Wir schreiben den 18. Juli 2005 und es ist Montag, ein recht ungewöhnlicher Wochentag für ein Live Event. Trotzdem war es ein absolutes Muss für mich, dieses Konzert zu besuchen, nicht zuletzt um die interessierten Leser unseres Rocktimes Magazins zu informieren. Aber natürlich war auch ich persönlich sehr neugierig, was Eric Burdon & The Animals noch auf der Bühne von sich geben würden. Immerhin waren inzwischen mehr als sechs Jahre vergangen, seit ich die Jungs das letzte Mal gesehen hatte.
In der Zwischenzeit waren mir mehrere sehr unterschiedliche Meinungen über die Live Aktivitäten der Band zu Ohren gekommen. Also war es absolut an der Zeit, sich mal wieder ein eigenes Bild von Eric Burdon und seinen Mannen zu machen.
Nach angenehmer Anfahrt traf ich, wie beabsichtigt, so ca. um 19.30 Uhr vor der 'Bluesgarage' ein (eigentlich der ideale Zeitpunkt, da das Gross des Publikums doch erst später aufläuft und man sich so immer noch einen guten Platz sichern kann) und erlebte gleich mal eine Überraschung. Vor dem Eingang stand eine Bierbude und daneben mein Freund Eckhard, Autotüren und Schiebedach weit aufgerissen, der die ankommenden Leute gleich mit der richtigen Mucke in Stimmung brachte. Er ist und bleibt eben ein Verrückter. So wurde also schon vor dem Konzert richtig Party gemacht.
Vor der Bühne fiel mir dann sofort der obligatorische Barhocker vor dem Gesangs-Mikro auf. War Eric Burdon inzwischen wirklich so fertig, dass er nur noch im Sitzen auftreten konnte? Von mehreren Seiten hatte ich diese traurige Aussage schon gehört. War es also wirklich so? Das konnte dann ja heiter werden.
Nachdem ich mir einen guten Standort direkt vor der Bühne ausgeguckt hatte, wurde es dann auch ganz schnell voll in der Bude. Innerhalb kürzester Zeit standen die Fans dicht an dicht, und es begann eine sehr schweißtreibende Wartezeit. Für Getränkeservice oder Eis in der Cola war weder Platz noch Zeit. Wieder einmal war die 'Bluesgarage' ausverkauft, und wieder einmal durch Eric Burdon.
Pünktlich um 21.30 Uhr betraten die Cracks die Bühne und Eric bestieg tatsächlich...den Barhocker. Doch dann war sie da, diese einmalige Bluesstimme. Gleich beim Opener "Don't Ever Let Nobody" kam das typische Burdon Feeling direkt in die Gehörgänge. Und das sollte sich auch während des gesamten Auftrittes nicht ändern.
Die aktuelle Besetzung der Animals mit Dean Restum (git, voc), Dave Meros (bass, voc), Martin Gerschwitz (key, vio, voc), sowie Bernie Pershey (drums) lieferte einen sehr guten Querschnitt durch die Karriere der Band ab. "Boom Boom" als Boogie sorgte gleich mal für Dampf, und gleich danach gab es "Don't Let Me Be Missunderstood" leider in einer Reggaeversion. Das war nun doch nicht ganz so mein Ding. Aber egal, "When I Was Young" und "It's My Life" brachten mich wieder ganz schnell hoch und sorgten dabei gleichzeitig dafür, dass ich mich wieder mal ganz alt fühlte, als mir klar wurde vor wie viel Jahren diese Songs entstanden sind.
Der Hammer schlechthin war aber "We Gotta Get Out Of This Place": fünfzehn Minuten lang Psychedelic pur mit unglaublichen Soli an Gitarre und Orgel. Selbst Eric Burdon stürmte in diesem dämonischen Rhythmus wild über die Bühne. Dieser Song war mit Abstand der intensivste Teil dieses Gigs und wurde von dem begeistert mitgehenden Publikum gebührend gefeiert.
Insgesamt wirkte Eric Burdon also doch recht gut in Form. Er erledigte seine Percussionarbeit souverän und trieb seine Band immer wieder an (und das nicht nur im Sitzen!). Seine Mitspieler bewiesen ein ums andere mal, dass sie hervorragende Musiker sind. Da durfte natürlich auch ein Schlagzeugsolo nicht fehlen, bei dem die Restband komplett die Bühne verließ, und Bernie Pershey so für knapp 10 Minuten die ungeteilte Aufmerksamkeit auf sich ziehen konnte.
Mit einer sehr gelungenen Version von "Tobacco Road", das Burdon zusammen mit der schwarzen Band War eingespielt hatte, war der offizielle Gig beendet. Doch nur für kurze Zeit.
Lautstarke 'Zugabe'-Rufe holten die Musiker wieder auf die Bühne zurück, wo sie ein Rock'n'Roll Medley, unter anderem mit "Little Queenie" hinlegten. Krönender Abschluss dann natürlich d e r Superhit "House Of The Rising Sun". Auch hier sang das Publikum lauthals mit, und die Stimmung hatte ihren Höhepunkt erreicht.
Diese neunzig Minuten vergingen wirklich wie im Fluge. Völlig durchgeschwitzt verließ ich die Bluesgarage und traute meinen Augen nicht. Vor dem Eingang stand eine Bierbude und daneben mein Freund Eckhard, der die weggehenden Leute mit der richtigen Musik in Stimmung brachte. Eben ein total Verrückter!
S E T L I S T
Don't Ever Let Nobody
Boom Boom
Don't Let Me Be Missunderstood
When I Was Young
Once Upon A Time
We Gotta Get Out Of This Place
Factory Girl
Over The Border
I'm Crying
Never Give Up Blues
It's My Life
Tobacco Road
Little Queenie
House Of The Rising Sun
Bilder vom Konzert
|