Die Edgar Broughton Band wurde im Jahr 1968 von Edgar Broughton (Gitarre, Gesang), seinem Bruder Steve Broughton (Schlagzeug) und Arthur Grant am Bass gegründet und galt bis 1970 als Leitfigur des englischen Politrocks. Mit eindringlichen, aber eher simplen und naiven Parolen und einer harten, aggressiven Rockmusik lockten sie die proletarische Jugend in ihre Konzerte. Dabei annoncierten sie die Auftritte meist als 'Free Concerts' und provozierten dabei spektakuläre Tumulte, die der Band mehrere Gefängnisaufenthalte einbrachte.
Hymnen wie "Out Demons Out" und "Apache Drop Out" machten die Edgar Broughton Band zum Sprachrohr der britischen Gegenkultur und verhalf ihren ersten Alben so auch zu ansprechenden Verkaufszahlen. Besonders die dritte LP "The Edgar Broughton Band" fiel nicht nur durch das legendäre 'Schlachthof-Cover' auf, sondern bot auch richtig gute Rockmusik. Live war ein korrekter Sound nur nebensächlich. Trotzdem ging die Post mit wild verzerrten Riffs und einfachen Songstrukturen auf der Bühne richtig ab.
Mit dem Eintritt von Victor Unitt (Gitarre, Harmonika, Gesang) verschwanden auch die bissigen Texte. Nun standen persönliche und ökologische Probleme im Vordergrund. Gleichzeitig veränderte sich auch die Musik. Cello, Violine, Bläser und diverse Synthesizer verwässerten den Sound zusehends. Doch der Erfolg beim Publikum blieb aus und man trennte sich im Jahr 1976 vorübergehend.
1979 kam die Edgar Broughton Band dann in größerer Besetzung wieder zusammen. Neben den drei Gründungsmitgliedern waren jetzt noch Pete Tolson (Gitarre), Tom Nordon (Slide-Gitarre) und Richard de Bastian (Tasteninstrumente) mit dabei. So entstand das Album "Parlez-Vouz English?", das jetzt erstmals auf CD veröffentlicht wird.
Und um es gleich vorweg zu nehmen, diese Neuauflage hätte man sich getrost schenken können. Seichte, flache Popsongs ohne jede Schärfe prägen das Bild dieses Silberlings. Zwar klingt die Stimme von Edgar Broughton hier noch rau und ungeschliffen, aber das ist auch schon alles. Einige Male tönt eine zaghafte Slide-Gitarre aus den Boxen, ansonsten gibt es jedoch nur einen Einheitsbrei, teilweise mit weiblichem Backgroundgesang oder auch elektronisch verfremdeten Vocals. Endlose primitive Mitsingrefrains wechseln sich mit eingestreuten Synthi-Klängen ab und strapazieren die Gehörgänge. Einzig "Down In The Jungle" ist ein richtiger Rocker, der dennoch durch den sich ständig wiederholenden Text nervt. Fast das Gleiche gilt für "Rentasong". Aber hier ist wenigstens mal ein kurzes Solo auf der Gitarre zu hören. Mein abschließendes Fazit: "Parlez-Vouz English?" hat ein paar schöne Liedchen, die trotzdem nicht weiter im Gedächtnis haften bleiben.
Im Jahr 1981 folgte dann mit "Superchip" das letzte Album der Edgar Broughton Band. Mit dabei diesmal die beiden Keyboarder Duncan Bridgeman und Dennis Haynes. Auch dieses Werk gibt es jetzt auf CD.
Und das ist noch eine weitere negative Steigerung zum Vorgänger. Meistens ist nur ein Wabbern und eintöniges Pumpen zu hören, lediglich unterbrochen von Vocoder-verfremdetem Gesang. Ohne Ausnahme gehen einem alle fünfzehn Songs nur auf die Nerven.
Wird es tatsächlich mal etwas rockiger, dann wiederholt sich jedes Riff tausendmal. Für mich ist hier absolut kein musikalisches Konzept erkennbar. Das Album klingt, als ob es ohne menschliche Unterstützung ausschließlich von Maschinen produziert wurde.
Das ist keine Musik sondern eine Verkettung von Tönen. Diese Scheibe ist so überflüssig wie ein Kropf!
Mir als Fan der frühen Edgar Broughton Band bricht es bei diesen beiden letzten Scheiben der Gruppe schlicht und ergreifend das Herz.
Spielzeit: 37:19 (Parlez-Vouz English?), 55:49 Minuten (Superchip), Medium: CD, Eclectic Discs, 2006
Parlez-Vouz English: 1:Little One 2:Waiting For You 3:Drivin' To Nowhere 4:Meglamaster 5:Didecoi 6:April In England 7:Revelations One 8:Anthem 9:Down In The Jungle 10:Rentasong 11:Young Boys 12:All I Want To Be
Superchip: 1:Metal Sunday 2:Superchip - The Final Silicon Solution 3:Who Only Fade Away 4:Curtain 5:Outrageous Behaviour 6:Not So Funny Farm 7:Nighthogs 8:Innocent Bystanders 9:Pratfall 10:O.D.47600/1162/111800 11:Do You Wanna Be Immortal? 12:Subway Information
13:The Last Electioneer 14:Goodbye Ancient Homeland 15:The Virus
Jürgen Bauerochse, 03.04.2006
|