Jeff Beck
Performing This Week - Live At Ronnie Scott's
Performing This Week Spielzeit: 155 Minuten
Medium: DVD
DVD Technik:
Sound: DTS / Dolby Digital 5.1, Dolby Digital Stereo
Format: 16:9
Label: Eagle Vision, 2009
Stil: Rock, Blues, Jazz


Review vom 23.04.2009


Mike Kempf
Konnte Jeff Beck in den sechziger Jahren bereits ahnen, dass er gut vier Jahrzehnte später zu den größten Gitarristen der Rockmusik gehören würde, als er sich bei den Yardbirds seine ersten musikalischen Sporen verdiente? Sicherlich! Mittlerweile haben sich, ob Joe Bonamassa, Satriani, Vai oder aus deutschen Landen Freischlader, um nur einige zu nennen, jüngere Gitarrenmeister zu ihm gesellt. Da ist es umso bemerkenswerter, dass es bei Aufzählungen diverser Rock-Magazine, wenn es darum geht den besten Gitarristen zu wählen, der Name Jeff Beck kaum fehlen wird. Es ist sicherlich nicht nur sein unnachahmlicher Gitarrenstil, sondern auch sein Streben nach neuen musikalischen Ausdrucksformen, die ihm nicht nur bei seinen Fans einen gehörigen Respekt verschaffte, sondern auch bei seinen Berufskollegen! Wenn sich selbst ein Eric Clapton auf einer Bild- und Tonkonserve Jeff Becks verewigen lässt, dann soll das schon was heißen!
2007 hieß das Jahr, als Beck eine Reihe von Konzerten in Ronnie Scott`s Club in London abhielt. Dieser Schuppen ist eigentlich mit seinen 200 Plätzen viel zu klein für einen Gitarristen von Weltformat. Logischerweise waren die Tickets für die gesamte Woche innerhalb weniger Minuten vergriffen. Am Ende dieser denkwürdigen Tage bedankte sich Jeff für die 'vielleicht schönste Woche seines Lebens' beim Publikum.
Vor diesem Gefühlsausbruch wurde aber erst mal reichlich gepowert…über zwei Stunden… jeden Tag! Aus diesem Material entstand letztlich diese DVD, die Jeff auf der absoluten Höhe seiner Fähig- und Fertigkeiten an seinem Instrument, der Gitarre, zeigt. Der Londoner Jazz-Club Ronnie Scott's, mit schönen Tischen und allerbesten Sitzgelegenheiten ausgestattet, bot für jeden Fan eine optimale Sicht. Vielleicht wählte Jeff diesen Club, wegen seiner familiären Atmosphäre. Eines vorneweg: Die DVD besticht durch ihre erstklassige Ton- und Bildqualität, hier gibt's nichts auszusetzen!
Der Gig wird mit "Beck's Bolero" eröffnet, und Beck, der am 24. Juni, ich kanns kaum glauben, 65 Jahre alt wird, hat sich zu seiner linken Seite mit Tal Wilkenfeld eine 22-jährige Bassistin gestellt, die ihren viersaitigen Tieftöner hervorragend in Szene setzt. Komplettiert wird die Combo mit dem Drummer Vinnie Colaiuta, der früher auch für Zappa den Takt vorgab und dem Keyboarder Jason Rebello, einen international anerkannten Tastenmann. Doch Beck, der eigentlich eher wie ein Endvierziger aussieht, steht erwartungsgemäß im absoluten Mittelpunkt. Neben seiner eigenen Gitarrenpräsentation dirigiert er ab und zu seine Band mit Blickkontakten und teilweisen Fingerzeigen. Tolle Nahaufnahmen begleiten "Eternity's Breath" und "Stratus", die man für jeden Gitarrenlehrfilm gebrauchen könnte. Jeff demonstriert sein variables Gitarrenspiel mit einer Leichtigkeit, die seinesgleichen sucht.
Miss Wilkenfeld scheint ebenfalls sehr viel Spaß am Geschehen zu haben, belohnt sie doch die Fans immer wieder mit ihrem bezaubernden Lächeln. Nachdem Vinnie Colaiuta bei "Cause We've Ended As Lovers" schon gehörig zu 'ölen' anfängt, folgt mit "Behind The Veil" ein Stück, das bei mir für einen Rückenschauer nach dem anderen sorgt. Tal präsentiert ein Basssolo der Güteklasse 1 A, dass selbst der Meister sie am liebsten umarmen möchte. So kann man jedenfalls den kurzzeitigen Smalltalk der Beiden deuten.
Ein bisschen Reggae vernehme ich bei "You Never Know" bevor es mit "Nadia" wieder recht jazzig zugeht. Auch hier beackert Wilkenfeld ihren Bass mit äußerster Präzision, und ich kann es gar nicht glauben, dass sie erst knapp über zwanzig sein soll. In der Tat, hier hat Jeff eine Bassistin der Extraklasse verpflichtet! Aber es ist natürlich klar, dass sich der Meister nur mit Top-Leuten umgibt. Nach "Blast From The East", "Led Boots" und "Angel (Footsteps)" kündigt Beck seine erste Gastmusikerin an. Joss Stone heißt die Schöne, die nach den vorherigen Songs, die allesamt instrumentale Stücke waren, den ersten Track mit Gesangseinlagen präsentiert.
