George Benson, für viele ist der Gitarrist ein zweischneidiges Schwert... Wurde er zu Beginn seiner Karriere noch als legitimer Nachfolger von Wes Montgomery gehandelt, ging er dennoch von Beginn an konsequent seinem eigenen Stil nach und wandelte sich nach und nach zu einem kommerziell erfolgreichen Künstler, der die eingangs eingeschlagenen Pfade des Jazz verließ, sehr zum Unmut vieler Jazzfans. Dieser Wandel hatte sich eingeleitet, als der Gitarrist begann, mit Creed Taylor zusammenzuarbeiten, zunächst bei Verve Records und später beim Label CTI.
Der am 22. März 1943 geborene Musiker ist schon von Kindesbeinen an der Musik verhaftet.
Doch erst durch das Kennenlernen der Arbeiten von Wes Montgomery oder Charlie Christian, einem großartigem Vorbild, entstand das Interesse an Jazz. Alsbald war er Mitglied in der Band des Organisten Brother Jack McDuff, der ihn auf dem ersten Soloalbum, "The New Boss Guitar" (1964), auch begleitete.
Nach der Zeit bei Columbia Records folgte dann also die Phase bei Verve und A&M - ab 1971 war CTI an der Reihe. Den wirklichen kommerziellen Durchbruch erlangte George Benson jedoch, als er 1976 bei Warner Brothers unterzeichnete. Gleich das erste Album, "Breezin'", bescherte ihm mit dem gleichnamigen Song einen Klassiker mit Wiedererkennungswert. Noch heute höre ich den Titel ab und zu in dem einen oder anderen Supermarkt und das könnte sogleich zum gutgelaunten Einkaufen verführen. Dabei hatte diesen von Bobby Womack geschriebenen Titel der Gitarrist Gabor Szabo bereits im Jahre 1970 aufgenommen. Er hätte den gleichen Erfolg verdient. Auch ich schwanke heute noch stets zwischen beiden Versionen, aber sehr gut sind sie letztlich beide! So wandelte sich Benson nach und nach zu einem Superstar des Pop und R&B, zumal er auch verstärkt seinen Gesang in den Vordergrund stellte und die Gitarre außen vor ließ. Erst viel später sollte er gelegentlich zu den Roots zurückfinden.
Auf diesem neuen Album widmet er sich dem Musiker Nat King Cole, einem Künstler, den man ebenfalls oft auf einige wenige Songs reduzierte, allen voran "Mona Lisa" und "Unforgettable". Dabei hatte Cole außerhalb dieser 'Schmonzetten' so viele herrliche Jazztitel eingespielt. Benson war acht Jahre alt, als er bereits dessen "Mona Lisa" einspielte, bei der vorliegenden Platte als Einleitung vorgestellt - in einer schon für sein Alter beachtlichen Aufnahme, bei der ich mir allerdings auch ein gewisses Schmunzeln nicht verkneifen kann. Klingt halt niedlich, der kleine George!
Und so verabschiedet er sich auch mit dem gleichen Titel aus dem Reigen der Songs, natürlich wesentlich gereifter im Ausdruck. Wobei hier nicht das frühe Gitarrenspiel, sondern üppig arrangierte Streicher dominieren.
Zwischen Anfang und Ende tummelt sich so manch andere Stimmung, zwischen kräftig überladenen Balladen mit saftigen und dick aufgetragenen Streicherarrangements bis hin zu swingenden Vorstellungen. Big Band-Arrangements bei "Just One Of Those Things" oder "Ballerina" stehen swingenden R&B-Titeln wie ""Route 66" oder "Straighten Up And Fly Right" gegenüber. Insofern bietet diese Platte gute Abwechslung. Interessant ist besonders die Gegenüberstellung zweier Trompetenstars, die als Gäste fungieren. Beim dritten Titel ist es Wynton Marsalis, der Bewahrer der Tradition, und beim neunten der deutsche Trompetenstar Till Brönner. Marsalis agiert ganz brav und zurückhaltend, aber auch mit relativ wenig emotionalem Einsatz, wie eine Pflichtübung eben. Brönner hat seinen Beitrag mit einem dominanten und eleganten Streicher- und Bläserarrangement zu teilen, dabei klingt sein kurzes Solo engagierter als das seines Kollegen aus den USA.
Die Gitarre ist bei der Produktion warm und weich in das Konzept eingebettet und liefert professionelle, kurze Beiträge ab. Das sollte George mittlerweile im Schlaf beherrschen. Interessant wäre in der Tat, einmal ein richtig pures Gitarrenalbum - vielleicht sogar im Trioformat - abzuliefern. Ansatzweise war das auch bereits mit dem vorherigen Album, "Guitar Man" gelungen - doch ich möchte gern mehr! Und noch mehr swingenden Jazz, bitte! Sein weiteres Markenzeichen, der simultane Gesang zum Gitarrensolo, kommt natürlich auch immer wieder zum Tragen und trägt letztlich dazu bei, dass alles das, was hier geschieht, eigentlich zu erwarten war.
Letztlich ist es eine Platte mit wirklich schöner Musik geworden, nicht mehr und nicht weniger, abgerundet durch einige Gäste. Ein feines Tribut an Nat King Cole ist es darüber hinaus ohnehin geworden, obwohl der 'Jazzer Cole' sicher zu kurz kommt.
Line-up:
George Benson (vocals, guitar)
Wynton Marsalis (trumpet - #3)
Idina Menzel (vocals - #5)
Till Brönner (trumpet - #9)
Judith Hill (vocals - #11)
(soweit bekannt)
Tracklist |
01:Mona Lisa [Little Georgie Benson] (0:59)
02:Just One Of Those Things (2:44)
03:Unforgettable [feat. Wynton Marsalis] (5:07)
04:Walkin' My Baby (2:45)
05:When I Fall In Love [feat. Idina Menzel] (4:06)
06:Route 66 (3:52)
07:Nature Boy (2:42)
08:Ballerina (2:48)
09:Smile [feat. Till Brönner] (3:22)
10:Straighten Up And Fly Right (3:08)
11:Too Young [feat. Judith Hill] (3:30)
12:I'm Gonna Sit Right Down And Write Myself A Letter (3:07)
13:Mona Lisa (3:03)
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