Eric Burdon & The Animals / Athens Traffic Live
Athens Traffic Live
Das trifft sich ja mal wieder ganz ausgezeichnet. Vor ein paar Wochen hatte ich die Gelegenheit Eric Burdon & The Animals live auf der Bühne zu erleben, und nun liegt ein Konzertmitschnitt der Band von der gleichen Tour vor mir auf dem Tisch. Es gibt doch noch Zufälle, die einen jeden Musikfan, insbesondere aber mich als Rocktimes Redakteur, der am liebsten jeden miterlebten Gig auch auf CD hätte, schlichtweg begeistern können.
Außerdem wurde es auch höchste Zeit für eine aktuelle Live-Scheibe, liegt doch die Letzte schon einige Jahre zurück. Da Eric Burdon inzwischen auch seine neue Studio Produktion "My Secret Life" veröffentlicht hat, konnten auf dieser Tour natürlich auch aktuelle Stücke live vorgestellt und aufgenommen werden, was das Interesse der Burdon-Fans noch mehr anheizen dürfte. Also wahrhaft gute Perspektiven für diese Live CD.
Genau das waren wohl auch die Gedanken von Eric Burdon und den anderen Verantwortlichen für diesen Konzertmitschnitt. Sechs Songs aus dem aktuellen Album stehen sechs Klassiker der Animals gegenüber, und als Bonustrack gibt es eine bisher unveröffentlichte Studio Aufnahme. "Mercy's Hand" stammt aus der Feder von Tom Hoeflich und ist eine wunderschöne Ballade, getragen von Akustikgitarre und mehrstimmigem Gesang. Unterstützt wird das Ganze durch ein fast zartes Violinenspiel, bei dem mir unweigerlich Jefferson Airplane mit dem seligen Papa John Creach am Geigenbogen in den Sinn kommen. Das ist ein wirklich feines Stückchen Musik und ein sehr gelungener Ausklang dieser CD.
Vorher aber geht es härter zur Sache. Aufgenommen im Dezember 2004 in Athen kommt die Band gleich von Anfang an auf den Punkt. Kurze Introduction auf griechisch (wie denn auch sonst!) und schon gibt es Boogie pur. John Lee Hooker lässt grüßen, als Bernie Pershey (drums), Dave Meros (bass, vocals), Dean Restum (guitar, vocals) und Martin Gerschwitz (keyboards, violine, vocals) "Boom Boom" anstimmen. Gleich am Anfang ein intensives Gitarrensolo, noch bevor Eric Burdon den ersten Ton von sich gibt, gefolgt von einem Ausbruch an der Hammond B 3 und dann gleich wieder die Leadgitarre. Absolute geile sechs Minuten. Und das schon beim ersten Song.
Das Publikum wird gleich weiter bei Laune gehalten, denn es folgt "When I Was Young". Den Refrain singen die Fans, da braucht der Meister kaum etwas beisteuern. Besonders die Violine sticht hier wieder angenehm heraus.
Mit "Factory Girl" steht mein ganz persönlicher Favorit an. Diese Stimme, einfach nur stark. Das kann man nicht lernen. Besonders bei diesem langsamen Titel wird das besonders deutlich.
Es folgen nun einige Songs aus dem wirklich guten, aktuellen Album "My Secret Life".
"Once Upon The Time" ist eine leichte, beschwingte Nummer, die sofort ins Ohr geht. Härter wird es dann mit "Devil's Slide". Überraschenderweise (bei dem Titel) herrscht hier die Slidegitarre vor. Deftiges Piano treibt die Animals zu einem richtigen Losgehrocker. Da ist ordentlich Power dahinter. Danach gleich der totale Wechsel. Eric Burdon, fast solo, nur mit Pianobegleitung. Jede Wette, dass hier Hunderte von Lichtern im Saal entzündet wurden.
"The Night" aus dem Jahr 1982 lädt zum Mitgehen ein. Es folgt der geniale Titelsong des letzten Studio Albums. Ganz ruhiger aber durchdringender Gesang, begleitet von einem ständigen Wechsel zwischen Violine und Gitarre. Irgendwie hat es mir die Geige auf dieser CD angetan, warum auch immer?!
"Over The Border" ist das letzte Stück von "My Secret Life". Schönes Tempo, klasse Gitarre. Die Spannung wird durch mehrere Tempowechsel hochgehalten. Außerdem besteht hier ein absoluter Mitsingeffekt. Diesen Song kann man länger im Ohr behalten.
Die letzten beiden Tracks sind dann noch einmal echte Klassiker. Zum Einen brennen die Animals mit "Little Queenie" ein Rock'n'Roll Feuerwerk ab, das wohl auch den letzten Penner wachgerüttelt haben dürfte. Zum Abschluss gibt es noch eine zwölfminütige Version von "Tobacco Road".
Sehr intensiv gespielt, beginnt das Stück in dem bekannt schleppenden Rhythmus mit schweren Orgel- und Gitarrenklängen. Doch schon nach etwa drei Minuten wird das Tempo verschärft. Gitarrist Dean Restum und Keyboarder Martin Gerschwitz duellieren sich um die Wette. Dazwischen der ruhige Mittelteil mit schleppendem Bass und Erics Gesang, der fast an eine Predigt erinnert.
Diese Album ist nicht nur durch die Songauswahl richtig gut gelungen. Auch vom Sound her besticht die Scheibe durch hohe Qualität. Vielleicht hätte man das Publikum noch etwas mehr in den Vordergrund mischen können, um die Stimmung noch besser einzufangen. Es gibt also absolut nichts zu meckern, außer das noch Platz für weitere fünfzehn Minuten Musik gewesen wäre.
Übrigens ist bei dieser CD eine Bonus DVD mit angekündigt, die mir für die Rezension aber leider nicht vorlag. Schade eigentlich!


Spielzeit: 65,01 Minuten, Medium: CD, SPV Records, 2005
1:Intro 0,16 2:Boom Boom 5,57 3:When I Was Young 4,31 4:Factory Girl 4,42 5:Once Upon The Time 4,00 6:Devil's Slide 4,38 7:Heaven 4,49 8:The Night 3,56 9:My Secret Life 6,02 10:Over The Border 4,35 11:Little Queenie 4,24 12:Tobacco Road 11,56 13:Mercy's Hand 5,08
Jürgen Bauerochse, 26.08.2005