen ziemlich klar im Prog Rock verortet, bevor das abschließende "Void: Void - Void" mit growligen Gesängen dunkelste Metal-Mächte beschwört. Doch hier ist es irgendwie tröstlich, dass man das frühlingshafte "Haven't You Seen - Friendship" - natürlich ungleich härter - zitiert glaubt.

Die in weitgehender Eigenregie des angehenden Tontechnikers entstandenen Aufnahmen sind, unter Berücksichtigung dieser Umstände, aus produktionstechnischer Sicht absolut bemerkenswert - sogar das programmierte Schlagzeug klingt erstaunlich 'echt'!

Mit Eric Zisterer aka Burning Shrine kann die benachbarte Alpenrepublik (mal wieder) positiv überraschen. Man kann nur wünschen, dass sich ein Label für "I Can't Even Hear Your Voice These Days" finden wird und diese EP gebührende Beachtung erfährt.
Hochverdiente 8 von 10 RockTimes-Zwiebeln.

Line-up:
Erich 'Eric' Zisterer (all voices and instruments, programming)