Anschließend zaubert der Meister ein paar Techniken auf sein Griffbrett und stellt die Anwesenden mit "Scatterbrain" auf eine Zerreißprobe! Denn hier wird ganz schön heftig gefrickelt, ohne dabei zu sehr abzudriften oder gar den Faden zu verlieren. Jeff beweist, dass er alles, aber auch wirklich alles spielen kann! Keyboarder Rebello wirbelt über seine Tasten, dass selbst Nahaufnahmen nur schwer nachzuvollziehen sind. Wow, was für ein musikalischer Genuss!
Nun etwas Blues? Bitteschön! "Goodbye Pork Pie Hat / Brush With The Blues" heißt das edle Teil, das, wie auch seine Vorgänger, ein Track der absoluten Spitzenklasse ist! Schon jetzt wünsche ich mir eine Zeitmaschine, um die Uhr zurückzudrehen, um vielleicht doch dabei gewesen zu sein. Nun gut, träumen muss erlaubt sein. Nach "Space Boogie", einer rasanten Jazz-Nummer mit reichlich Keyboardsolo, folgt mit "Blanket" die nächste Gastmusikerin, Imogen Heap. Oh ja, die Frau erzeugt mit ihren butterweichen Vocals, den sie zum Teil mit Sprechgesangs-Einlagen würzt, für weiche Knie! Dazu passt es, dass der Gitarren-Hexer die Lady gebührend begleitet und somit dem Song das gewisse Etwas verleiht.
Erst nach "Big Block" und "A Day In The Life" (Beatles 1967, Album: "Sgt. Peppers Lonely Hearts Club Band") folgt der nächste Gast und Freund, Eric Clapton! Clapton, der erst kürzlich, am 30. März, seinen Vierundsechzigsten feierte, wurde die Ehre zu Teil den Gesang bei den zwei folgenden Tracks, "Little Brown Bird" und "You Need Love", zu übernehmen. Währenddessen duellieren sich die Beiden mit einem sagenhaften Gitarrenspektakel.
Nach diesem denkwürdigen Zusammentreffen bedankt sich Jeff artig für die kleine Session, macht aber auch unmissverständlich deutlich, wer hier Chef im Ring ist. Geht auch völlig in Ordnung, schließlich ist es doch Becks Heimspiel. Die Fans danken es ihnen mit frenetischem Applaus. Folgend darf noch mal Imogen Heap die Bühne betreten. Gemeinsam spielen sie "A Day In The Life". Der letzte Track, "Where Were You", beschließt eine DVD, die der Nachwelt nicht nur ein erstklassiges Filmdokument eines der größten Gitarristen des 20. Jahrhunderts hinterlässt, sondern auch beste Werbung für Freunde der gitarrenlastigen Musik. Da macht es wenig Sinn, die Gitarrenkunst von Beck genaustens zu analysieren, das möchte ich mir auch nicht anmaßen. Doch für den zweiten und dritten Durchlauf setze ich schon mal den 'Rotstift' an, um gnadenlos nach Fehlern zu suchen.
Doch selbst nach dem fünften Checken des Scheibchens fällt mir nichts auf, was es zu kritisieren gäbe! Und warum soll ich einen Ferrari schlecht reden? So bleibt nur noch festzuhalten, dass dem Gitarrenmeister auch eine Meister-DVD gelungen ist. Ob Weitwinkel oder Nahaufnahmen, ob Stereo oder DTS, ob seine Begleitband oder seine Gäste, die Örtlichkeit oder die Fans, es passt einfach alles. Und doch gibt's von mir nur 9,5 von 10 RockTimes-Uhren. Wieso? Weil ich diesem 65-Jährigen auch künftig noch Einiges zutraue und ihm deshalb noch etwas Luft nach oben gönne!
Line-up:
Jeff Beck (guitar, vocals)
Tal Wilkenfeld (bass)
Jason Rebello (keyboards)
Vinnie Colaiuta (drums)

Gäste
Eric Clapton (guitar, vocals)
Imogan Heap (vocals)
Joss Stone (vocals)
Tracklist
01:Beck's Bolero
02:Eternity's Breath
03:Stratus
04:Cause We've Ended As Lovers
05:Behind The Veil
06:You Never Know
07:Nadia
08:Blast From The East
09:Led Boots
10:Angel (Footsteps)
11:People Get Ready (mit Joss Stone)
12:Scatterbrain
13:Goodbye Pork Pie Hat / Brush With The Blues
14:Space Boogie
15:Blanket (mit Imogen Heap)
16:Big Block
17:A Day In The Life
18:Little Brown Bird (mit Eric Clapton)
19:You Need Love (mit Eric Clapton)
20:Rollin' And Tumblin' (mit Imogen Heap)
21:Where We You
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