David Barrett Trio / Same
Same Spielzeit: 41:10
Medium: CD
Label: Anamnesis Records, 2013
Stil: Progressive Rock

Review vom 16.07.2013


Steve Braun
David... wer? Oh Gott, ein Trio... hoffentlich kein Schwurbel-Jazz?!? Das Leben eines manchmal geplagten Musikredakteurs ist voller Überraschungen. Die neueste heißt David Barrett Trio. Von wegen Jazz - der im kanadischen Toronto beheimatete Bandleader samt Mitstreitern steht hörbar unter dem Einfluss eines engen Mentors und Freundes: kein Geringerer als Alex Lifeson! Und wenn dann so einer mit Alan Parsons produziert und ein Richard Chycki als Toningenieur fungiert, kann eigentlich nur ein ganz dickes Ding dabei herauskommen.
In punkto Virtuosität und Ideenreichtum stehen Barrett und seine ebenso höchstbegabten Mitstreiter, Jason Farrar (Bass und Pedals) und Sascha Tukatsch (Drums), ihrem Mentor und seiner 'Hausband' in nichts nach. Sie bieten einen Crossover, den man mit 'Progressive Rock' auf den kleinsten gemeinsamen Nenner bringen könnte. Aber da ist sehr viel mehr: jazzrockige Noblesse, folkige Elemente mit gelegentlichem leicht orientalischen (wie in "Hollowbody"!) Einschlag und prog-metallische Power, typisch stakkatoartig.
All dies kommt völlig ohne Gesang aus, wenn man von "Belmonte" mal absieht. Bei diesem Song bringt sich Barretts enger Freund seit Kindertagen, Paul Reid, der hier auch als Co-Autor wie als Designer des CD-Artworks verantwortlich zeichnet, überaus stil- und geschmackvoll ein. Dass gerade dieser Song einer der besten - wenn nicht gar das absolute Highlight - ist, kann man als weitere überraschende Facette in dieser geballten instrumentalen Macht bezeichnen. Wer allerdings hierbei für diese göttlich flirrende Hammond verantwortlich ist, gibt das geschmackvolle Six-Panel-Digipak leider nicht preis.
Reine Instrumentalalben sind so eine Sache... gerade hatte ich wieder eines von der Sorte auf dem Schreibtisch, das von gewissen Überlängen gezeichnet war. Nicht so "David Barrett Trio"! Hier gefällt mir gerade die Kompaktheit der Songs, nichts wird künstlich aufblasen. Nein, die Klarheit der Strukturen ist wirklich erfrischend und herzallerliebst - das Album hebt sich dadurch überaus positiv aus dem progressiven Einheitsbrei heraus.
Die Klasse David Barretts, der auch schon mal gerne Herrn Page zitiert, bedarf keiner weiteren großen Worte mehr. Seine Sidemen muss man dagegen als kongenial bezeichnen. Jason Farrar lässt seinen Viersaiter mal angezerrt knurren, mal eloquent parlieren. Besonders schön kommen geschmeidige Fretless-Figuren und die mächtigen 'Wände' rüber, die sich einem Moog Taurus entlocken lassen. Solche Namen wie (der frühe) Greg Lake oder Tony Levin drängen sich förmlich auf. Sascha Tukatsch steht mit seinem finessenreichen, mit überraschenden Fills gespickten Spiel mehr als einmal im Blickpunkt. Trotz seiner unübersehbaren Klasse reiht er sich trotzdem ins Glied - das ist groß! Bandleader Barrett, der alle Titel komponiert hat, drängelt sich nur äußerst selten in den Vordergrund und lässt somit breite Freiräume, die das David Barrett Trio zu einer dicht gefügten Einheit verschmelzen lassen.
"David Barrett Trio" schrammt nur deshalb an unserer Tipp-Grafik vorbei, weil ich persönlich diese bei Debütalben grundsätzlich nicht vergebe. Etwas 'Luft' zur Bewertung nach oben muss schließlich noch bleiben. Anspieltipps? Alles! Primus inter pari? "Aftermath", "Belmonte" und "Great Eastern Sun". Unbedingte Kaufempfehlung!
Line-up:
David Barrett (acoustic and electric guitars, laud, mandolin, steel guitars)
Jason Farrar (bass, Moog Taurus pedals)
Alexander 'Sascha' Tukatsch (drums, percussion)

Additional Musician:
Paul Reid (vocals - #7)
Tracklist
01:Dive (3:10)
02:Sonar (3:33)
03:Aftermath (5:09)
04:Anamnesis (4:27)
05:Hologram (3:02)
06:A Whisper To The Thunder (2:56)
07:Belmonte (3:57)
08:Disappearance (4:12)
09:Knot (2:55)
10:Hollowbody (2:28)
11:Great Eastern Sun (5:21)
Externe Links: