»Jean Paul Bourelly, den musst du gesehen haben!«, meinte
Eddy, der Booker vom Quasimodo. Und da ich dem Mann musikalisch blind vertrauen kann, fand ich mich an diesem Dienstagabend vor der Bühne ein, obwohl mir klar war, dass der Wecker am Mittwoch wieder um fünf Uhr Morgens klingeln würde, um mich unsanft aus den Federn zu holen, denn irgendwie muss man ja die nötigen Taler verdienen.
Jean Paul, schon rein äußerlich eine gigantische Erscheinung von geschätzten 195 cm, präsentierte den Fans also seine
»3 Kings« (weiß der Geier, warum er die Band so bezeichnet). Mit dabei waren
Jonas Hammond am fünfsaitigen Tieftöner und
Marlon Browden am Schlagzeug.
Zum ersten Mal erlebte ich im Quasimodo, dass an vorderster Front Tische und Stühle aufgebaut waren, was vermuten ließ, dass man hier genau hinschauen und hinhören sollte.
Nun gut, ich nahm die Gelegenheit wahr und platzierte mich genau vor
Borellys Mikro und Notenständer. Um kurz nach 22.30 Uhr betrat
Jean Paul die Bühne mit zahlreichen Zetteln in der Hand, die er dann auf seinem Notenständer sortierte. Jetzt, wo ich so vor ihm saß, wirkte er noch gigantischer. Ein kurzer Smalltalk mit den Gästen, die Gold-farbende Klampfe umgelegt, ein kurzes Austauschen mit
Marlon und
Jonas und los ging's.
Es begann eigentlich recht gemütlich und
Jean Paul jammte so vor sich hin, während
Marlon, sobald er seine Sticks in den Händen hielt, fernab von dieser Welt zu sein schien.
Jonas zupfte routiniert an den Saiten seines Basses und so langsam nahm die Truppe an Fahrt auf.
Bourelly schredderte, sein Plektron zwischen seinen Lippen, mit allen verfügbaren Fingern über den Gitarrensteg. Dabei erzeugte er skurrile Töne, die für meine Ohren so ziemlich ungewohnt waren, und ich versuchte die Stilrichtung auszulotsen. Sicher, eine Menge Jazz, dazu Soul, Blues und für mein Empfinden sehr viel experimentelle Musik. Das alles zusammen machte die Musik der Band aus, und die eingefleischten Fans schienen diese musikalischen Botschaften zu verstehen. Für mich dagegen wirkte das Dargebotene sehr schwer verdaulich. Zu viele Eindrücke prasselten auf mich ein. Doch eins war trotzdem klar; die Band bestand aus drei exzellenten Musikern, und was für ungeübte Ohren doch recht chaotisch wirkte, war alles sehr durchdacht!
Als ich noch einige Bilder schoss und für mein Archiv einige Songs aufnahm, bekam ich fast eine Sehnenscheidentzündung, da die Titel meist eine Spielzeit von 15 Minuten und mehr erreichten, bis das jeweilige Ende eingeläutet wurde. Und diese Zeit freihändig in einem Stück zu filmen, ließ mich glatt an meine Grenzen stoßen.
Ganz spontan reifte dabei in mir der Gedanke,
Jean Paul nach dem Gig mal nach einem Interview zu fragen, und überraschenderweise sagte er sofort zu. Seine Ausführungen könnt Ihr demnächst bei
RockTimes lesen.