Angekündigt war der Gig auf einer riesigen Plakatwand mitten im Ort als "Rock Show des Jahres". Aber beinahe wäre nichts daraus geworden.
Technische Probleme legten den Tourbus auf der Höhe von Berlin lahm. Die Musiker trafen zwar pünktlich ein - aber ohne ihre Back-Line..
Rock sei Dank funktionierte die Logistik beim Supportact Great Crusades besser, so dass der Abend den Ankündigungen letztendlich doch noch gerecht wurde: Die Kreuzfahrer stellten ihr Equipment zur Verfügung.
Bemerkenswert an Rock-Shows in der Lausitz sind für weitgereiste und durch großstädtische Attitüden versaute Rock-Touristen drei Punkte:
1. Der Beginn war für 20:00 Uhr geplant. Die Besucher strömten sofort ab Einlass (19:00) in Scharen herein, so dass der Laden um 20:00 Uhr randvoll war.
2. Dies färbte auch auf die Bands ab, so dass der geplante Beginn auch der tatsächliche war.
3. In der Lausitz ist eine Rock-Show offenbar Unterhaltung für die ganze Familie. Mindestens drei Generationen begeisterungsfähiger Zuschauer feierten eine grandiose Party.
Als Appetithäppchen und um die Zeit bis zum Beginn der Live-Acts zu vertreiben wurde eine T-Rex-DVD auf großer Leinwand über die PA serviert. Ob wirklich alle Ringo Starr und Elton John erkannt haben, konnten wir nicht ergründen.
Um 20:05 ging es endlich los. Der Promoter kündigte das Chicagoer Quintett Great Crusades an. Um die fröhliche Stimmung in der Halle weiter aufzuheizen, erklang als Intro "Spiel mir das Lied vom Tod".
Herausgeputzt wie die Blues Brothers samt einem der seltenen, stehenden Drummer legten die Jungs los. Sie missionierten in Sachen Rock mit erdigen Songs, inspiriert von Künstlern wie Bruce Springsteen oder Joe Cocker. Die genaue Stilrichtung konnte niemand definieren, wir einigten uns auf nach endlosen
Diskussionen auf die originelle Bezeichnung "Chicago Rock".
Die Veranstaltungen von Real Music haben außer den drei bereits erwähnten Besonderheiten noch eine weitere zu bieten: wo man sich sonst in der Pause zwischen zwei Acts langweilt, wird in Lauchhammer eine Tombola veranstaltet. Die Eintrittskarten sind gleichzeitig Lose. Zu gewinnen gabs - diesmal - signierte CD's,
Autogrammkarten und Tourplakate.
Es blieb kaum Zeit, sich über gezogene Nieten zu ärgern, denn Dan Baird begann pünktlich um 22:00 Uhr.
Die vier Südstaatler (aus Georgia, Wisconsin und Brasilien) begannen ihren gewohnt fulminanten Gig mit "Dixie Beauxderaunt". Wie der Opener schon ahnen ließ, wurde das Ganze eine heiße zweistündige Americana-Show. Die Mannen um Dan Baird zogen alle Register ihres Könnens und lieferten einen Hit nach dem anderen.
Die Stimmung in der Kirche kochte bei "Julie + Lucky", siedete bei "I Love You Period" und explodierte förmlich bei "Keep Your Hands To Yourself".
Dan Baird-Shows sind traditionell reich an Höhepunkten. Aber auch diesmal stachen zwei Songs besonders heraus: die Überbleibsel aus der Georgia Satellites-Ära, "All Over But The Cryin'" mit einem gefühlvollen Gitarrensolo von Ken McMahan und "Another Chance". Bei letzterem gehörte die Bühne dem Meister alleine.
Die Audienz war hartnäckig und rang der Band zwei Zugaben ab.
Neil Youngs "Helpless" war eine davon. Es verwunderte etwas, dass ausgerechnet dieser Song ins Set aufgenommen wurde, aber Mr. Baird lieferte eine plausible Erklärung: Amerika hat gewählt, und dieser Song sei alles, was er dazu sagen könne.
Autogrammjäger aufgepasst: Bei Dan Baird -Gigs gibt's reiche Beute zu machen! Wie immer waren die Jungs sich nicht zu schade, nach der schweißtreibenden Show mit den Fans ein Bier zu trinken - die Kreuzfahrer übrigens auch nicht.
Für jeden Rock-Fan ist ein Dan Baird-Gig Pflicht, ihn in Lauchhammer zu sehen, ist jedoch die Kür. "Real Music" bietet eine tolle Atmosphäre, zivile Getränkepreise, eine klasse Organisation sowie enthusiastische Besucher. Haltet Ausschau nach dortigen Veranstaltungen, aber wartet nicht zu lange, wenn Ihr einen Besuch plant: viele Events sind schnell ausverkauft.
Noch mehr Fotos gibt es auf der Real Music Homepage zu bewundern
Dan Baird - Friedensgedächtniskirche - Lauchhammer
Ella und Olli "Wahn" Wirtz, 14.11.2004, Fotos: Ralf Rischke (Real Music)
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