Jack Bruce / Rockpalast: The 50th Birthday Concerts
Rockpalast: The 50th Birthday Concerts Spielzeiten: ~120:00 (DVD 1), ~115:00 (DVD 2)
Medium: Do-DVD
Technik:
Bildformat: 4:3
DVD-Format: NTSC, Region 0
Sound-Format: PCM Stereo
FSK 0
Label: M.i.G.-Music, 2014
Stil: Rock

Review vom 07.12.2014


Jochen v. Arnim
Nicht zum ersten Mal kann der geneigte Fan einen der begnadetsten Bassisten der Welt auf einer Veröffentlichung aus der Rockpalast-Serie bewundern. Allein sechs Shows hat Jack Bruce unter dem Banner des WDR gegeben und einige davon sind für die Ewigkeit festgehalten. Dass nun, nur knapp vier Wochen nach dem viel zu frühen Tod des 1943 geborenen Schotten, eine weitere, neue Edition auf den Markt kommt, mag jeder für sich selber werten.
Fakt ist allerdings, dass das Produkt kaum ein würdigeres sein kann. Man hat sich nämlich dafür zwei Konzerte ausgeguckt, die der Meister anlässlich seines 50. Geburtstags an zwei aufeinanderfolgenden Abenden in Köln gegeben hat. Und weil eine Geburtstagsparty ohne Gäste nun mal keine Party ist, gab es neben dem begeisterten Publikum auch auf der Bühne ein paar richtig edle Häupter.
Bislang gab es von diesen beiden Shows (als DVD) lediglich Mitschnitte in Bootleg-Qualität, weniger lang und weniger offiziell. Hier nun hat sich M.i.G.-Music eine Edition in unterschiedlichen Formaten überlegt, damit der Kunde die Wahl zwischen zwei DVDs im Digipak oder Schmuck-Case, mit oder ohne Bonus-CD hat. Dass die Bild- und Soundqualitäten (für das Alter der Mitschnitte) in gewohnter Rockpalast-Sitte im oberen Bereich liegen, versteht sich eh von selbst.
Ebenso selbstverständlich ist es, dass ein Jubiläum wie der fünfzigste Geburtstag einen Rückblick erforderlich macht. Einen Rückblick über die bis dato 'absolvierte' Karriere als Musiker, um genauer zu sein. Bruce nimmt das Publikum mit auf eine »epic journey« und beginnt die erste Show mit akustischen Vorträgen. Er allein am Cello ("Improvisation Of Minuet No. 1"), er allein am Flügel ("FM", "Can You Follow") oder er im Duett mit einem blutjungen Gary Husband, ebenfalls an den Tasten ("Running Thro' Our Hands", "Childsong").
Später wird es jazzig, Dick Heckstall-Smith kommt mit seinem Saxofon auf die Bühne, kurz danach gefolgt von Ginger Baker, der sich, ausnahmsweise mal gut gelaunt, noch kauend und die letzten Bissen mit einem Whisky runterspülend an sein Schlagzeug setzt. Bruce hat mittlerweile den Flügel gegen den Bass getauscht und gemeinsam ergeht man sich in Stücken wie "The Tube" und "Over The Cliff".
Ein weiteres Mal öffnet sich der Vorhang und Clem Clempson stößt hinzu, veredelt Songs wie "First Time I Met The Blues" mit seinem ausdrucksstarken Gitarrenspiel. Der geneigte Leser ahnt, wohin die Reise geht: Es wird bluesiger. Aber nach nur einem Song geht mit einem Male der Vorhang auf, der die Bühne bis zu diesem Zeitpunkt eher auf Club-Größe verkleinert hat. Es taucht eine komplette zweite Backline auf, Gary Husband setzt sich an ein erhöhtes Schlagzeug, Bernie Worrell, der ja auch schon mit jedem hochkarätigen Musiker auf der Bühne war, nimmt an den Keyboards Platz.
Hier und bei fast allen Stücken entsteht der Eindruck, dass man der Sache wegen gemeinsam auf der Bühne steht - es wird Musik zelebriert, es wird gejammt, es wird Geburtstag gefeiert. Hat bislang der Meister selber am Mikro gestanden, so taucht später eine brillante Maggie Reilly auf und adelt Songs wie "Ships In The Night" mit ihrer unvergleichlichen Stimme. Die Interpretation von "Born Under A Bad Sign" (mit Simon Phillips an den Drums) ist ein weiterer Kracher, erneut gesungen von Bruce.
Ein späterer Höhepunkt ist das Solo von Simon Phillips, der schon damals allein rein optisch zu beeindrucken wusste: Selten hat die Welt ein größeres Drum-Kit gesehen. Dass er das auch makellos bedienen kann, bedarf hier wohl keiner weiteren Erwähnung. Sein Solo geht in eines von Ginger Baker über, lässig mit der Kippe im Mundwinkel die Überleitung zu einem starken "NSU" trommelnd.
Dieses dient gleichzeitig als Startsignal für den rockigeren Teil der Shows - Cream lassen hierbei natürlich heftigst grüßen. Mit "Politician" oder "Sunshine Of Your Love" bringen die Musiker die Live Music Hall in Köln zum begeisterten Mitrocken. Und alle Dämme brechen, als dann für sechs lange Nummern auch noch Gary Moore auf die Bühne kommt und es gibt noch einmal ein fetziges "NSU", "Sitting On Top Of The World" oder "Politician".
Das Grande Finale wird am Ende mit "Spoonful" und, wie kann es anders sein, einem mitreißenden "White Room" zelebriert. Die Live Music Hall dankt es stehend und der Fan am heimischen DVD-Player ist versucht, sich ebenfalls zu erheben.
Für all diejenigen unter uns, die im November 1993 live dabei waren, ist diese Edition ein feines Geschenk zu Weihnachten. Aber auch allen anderen Fans des Meisters der tiefen Töne (obwohl er ja eigentlich Multi-Instrumentalist war) soll "The 50th Birthday Concerts" wärmstens ans Herz gelegt werden - sollte man haben!
Tracklist
DVD 1:
01:Improvisation On Minuet No.1
02:FM
03:Can You Follow
04:Running Thro' Our Hands
05:Childsong
06:The Tube
07:Over The Cliff
08:Statues
09:First Time I Met The Blues
10:Smiles And Grins
11:Bird Alone
12:Neighbor, Neighbor
13:Born Under A Bad Sign
14:Boston Ball Game 1967
15:Ships In The Night
16:Willpower
17:Never Tell Your Mother She's Out Of Tune
18:Theme From An Imaginary Western
19:Golden Days
DVD 2:
01:As You Said
02:Rope Ladder To The Moon
03:Life On Earth
04:Drum Solo Simon Phillips
05:NSU
06:Sitting On The Top Of The World
07:Politician
08:Sunshine Of Your Love
09:Blues You Can't Lose
10:Life On Earth
11:NSU
12:Sitting On The Top Of The World
13:Politician
14:Spoonful
15:White Room
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