Was macht man, wenn man schon sehr viele Konzerte gesehen hat, aber der, den man unbedingt sehen will, kommt nicht nach Deutschland? Seit Jahren…. ach Jahrzehnten habe ich nach
Elvin Bishop Ausschau gehalten. Keine Chance, noch nie hat er in Deutschland gespielt, obwohl er hier eine beachtliche Fangemeinde hat und seine LPs und CDs sich immer ordentlich verkauft haben. Auf seiner Webseite fand ich vor einigen Monaten zwei Livedates in Europa, beide in Spanien. Mist!!! Das erste sollte in Bilbao auf dem Getxo-Bluesfestival sein und das zweite in Terrassa. Wo ist das denn?
Aha, eine Stadt in der Nähe von Barcelona, nur 40 km entfernt. Nach Barcelona gibt es doch von Hannover aus preiswerte Flüge. Ein Gedanke, eine Entscheidung. Ich kontaktierte den Club per Email, und man legte mir ein Ticket zurück. Flug buchen, Hotel buchen, Mietwagen buchen. Alles preislich im Rahmen, das sollte mir
Elvin Bishop wert sein. Darüber hinaus war er mit der Band unterwegs, mit der er seine letzte wunderbare CD
Raisin' Hell Revue aufgenommen hat.
Am Tag des Konzerts flog ich also nach Barcelona, fuhr nach Terrassa ins Hotel und dann gleich zum Club. Dort machte ich Bekanntschaft mit
Marc Ribera, der mich herzlich begrüßte, mir das Ticket gab und mich in den Club ließ, obwohl noch lange nicht geöffnet war. So konnte ich den Nova Jazz Club - toll dekoriert, angenehm geräumig, nicht zu warm - in Augenschein nehmen. Und ich hatte Gelegenheit, die Musiker der Band zu treffen, die nach dem Soundcheck nichts zu tun hatten.
Ed Earley lief mir als erstes über den Weg. Er spielt die Posaune und singt. Bei einem kühlen Bier plauderten wir eine ganze Weile über seine Erfahrungen 'on the road'. Ich erfuhr, dass er schon mal in Deutschland war, das war 1990 in der Band von
Albert King. Als dann
Elvin Bishop plötzlich im Raume stand, blieb mir fast das Herz stehen, aber ich stellte mich vor und er signalisierte, dass er schon gehört habe, dass extra ein Typ aus Deutschland hergeflogen sei.
Ich bedankte mich und fragte lediglich, warum er nie in Deutschland aufgetreten sei. Er sagte, dass er es eigentlich nicht so genau wüsste, es habe halt nie geklappt. Er würde aber sehr gern hier auftreten (Also auf geht's, liebe Konzertagenturen, Rosebud in USA kontaktieren). Ich ließ ihn dann in Ruhe, er sagte aber noch, dass er mich nach der Show noch gern sprechen wolle. Ich war total geplättet. Einer meiner musikalischen Helden will mich sprechen.
Zwischenzeitlich kamen langsam die ersten Leute in den Club, der so etwa 200 Personen fassen konnte. Aber 15 Minuten vor Konzertbeginn waren gerade mal zwölf Gäste anwesend. Das fehlte jetzt gerade noch, dass das Konzert abgesagt werden würde. Die Anfangszeit wurde dann auf 22.15 Uhr verlegt und schließlich hatten auch ca. 150 Fans den Weg in den Club gefunden.
Die Band betrat die Bühne und die "Raisin' Hell Revue" legte los.
Elvin Bishop natürlich wie immer in seiner blauen Latzhose. Der Sound der Band ist eine einzigartige Melange aus Blues, Rock mit lässigen New Orleans- und Chicago-Einflüssen. Die Besetzung der Band macht das klar: Neben
Elvin Bishop gab es noch den zweiten Gitarristen
Bob Welsh, den Drummer
Bobby Cochran, die Bassistin
Ruth Davies, den Posaunisten
Ed Earley und
S.E.Ellis, der für Piano und Akkordeon zuständig war. Das ergab dann einen beschwingt-vollen Sound, der eine gewisse Leichtigkeit verbreitete. So ging das Ganze auch sehr schnell auf das Publikum über.
Elvin Bishop spielt immer noch eine ordentliche Gitarre und sang einen Großteil der Lieder. Seine Soli und die seiner Mitstreiter waren prägnant und ließen das Publikum zu Zwischenapplaus hinreißen. Es verbreitete sich im Club so nach und nach eine sehr gute Stimmung. Die Band spielte "Calling All Cows" und "What The Hell Is Goin' On" vom aktuellen "Raisin' Hell"-Livealbum. Natürlich gab Mr.
Bishop auch seine älteren bekannten Songs wie "Travelin' Shoes" oder "Party Till The Cows Come Home" zum Besten. Mit dem instrumentalen Kracher "Booty Bumpin'" endete ein fantastisches Konzert. Als Zugabe gab es noch eine lange Version von "Blues With A Feeling". Ich war rundum zufrieden.
Nach dem Konzert holten sich so ziemlich alle Gäste ihre Autogramme am Merchandising-Stand. Ich musste allerdings auf Geheiß von
Elvin bis zum Schluss warten. Er unterschrieb mir dann meine CD-Booklets und schenkte mir ein T-Shirt. Ich bedankte mich brav und durfte sogar noch ein Foto mit mir und ihm machen lassen. Es hatte sich gelohnt, den weiten Weg anzutreten.