Gary Barden / Agony and Xtasy
Agony and Xtasy
Was passiert, wenn ein genialer Rocksänger und einer der besten deutschen Rockschlagzeuger gemeinsam ins Studio gehen? Nun, zumeist eine geniale Platte. Mal sehen, ob das wieder gelungen ist. Rollen wir mal das Feld von hinten auf. Vom Groove eines Bertram Engel durfte ich mich schon mehrmals selbst live überzeugen. Ohne weitere Worte….
Dann hätten wir da noch Michael Voss von der Band Casanova. Er und Gary Barden sind Freunde und hatten zusammen mit Bernie Thomé von Ian Gillan die Band Silver gegründet. Voss ist inzwischen ja auch sehr aktiv als Produzent und ein sehr erfolgreicher Gitarrist sowie Sänger.
Aber auch Gary Barden selbst ist ein Begriff, insbesondere für die Gemeinde des Heavy Metal der 80er. Als Frontmann der Michael Schenker Group hatte sich Gary damals einen Namen gemacht. Wer sich aus dieser Zeit von den stimmlichen Qualitäten überzeugen möchte, der zieht sich das Live-Album "One Night At Budokan" aus dem Jahre 1981 rein.
"The Agony And Xtasy" ist der Nachfolger des 2004 erschienenen Albums "Past And Present". Während auf "Past And Present" noch weitestgehend alte MSG-Sachen 'unplugged' aufgearbeitet wurden, so ist "The Agony And Xtasy" das zweite Solo-Album mit vollkommen neuem Material. Und es ist ein gutes Album geworden. Der Sound ist klasse und druckvoll, das Cover lässt mich allerdings in Ruhe die Scheibe im hinteren Eck meines Arbeitsplatzes platzieren und dort für eine Weile liegen lassen.
Es ist eine Hard Rock-Scheibe mit ein bisschen Blues. In weiten Teilen schön rockig. Schon die Eröffnung "Hot Daze" lässt keine Zweifel darüber aufkommen, wohin Gary Barden mit dieser Platte möchte. Zumindest im Studio hat er meines Erachtens nichts an der Genialität von alten MSG-Zeiten eingebüßt. Das ist sicherlich alles nichts Neues, aber die Musiker sind hier wunderbar eingespielt und bringen ein ordentliches Brett auf die Beine. Und so weiß sich Gary Barden immer in sicheren Gefilden, wenn er seine Stärken ausspielen möchte. Und die liegen eindeutig in der ihm angeborenen Stimmlage, die ihn dazu befähigt, guten Rock zu singen, und zwar vollkommen egal, ob es recht zackig oder eher ruhig zu geht.
"Can't Stop Dreaming" ist ein sehr eingängiger Rocker und der Song "Stop" hat schon bald Chart-Qualitäten. Für mich persönlich ein wenig zu straight, dürfte aber alle Party-Rocker überzeugen. Nicht schlecht, aber irgendwie 'easy' gestrickt.
Interessant ist auch, dass in dem vermeintlich einfachen Rocker "Let Me Down" Michael Schenker persönlich die Leadgitarren eingespielt hat. So ist dieses Album schon bald mehr eine Gemeinschaftsproduktion alter Weggefährten. "Wounded" ist eine richtig schöne Halb-Ballade, welches so wohl damals als auch noch heute in der Rockmusik durchaus berechtigt seinen Platz findet.
Über die gesamte Scheibe hinweg wird der eingeschlagene Weg nicht verlassen. Gary Barden gelingt es, ein ehrliches und offenes Solo-Album vorzulegen. Mit einem namhaften Stammtrio ist das auch kein Problem, hinzu kommen neben dem bereits genannten Michael Schenker noch Schlagzeuger Axel Kruse (Jaded Heart), Tommy Deander (Radioactive) und Steve Morris (Shadowman, Ian Gillan). Insgesamt eine All-Star-Truppe, bei der alle wissen, worum es geht. Und sie scheinen ausreichend Spaß gehabt zu haben. Alle Songs kommen locker und rockig an den Hörer. Diese Platte sollte die eigene Rock-Plattensammlung ergänzen. Viel Spaß beim Hören!!!
Line Up:
Vocals: Gary Barden
Guitars& Bass: Michael Voss
Drums: Bertram Engel


Spielzeit: 43:51, Medium: CD, Escape Music, 2006
1:Hot Daze (3:46) 2:Can't Stop Dreaming (3:57) 3:Stop (4:36) 4:Let Me Down (5:11) 5:Wounded (4:06) 6:No More Reasons (3:35) 7:In & Out Of Love (3:59) 8:Arise (4:00) 9:Change Of Wind (4:26) 10:Need Some Love (6:14)
Ralf 'Jogi' Ruhenstroth, 11.04.2006