Donaldson Toussaint L'Ouverture Byrd II, so lautet der komplette Name des am 9. Dezember 1932 geborenen Trompeters, der diese Welt am 4. Februar 2013 wieder verließ. Bis er musikalisch eigenständige Wege und Fuß fassen konnte, beschritt er seinen Pfad über Engagements mit
Lionel Hampton über
Art Blakey hin zu
Jackie McLean. Seine erste Band leitete er zusammen mit dem Baritonsaxofonisten
Pepper Adams. Genau mit dem wurden die beiden zu besprechenden Platten in Englewood Cliffs/New Jersey (21. September 1961) und in Hackensack/New Jersey (21. Dezember 1958) eingespielt. Die neueren Aufnahmen sind die Titel eins bis sechs und die älteren der Rest dieser Kompilation zweier wichtiger Platten dieses Trompeters.
Byrd spielt ganz stark mit einem bluesigen Unterton, sehr gefühl- und druckvoll nach vorn gehend. Der hier sein Debüt gebende
Herbie Hancock am Piano - gerade einmal einundzwanzig Jahre alt - füllt gelassene Lücken gekonnt aus.
Adams, mit teils energischen Soli auf dem Bariton-Sax, brilliert auf seine Weise. Dabei ist er ganz das Gegenteil zum sanfter spielenden Kollegen
Gerry Mulligan. Beim ersten Titel hört man
Hancock mit einem sehr groovigen Solo - im Wechsel zwischen
Monkscher Zurückhaltung, einem funkinspirierten
Horace Silver und auf der Suche nach seinem eigenen Sound.
"I'm A Fool To Want You" ist eigentlich ein bekannter Vokaltitel und nun in Instrumente gekleidet.
Donald 'singt' auf seinem Horn sehr gefühlvoll, aber ganz anders als
Chet Baker. Er nutzt die Länge des Titels ganz großartig, eine sehr berührende Ballade!
Insgesamt ist die Stimmung der Musik noch sehr moderat gehalten, keinerlei Aufbruchstimmung oder gar Rebellion sind zu verspüren. Die Musiker scheinen eine lockere Atmosphäre in den Studios genauso locker umzusetzen, sodass der Funke auf den Hörer unvermittelt überspringt und diese entspannte Musik elegant und melodiös wirken lässt.
Natürlich sind es auch die Begleitmusiker, die für eine sehr hohe Qualität sorgen, allen voran die jeweiligen Schlagzeuger, die für mich die soeben angesprochene Lockerheit personifizieren, wobei Art Taylor noch ein wenig energischer zupackt. Aber auch alle anderen Beteiligten sind erstklassig und zählen zur ersten Garde im Jazz.
Die schnellen Titel swingen hart, die jeweiligen Soli sind sehr expressiv und die Balladen verströmen große lyrische Momente. Beide Platten sind mit Sicherheit bei den wichtigsten in des Trompeters Laufbahn einzuordnen und nun haben wir als Hörer die genussvolle Möglichkeit des doppelten Genusses durch diese gelungene Kopplung, obwohl drei Jahre zwischen den Sessions liegen. Die Titel der Aufnahme aus dem Jahr 1958 halte ich persönlich sogar noch ein wenig ausdrucksstärker, werden sie noch prägnanter vom Feuer des BeBop sowie auch durch die Beteiligung des Saxers Jackie McLean angetrieben, der das für mich sehr fortschrittliche und modernere Element darstellt.